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MEER/381: Mayday, Mayday - Wie kann Nord- und Ostsee geholfen werden? (Securvital)


Securvital 3/21 - Juli-September 2021
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen

Heimische Meere

Mayday, Mayday
Wie kann Nord- und Ostsee geholfen werden?

Von Astrid Froese


Schon der Beginn ist spektakulär. Beim Eintritt ins Ozeanum in Stralsund erwarten die staunenden Besucher drei originale Walskelette. Über eine Rolltreppe, die mit 34 Metern so lang wie ein Blauwal ist, gelangt man in das Museum, das sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Besuchermagneten entwickelt hat. Fünfzig zum Teil riesige Meerwasseraquarien und mehrere Themenausstellungen zeigen eindrucksvoll die Lebensräume der nördlichen Meere. Kinder wie Erwachsene können die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt spielerisch entdecken und den marinen Lebensraum mit allen Sinnen erfahren.

Der Rundgang endet in einer 20 Meter hohen Halle mit der eindrucksvollen Multimedia-Ausstellung »1:1 Riesen der Meere«, die das Museum in Kooperation mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace entwickelt hat. Über die gesamte Raumhöhe schweben, in sanftes blaues Licht getaucht, Nachbildungen von Walen in Originalgröße. Hier erleben die Besucher die Riesen hautnah - und erfahren, wie sehr die faszinierenden Tiere durch menschliche Aktivitäten wie Walfang, Klimawandel und chemische Verseuchung der Meere bedroht sind.

Nord- und Ostsee sind nicht nur beliebte Urlaubsziele mit zahlreichen touristischen Attraktionen. Beide Meere werden auch stark wirtschaftlich genutzt. Dies führt regelmäßig zu Interessenkonflikten mit dem Naturschutz.

Vom Tanker über Kreuzfahrtschiffe bis hin zu den Sportbooten: Zunehmender Schiffsverkehr verursacht einen immer größeren Ausstoß von Abgasen und Lärm. Mehr als 300.000 Schiffe fahren Jahr für Jahr durch die deutsche Nordsee. Die Ostsee gehört mit mehr als 50.000 Schiffspassagen pro Jahr allein im Fehmarnbelt zu den Gewässern der Welt mit der höchsten Verkehrsdichte. Die stärkste Gefährdung für die Meeresumwelt stellt aktuell die Überfischung dar. Sie bedroht die Bestände, besonders von Dorsch und Hering. In der Ostsee wurden sie jahrelang derart überfischt, dass der Nachwuchs irgendwann ausblieb. Dazu kommt, dass Fischereigerät den Meeresboden zerstört.

Für die Baubranche und zum Küstenschutz werden Kies und Sand in viel zu großen Mengen abgebaut. Allein für den Schutz der Nordseeinsel Sylt werden jährlich bis zu eine Million Kubikmeter Sand aus der Nordsee vor die Küste gespült. Auch die Windkraftanlagen, so dringend erforderlich sie sind, beeinträchtigen den Lebensraum der Tiere.

Die von der Bundesregierung angestrebte Verringerung der Nährstoffbelastung durch eine Verminderung des Stickstoffeintrags in Nord- und Ostsee sowie die Reduzierung des Fischfangs auf nachhaltige Mengen bis 2020 wurden nicht erreicht. Zwar hat Deutschland fast 50 Prozent seiner Meeresregionen als Schutzgebiete ausgewiesen, doch besteht dieser Schutz laut Meeresschutzorganisation Sea Shepherd nur auf dem Papier. Die Bundesregierung müsse konsequenter handeln und die Zerstörung durch den Menschen verbieten: »Schutzgebiete müssen auch wirklich Schutzgebiete sein, ohne Ausnahmen«, fordert Manuel Abraas, Geschäftsführer Sea Shepherd Deutschland. Dazu zählt, dass die kommerzielle Fischerei in den Schutzgebieten abgeschafft werden muss. Konkret betrifft dies nach einem Greenpeace-Report die Grund- und Stellnetzfischerei vor den Nordseeinseln Sylt und Amrum sowie die Ostseegebiete Pommersche Bucht und Oderbank. Anders lasse sich das jährliche Sterben der stark gefährdeten Schweinswale, Deutschlands einziger Walart, in den Fangnetzen nicht aufhalten. Nur ein Prozent des Bestandes dürfte auf diese Weise sterben, damit die Population keine nachhaltige Störung erfährt - es sind jedoch bis zu 18 Prozent.

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
- Deutschlands einzige Walart, der Schweinswal, muss besser geschützt werden.

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Quelle:
Securvital 3/21 - Juli-September 2021, Seite 11
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen
Herausgeber: SECURVITA GmbH -
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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 3. August 2021

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