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PROTEST/045: USA - Indigene führen Protest gegen Teersandförderung an (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 3. September 2013

USA: Indigene führen Protest gegen Teersandförderung an - Widerstand gegen Transporte durch Reservationen

von Matthew Charles Cardinale


Bild: © dicktay2000/CC by 2.0

Der Athabasca-Fluss im kanadischen Alberta
Bild: © dicktay2000/CC by 2.0

Spokane, Bundesstaat Washington, 3. September (IPS) - Indigene US-Völker haben sich an die Spitze des Widerstands gegen den Ausbau der Ölsandförderung in der Athabasca-Lagerstätte in der westkanadischen Provinz Alberta gestellt. Sie behindern den Transport von Arbeitsmaschinen durch ihre Gebiete. Die geplante Keystone-XL-Leitung, die Öl von Kanada aus durch die USA bis nach Texas pumpen soll, gefährdet eine über Jahrtausende gewachsene und weitgehend unberührte Natur.

Der Indigenenverband 'Athabasca Chipewyan First Nation' warnt vor den ökologischen Folgen einer erweiterten Teersandausbeutung und der Pipeline. Schon jetzt seien Käferarten verschwunden und die Zahl der Zugvögel zurückgegangen, heißt es. Rentierherden drohe die Ausrottung. Außerdem häuften sich Krebserkrankungen.

Auch das Volk der Nez Percé wehrt sich gegen die riesigen Schiffsladungen, die durch ihre Gebiete geleitet werden und die von den Indigenen selbst nicht genehmigt wurden. Befürchtet wird, dass die Schiffe die Migrationswege der Fische blockieren sowie Flüsse und Ufer beschädigen könnten. "Außenstehende mögen glauben, dass wir die Natur dominieren", sagte Tony Smith, ein Sprecher der Nez Percé. "Doch in Wirklichkeit sind wir Teil von ihr und leben mit ihr symbiotisch zusammen."

19 Angehörige der Volksgruppe, darunter acht Mitglieder des Indigenenrats, waren am 6. August wegen ungebührlichen Verhaltens im Bundesstaat Idaho festgenommen und kurz darauf wieder freigelassen worden.


Ureinwohner halten Transporte auf

In der Nacht zuvor hatten sich Berichten zufolge etwa 200 Menschen singend und trommelnd in dem Gebiet versammelt. Am frühen Morgen des 6. August hielten sie den Transport mit Baumaterialien etwa vier Stunden lang auf. Drei Viertel der Demonstranten waren offenbar Indigene, die von Aktivisten der Umweltgruppe 'Wild Idaho Rising Tide' unterstützt wurden.

An insgesamt vier Tagen wurde der Transport durch indigene Territirien an vier verschiedenen Stellen blockiert. Andere Ethnien hätten stillgehalten, weil sie von dem Unternehmen 'TransCanada' bestochen worden seien, erläutert Silas Whitman, der Vorsitzende des Exekutivkomitees der Nez-Percé.

Whitman weist darauf hin, dass mit den Ureinwohnern keine Absprachen getroffen und keine Umweltverträglichkeitsstudien vorgelegt worden seien. Alle Versuche einer diplomatischen Einigung seien fehlgeschlagen. "Sie nutzen unsere Naturkorridore, für die unsere Verträge immer noch Geltung haben. Sie missbrauchen uns erneut, um die Ausbeutung der den Indigenen gehörenden Rohstoffe in Kanada voranzutreiben. Wir setzen uns für all diejenigen ein, die nicht für sich selbst sprechen können - die Fische, die unberührte Natur, die Kulturen einschließlich unserer Brüder in Kanada, die es sehr schwer haben."

Die Nez Percé haben sich mit anderen Ethnien zusammengeschlossen, um gemeinsam Front gegen die Keystone-Pipeline zu machen. Im Februar entschied ein US-Bundesgericht, dass Transporte durch das Land der Nez Percé der vorherigen Zustimmung der Indigenen und der US-Forstbehörde bedürfen. Doch der US-Bundesstaat Idaho missachtete das Urteil. Whitman zufolge werden die Nez Percé nun erneut den Rechtsweg beschreiten, um die Einhaltung der Anordnung zu erzwingen.

Der Konzern 'General Electric', der durch eine Verzögerung der Transporte Millionen US-Dollar verlieren könnte, will nun in die Streitigkeiten eingreifen. "Er denkt offenbar, er könnte uns vor Gericht schlagen", meint Whitman. 'Omega Morgan', das für die Schiffstransporte verantwortliche Unternehmen, kündigte an, frühestens am 18. September die Arbeit wieder aufzunehmen. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.acfn.com/
http://www.nezperce.org/
http://keystone-xl.com/
https://www.youtube.com/watch?v=p4bYaadpaSg#t=17
http://wildidahorisingtide.org/
http://www.ipsnews.net/2013/09/native-americans-take-lead-in-tar-sands-resistance/

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IPS-Tagesdienst vom 3. September 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. September 2013