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PROTEST/044: Uruguay - Mega-Bergbauprojekt gefährdet Biodiversität (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 29. August 2013

Uruguay: Mega-Bergbauprojekt gefährdet Biodiversität - Umweltschützer protestieren gegen geplantes Gesetz

von Inés Acosta


Bild: © Inés Acosta/IPS

Protestmarsch gegen Minen-Großprojekte
Bild: © Inés Acosta/IPS

Montevideo. 29. August (IPS) - Das Parlament in Uruguay berät derzeit über ein umstrittenes Gesetz zur Reglementierung großer Bergbauprojekte. Darin heißt es, solche Vorhaben dienten dem öffentlichen Interesse. Vertreter aus Politik und Zivilgesellschaft protestieren gegen den Plan.

Kritiker des von der Regierungskoalition Breite Front unterstützten Entwurfs wenden ein, er diene in Wirklichkeit den Interessen des indischen Bergbaukonzerns 'Zamin Ferrous', der im Rahmen des Aratirí-Projekts jährlich 18 Millionen Tonnen Eisenerz fördern will. Investitionen von drei Milliarden US-Dollar wurden bereits zugesagt.

Umweltschützer, Bauern und andere Anwohner, die sich durch das Vorhaben bedroht sehen, machen ihrem Unmut immer lauter Luft. An einem Protest gegen große Minenprojekte in Uruguay beteiligten sich am 10. Mai im Zentrum der Hauptstadt Montevideo mehr als 10.000 Menschen.

In einer Umfrage des Beratungsunternehmens 'Radar' sprachen sich 46 Prozent der Bevölkerung gegen Tagebauprojekte wie Aratirí aus. 28 Prozent äußerten Zustimmung und zwölf Prozent hatten keine Meinung zu dem Thema. 14 Prozent erklärten, ihnen fehlten die nötigen Informationen.


Transport zu Tiefsee-Terminal

Das Aratirí-Projekt auf einer Gesamtfläche von 4.300 Hektar sieht unter anderem fünf Tagebau-Minen vor, die 500 Hektar einnehmen. Hinzu kommen Logistik-Einrichtungen, mehrere Fabriken und eine Leitung, durch die das Erz zu einem geplanten Tiefsee-Exportterminal an der Atlantikküste transportiert werden soll. Die Bewohner dieses Gebietes fürchten nun um wichtige Tourismuseinnahmen.

Das gesamte Unternehmen soll sich inklusive der 'Pufferzonen' über rund 14.500 Hektar Land in den Departements Durazno, Florida und Treinta y Tres erstrecken. Geplant ist auch die Errichtung von fünf neuen Hochspannungsleitungen, die den Bergwerken und dem Hafen Strom liefern sollen. Noch hat die Regierung die Umweltverträglichkeitsstudie aber nicht genehmigt.

In lokalen Kampagnen wurden bereits die Bezirke Treinta y Tres und Lavalleja im Osten sowie Rivera und Tacuarembó im Nordosten des Landes zu 'Großminen-freien' Territorien erklärt. Aktivisten erklärten, dass sie in Tacuarembó bereits genügend Unterschriften für ein Referendum gesammelt hätten. Dort sind bereits Schürflizenzen für eine Fläche von 300.000 Hektar beantragt worden.

"In Tacuarembó gibt es keine Bergbau-Tradition. Die Region ist sehr fruchtbar, darunter verläuft das Guaraní-Aquifer. Diese natürlichen Voraussetzungen eignen sich viel besser für die Förderung der Artenvielfalt", erklärte Daniela Pirez von dem Komitee 'Tacuarembó für Leben und Wasser'.

"Das Gesetz hat einen Vor- und Zunamen: Aratirí. Andere Minenprojekte spielen in diesem Zusammenhang gar keine Rolle", kritisierte Senator Sergio Abreu von der oppositionellen Nationalen Partei. Der frühere Industrieminister Senator Daniel Martínez wies die Vorwürfe zurück. Das Gesetz sei mit Blick auf große Bergbauprojekte im Allgemeinen entworfen worden, meinte er.

Die anderen Minenvorhaben in Uruguay haben allerdings nach Angaben der uruguayischen Kammer der Bergbauindustrie nur etwa ein Zehntel des Umfangs von Aratirí, das die bisher größten Auslandsdirektinvestitionen in der Geschichte des südamerikanischen Landes anziehen soll.

Laut dem Unternehmen ist binnen 20 Jahren eine Bruttowertschöpfung von etwa 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erwarten. Die jährlichen Exporte sollen sich demnach auf einen Wert von etwa 1,4 Milliarden Dollar belaufen. Außerdem würden 1.500 direkte und 10.500 indirekte Arbeitsplätze geschaffen, hieß es. Während der Bauphase würden zwischen 3.000 und 4.000 Menschen eine Beschäftigung finden.

Investoren können demnach mit Steuererleichterungen rechnen. Unter anderem könnten die Kosten für Explorationen und Umweltverträglichkeitsstudien, die vor der Erteilung einer Schürfgenehmigung anfallen, im ersten Geschäftsjahr als Verluste steuerlich abgesetzt werden. Martínez dagegen betonte, dass das Projekt die Steuerlast "signifikant erhöhen" werde.


Betriebsdauer der Bergwerke offenbar nicht begrenzt

Unklar ist außerdem, wie lange die Minen betrieben werden sollen. Die unabhängige Bewegung für ein nachhaltiges Uruguay (Movus) erklärte, sie wisse von keinen zeitlichen Vorgaben. Verantwortliche für Aratirí hätten einem Senatskomitee mitgeteilt, die enormen Krater sollten sich über einen Zeitraum von 80 Jahren mit Regenwasser füllen.

Der Journalist Víctor Bacchetta ist der Meinung, dass das kleine Land nicht das Potenzial zu einer großen Bergbaunation habe. "Uruguay hat nicht so viele Bodenschätze wie etwa Chile oder Peru. Aratirí plant, über einen Zeitraum von zwölf Jahren Eisenerz abzubauen. Und danach wird alles vorbei sein." (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://movusuruguay.org/
http://www.ipsnews.net/2013/08/uruguay-prepares-for-iron-rush/
http://www.ipsnoticias.net/2013/08/uruguay-a-cielo-abierto/

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IPS-Tagesdienst vom 29. August 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. August 2013