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KLIMA/555: Die Zukunft der Ozeane (Securvital)


Securvital 1/2020 - Januar-März
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen

Klimawandel
Die Zukunft der Ozeane

von Norbert Schnorbach


Der Meeresspiegel wird steigen, das Eis schmelzen, Korallenriffe veröden. Ein neuer Bericht des Weltklimarats IPCC zeigt: Das Leben im Wasser - und an Land - ist gefährdet, wenn sich die Klimapolitik nicht ändert.


Das "ewige Eis" in der Antarktis, auf Grönland und den Himalaya-Gletschern ist in Gefahr. Es schmilzt schneller als bisher gedacht. Ewig wird es nicht mehr sein. Das Schmelzen der kilometerdicken Eismassen an Nord- und Südpol beschleunigt den Anstieg des Meeresspiegels und vergrößert auch die Wucht von Stürmen und Überschwemmungen. Vor diesen Risiken des Klimawandels warnen die Wissenschaftler des Weltklimarats IPCC seit Jahren. In einem 1000-seitigen Sonderbericht zur Zukunft der Ozeane haben die Forscher jetzt genauer als je zuvor beschrieben, wie sich der menschengemachte Klimawandel auswirkt. Für den neuen Bericht haben die Wissenschaftler des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) fast 7000 Forschungsarbeiten ausgewertet.

Alarmierende Zahlen

Sie liefern neueste Daten und Prognosen, wie die Ozeane weltweit auf die steigenden Temperaturen reagieren. Demnach steigt der globale Pegel mittlerweile jedes Jahr um knapp vier Millimeter. Die Ursachen dafür sind sowohl das schmelzende Eis an den Polen als auch die Ausdehnung des Wassers bei steigender Temperatur. Der IPCC hat seine früheren Prognosen verschärft: Bei ungebremstem Klimawandel wird ein Anstieg des Meeresspiegels bis zum Ende des Jahrhunderts um 60 bis 110 Zentimeter erwartet. Diese Zahlen sind alarmierend, meint der dänische Klimaforscher Dr. Martin Stendel. Ein solcher Anstieg würde bedeuten, dass extreme Stürme und Hochwasser, die man bisher einmal in 100 Jahren fürchtete, künftig im Durchschnitt jedes Jahr zu erwarten sind.

"Der Meeresspiegel steigt schneller als bisher gedacht", resümiert die IPCC-Autorin Dr. Zita Sebesvary, Klimaexpertin an der UN-Universität in Bonn. "Mit dem jetzigen weltweiten Kurs können wir den Herausforderungen nicht begegnen". Im vergangenen Jahrhundert ist der globale Meeresspiegel insgesamt um 15 Zentimeter angestiegen. Aktuell erfolgt der Anstieg schon deutlich schneller. "Er wird sich weiter beschleunigen, wenn Treibhausgasemissionen nicht drastisch verringert werden", sagt der Meereswissenschaftler Prof. Hans-Otto Pörtner, einer der federführenden Autoren des IPCC-Berichts.

Land und Meere

Wie schlimm es wird, hängt davon ab, wie die Menschheit ab sofort und künftig handelt - und ob die Erhitzung der Erde bis zum Ende des Jahrhunderts um 1,6 Grad (das ist das optimistische Rechenmodell) oder bis zu 4,3 Grad (ungebremste Entwicklung nach heutiger Schätzung) ansteigt. Der Vergleich zeigt, wie stark sich die Lebensbedingungen für Meerestiere dadurch ändern. An den tropischen Küsten gäbe es einen Niedergang der Fischerei und damit der Lebensgrundlagen für viele Menschen. Der weltweite Fischfang könnte um ein Viertel schrumpfen, heißt es im Bericht.

Der IPCC betont mit großem Nachdruck, dass weit gehende wirtschaftliche und politische Maßnahmen notwendig sind, um den vom Menschen angetriebenen Klimawandel zu begrenzen und in erträglichem Rahmen zu halten. Die Empfehlungen lesen sich wie ein dringender Handlungsaufruf an die Regierungen. Noch ist es möglich, die schlimmsten Folgen durch eine bessere, effiziente Klimapolitik zu mildern, betonen die IPCC-Forscher. Die globale Staatengemeinschaft müsse sich schnellstens auf ein gemeinsames und wirksames Handeln einigen und den Ausstoß von Treibhausgasen wie Methan und Kohlendioxid drastisch reduzieren.

"Der Bericht zeigt sehr deutlich, dass die Staatengemeinschaft so nicht weiter machen kann", meint Prof. Mojib Latif vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Um die Ozeane und die Ökosysteme an Land zu schützen, müssen alle Klima-Maßnahmen eng mit der erforderlichen Stabilisierung des Temperaturanstiegs verknüpft werden.

"Der Bericht zeigt sehr deutlich, dass die Staatengemeinschaft so nicht weitermachen kann."
Prof. Mojib Latif, Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, Kiel

Sorge bereitet den Klimaforschern das Auftauen der dauerhaft gefrorenen Landflächen (Permafrost), etwa im arktischen Sibirien und Kanada. Wenn sie weiter tauen, setzt das enorme Mengen Methan frei, das wiederum die Erwärmung beschleunigt. In den Ozeanen ändert der Klimawandel auch die Qualität des Wassers. Durch die Aufnahme von mehr Kohlendioxid wird das Wasser in den oberen Meeresschichten zunehmen sauer. Korallen und andere Tiere mit Kalkschalen verkraften das nicht. Es entstehen regelrechte Todeszonen in den Meeren ohne tierisches Leben.

Wärmeres Meerwasser bedeutet auch stärkere Wirbelstürme mit höheren Windgeschwindigkeiten und verheerenden Niederschlägen in Küstennähe. "Tropische Wirbelstürme und die Zunahme von extremen Wellen werden in Kombination mit dem Meeresspiegelanstieg extreme Wasserstände bringen und die Gefahren an den Küsten verschärfen", warnen die IPCC-Forscher.


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Bedrohtes Leben im Meer (2 Weltkarten)
Das Leben im Meer wird sich durch den Klimawandel verändern im äußersten Norden und Süden bessern sich die Bedingungen, aber in den gemäßigten Zonen könnte sich das tierische Leben im Meer und damit auch die Fischerei rapide verringern. Die Karten zeigen Zu- und Abnahme bei einer gebremsten und bei einer starken Erderhitzung.

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Quelle:
Securvital 1/2020 - Januar-März, Seite 22 - 23
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen
Herausgeber: SECURVITA GmbH - Gesellschaft zur Entwicklung
alternativer Versicherungskonzepte
Redaktion: Norbert Schnorbach (V.i.S.d.P.)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Januar 2020

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