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PROTEST/025: Kroatien - 10.000 Unterschriften eingelocht, Bau von Golfplatz umstritten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. Februar 2013

Kroatien: 10.000 Unterschriften eingelocht - Bau von Golfplatz umstritten

von Vesna Peric Zimonjic



Belgrad, 21. Februar (IPS) - Mit mehr als 10.000 Unterschriften wollen die Bewohner der kroatischen Küstenstadt Dubrovnik den Bau einer Golfanlage verhindern. Sie fürchten, dass sich das auf dem Srdj-Berg geplante Megaprojekt negativ auf die örtliche Artenvielfalt und den Tourismus auswirken wird.

Dubrovnik wurde im Jahr 1979 als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet. Die 44.000 Einwohner zählende mittelalterliche Stadt ist dank ihres historischen Stadtkerns und der Küstennähe ein beliebtes Touristenziel. Gerne wird sie als 'Perle der Adria-Küste' bezeichnet.

Der Plan für den Golfplatz besteht schon länger. Bereits vor sechs Jahren erklärte die kroatische Regierung das Vorhaben zu einem von 100 prioritären Bauprojekten. Doch im Zuge der weltweiten Finanzkrise verzögerten sich die Arbeiten, die die israelische Firma 'Golf d.o.o' in Auftrag gegeben und dafür fast eine Milliarde US-Dollar vorgesehen hatte.

Ursprünglich waren für das Projekt 100 Hektar auf dem Srdj-Hügel, von dem man Dubrovnik überblicken kann, eingeplant. Doch mit der Zeit wuchs das Vorhaben auf insgesamt 300 Hektar an. Neben dem Golfplatz sind Hotelanlagen geplant, ein Sportzentrum, Tennisplätze, ein Reitclub, Restaurants, Bars und andere Freizeiteinrichtungen.

Bisher gibt es lediglich eine Seilbahn, die von Dubrovnik nach Srdj führt. Im Balkan-Krieg wurde sie zerstört, doch 2010 wieder instandgesetzt. Auf dem Berg steht eine alte Festung aus napoleonischer Zeit, umgeben von einigen Souvenirläden. Das kleine Dorf Bosanka besteht aus rund 20 Wohnhäusern.


Zahl der Unterschriften hat Erwartungen übertroffen

"Die Zahl der gesammelten Unterschriften hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen", sagt Ivan Vidjen gegenüber IPS. Vidjen ist Mitglied des Organisationsteams, das das Referendum ins Leben gerufen hat. Das kroatische Gesetz sieht ein Referendum als gültig an, wenn mindestens 20 Prozent der Wahlberechtigten in der entsprechenden Region ihre Unterschriften abgegeben haben.

Gegen die Freizeitanlage haben sich rund 25 Prozent der Bewohner Dubrovniks ausgesprochen - und das innerhalb von lediglich zwei Wochen. "Die Menschen haben Gefallen daran gefunden, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen", sagt Vidjen. Das bestätigt auch Mitorganisator Igor Miosic. Die Abstimmung habe außerdem Präzedenzcharakter. Das Referendum sei das erste, das die Bevölkerung auf den Weg gebracht habe.

Im Zuge des Balkankriegs hat Kroatien im Jahr 1990 seine Unabhängigkeit vom Nachbarland Serbien erlangt. Seitdem hat es sich zu einer Marktwirtschaft entwickelt, die Massenprivatisierungen, Fabrikschließungen, legale und illegale Landverkäufe, die Entstehung der Großindustrie und Massenarbeitslosigkeit nach sich zog.

Entlang der Adria-Küste wurden insbesondere nach dem Krieg viele Wohn- und Ferienhäuser illegal hochgezogen, die das Landschaftsbild verschandeln. Die Menschen in Dubrovnik befürchten, dass es ihrer Stadt ähnlich ergehen könnte. Der Tourismus bringt jährlich sieben Milliarden Dollar ein und ist somit die größte Einnahmequelle in Kroatien. Das Land verfügt über attraktive Sandstrände und malerische Inseln. Das Srdj-Projekt soll die Einnahmen weiter vermehren und 1.500 Arbeitsplätze schaffen.

"Geplant sind offensichtlich 268 Villen, ein Apartmentkomplex mit 1.600 Wohnungen und weitere 5.600 Wohneinheiten", sagte die in Dubrovnik lebende Architektin Marija Kojakovic auf einer Informationsveranstaltung im Januar. "Ist das wirklich das, was Dubrovnik zurzeit braucht?"

Kritik an dem Bauvorhaben entzündet sich vor allem an Umweltfragen. Die Anwohner fürchten um die Artenvielfalt auf dem Srdj-Berg. Auch Wald- und landwirtschaftliche Flächen wären in Gefahr. Die Dorfbewohner von Bosanka kritisieren außerdem, dass die Pläne keine Zufahrtsstraßen von ihren Grundstücken zur nahe gelegenen asphaltierten Straße beinhalten.

Die Unterschriften werden nun der Regierung übergeben. "Per Gesetz müssen wir die Unterschriften nun ans Ministerium für öffentliche Verwaltung in Zagreb schicken. Innerhalb von 60 Tagen muss dort entschieden werden, ob das Referendum anerkannt oder abgelehnt wird. Das Ergebnis wird der Lokalregierung mitgeteilt, die dann entsprechend handeln muss", erklärt Vidjen. (Ende/IPS/jt//2013)


Link:

http://www.golfparkdubrovnik.hr/about-us/razvoj-golf-company/c243/
http://www.ipsnews.net/2013/02/golf-plays-against-local-democracy/

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IPS-Tagesdienst vom 21. Februar 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2013