Goethe-Universität Frankfurt am Main - 12.04.2019
Kaninchen gefährden Pflanzenvielfalt auf Teneriffa
Inseln tragen wegen der vielen nur dort heimischen Arten überproportional zur globalen Biodiversität bei. Diese Arten sind aber auch besonders vom Aussterben bedroht. Eine Studie von Biogeographen der Goethe-Universität zeigt nun erstmals auf der Skala einer ganzen, sehr vielfältigen Insel, nämlich Teneriffa, dass diese Arten von eingewanderten Pflanzenfressern bevorzugt werden.
Blick auf den Teide (Standort ca. 2200 m). In Vordergrund
rechts sieht man den Teide-Ginster (Spartocytisus supranubius) - eine
endemische Art, die nur in den Hochlagen von Teneriffa und La Palma zu
finden ist. Gut zu erkennen ist, dass in Bodennähe der Rutenstrauch
durch Kaninchen schon stark angefressen ist.
Foto: © Prof. Severin Irl
Teneriffa ist die artenreichste Insel des Atlantiks. Eine weitläufige Annahme ist, dass die dort heimischen (endemischen) Pflanzenarten besonders von eingewanderten Pflanzenfressern, insbesondere Kaninchen, bevorzugt werden. Diese Pflanzenarten haben sich nämlich unter Bedingungen entwickelt, wo es noch keine großen Pflanzen fressenden Säugetiere gab. Deshalb verfügen sie auch nicht über Mechanismen, sich gegen Fraßfeinde zu wehren.
Der hochgradig endemische Wildprets Natternkopf (Echium wildpretii)
ist nur in den Hochlagen der Inseln zu finden. Er produziert nur
einmal im Leben diesen imposanten, rotleuchtenden Blütenstand mit
mehreren Tausend Blüten, bevor er stirbt. Im Hintergrund ist der
Pico del Teide zu sehen. Standort auf ca. 2300 m.
Foto: © Prof. Severin Irl
Das internationale Forschungsteam von Prof. Severin Irl vom Institut für Physische Geographie der Goethe-Universität hat nun erstmals die gesamte und sehr vielfältige Kanareninsel Teneriffa beprobt und bestätigt, dass endemische Arten stärker von Kaninchen gefressen werden als nicht-endemische: Zwei Drittel aller endemischen Arten sind von Fraßschäden betroffen. "Wir haben außerdem festgestellt, dass manche Ökosysteme stärker betroffen sind als andere", fasst Prof. Severin Irl die Ergebnisse zusammen. Wider Erwarten ist die Kaninchendichte ein schlechter Indikator für Fraßschäden.
"Wir gehen davon aus, dass diese Ergebnisse auch für andere Inseln weltweit gelten, da Teneriffa durch seine Vielfältigkeit und seiner Vielzahl an Ökosystemen und Habitaten als Modelsystem für Inseln gelten kann", so Irl. Zum Erhalt der kostbaren Biodiversität empfehlen Irl und seine Ko-Autoren von der Universität La Laguna auf Teneriffa, dem El Teide Nationalpark auf Teneriffa und der dortigen Naturschutzbehörde, den Kaninchenbestand auf der Insel stark einzudämmen.
Originalpublikation:
Cubas J, Irl SDH, Villafuerte R, Bello-Rodríguez V, Rodríguez-Luengo
JL, del Arco M, Martín-Esquivel JL, González-Mancebo JM. 2019 Endemic
plant species are more palatable to introduced herbivores than
non-endemics. Proc. R. Soc. B 286: 20190136.
http://dx.doi.org/10.1098/rspb.2019.0136
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Goethe-Universität Frankfurt am Main - 12.04.2019
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. April 2019
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