Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

KLIMA/363: Allianz kleiner Inselstaaten will als Bezugsgröße für globales Abkommen anerkannt werden (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. Dezember 2014

Klima: 'Was gut für die kleinen Inselstaaten ist, hilft dem gesamten Planeten' - Ländergruppe will als Bezugsgröße für globales Abkommen anerkannt werden

von Desmond Brown


Bild: © Desmond Brown/IPS

Aktivisten am Rande der UN-Klimakonferenz in Lima
Bild: © Desmond Brown/IPS

Lima, Peru, 8. Dezember (IPS) - Die Chefunterhändlerin der zwischenstaatlichen 'Allianz kleiner Inselstaaten' (AOSIS), Ngedikes 'Olai' Uludong, ist mit einer konkreten Erwartungshaltung in die peruanische Hauptstadt Lima gekommen. Dort verhandeln die Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention (COP20) zurzeit über ein internationales Klimaabkommen. "Ein solches Vertragswerk muss unser Überleben sicherstellen", fordert sie.

Wie Uludong betont, sollten in der Übereinkunft alle Bedürfnisse der kleinen und tiefliegenden Inselstaaten berücksichtigt werden, "die unsere Anpassung an den Klimawandel sicherstellen. Wir brauchen Zugang zu den erforderlichen Finanzmitteln, die uns helfen, uns besser auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten."

Das geplante Klimaabkommen soll im nächsten Jahr auf der COP21 in Paris verabschiedet und ab 2020 umgesetzt werden. Uludong zufolge sollten die kleinen Inselentwicklungsstaaten (SIDS) als feste Bezugsgrößen für die Übereinkunft berücksichtigt werden. "Was gut für die SIDS ist, hilft dem gesamten Planeten", meint sie. "Eine erfolgreiche Einigung würde auch die Inseln der Industriestaaten retten, etwa das US-amerikanische Hawaii."


Gesteckte Ziele erreichen

Seit der Gründung 1990 verfolgt AOSIS hauptsächlich das Ziel, seine inzwischen 44 Mitglieder im Kampf gegen die Folgen der Klimaveränderungen auf eine gemeinsame Linie zu bringen. Wie Uludong betont, werde man die Aufmerksamkeit auf drei Bereiche lenken: auf das Klimaabkommen, auf die zweite Handlungsphase der Ad-hoc-Arbeitsgruppe zur Umsetzung des in Durban vereinbarten Aktionsfahrplans sowie auf die erneute Überprüfung der weltweiten Auswirkungen eines Temperaturanstiegs um 1,5 bis zwei Grad Celsius.

"Wir sollten den Ehrgeiz entwickeln, langfristig unter der 1,5-Grad-Celsius-Marke zu bleiben", erläutert sie. Und dann gelte es die Finanzierung der Klimaanpassung und -abmilderung zu sichern. "Wie können wir die Geber zur Wiederbelebung des Anpassungsfonds bewegen?", fragt sie. "Und wie schaffen wir es, dass die Industriestaaten ihre finanziellen Zusagen für den Grünen Klimafonds (GCF) einhalten?" Bis spätestens 2020 soll der GCF mit mindestens 100 Milliarden Dollar im Jahr bestückt werden. Die Finanzierungsfrage soll einer der zentralen Pfeiler des geplanten Klimaabkommens werden.

Bild: © Desmond Brown/IPS

Ngedikes 'Olai' Uludong von der Allianz Kleiner Inselstaaten (AOSIS) in Lima
Bild: © Desmond Brown/IPS

Auch die Zukunft des Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung, (CDM) gibt Anlass zur Sorge. Der CDM soll die Länder dazu befähigen, ihre im Kyoto-Protokoll eingegangenen CO2-Emissionsbegrenzungs- und -reduktionsverpflichtungen unter anderem durch die Unterstützung von Klimaprojekten in Entwicklungsländern zu erfüllen. Dafür wurden handelbare Emissionszertifikate aufgelegt.

"Doch der CDM steht an einem Scheideweg", sagt der barbadische Umweltwissenschaftler Hugh Sealy, der dem UN-Panel für den CO2-Markt vorsitzt. "Der Markt ist zusammengebrochen. Der Wert der CER-Zertifikate ist von zehn bis 15 US-Dollar auf weniger als 30 US-Cent abgesackt. Das hat dazu geführt, dass Projektentwickler keine Anreize mehr für weitere CDM-Projekte sehen." Laut Sealy müssen in Lima und in Paris klare Entscheidungen getroffen werden, welche Rolle internationale Kompensationsmechanismen innerhalb der neuen Klimaregelungen spielen sollten.

"Wir brauchen Vertragsstaaten, vor allem aus den Reihen der Industrieländer, die ehrgeizigere Zugeständnisse machen und die Nachfrage nach CER steigern. Außerdem suchen wir nicht-traditionelle Märkte und Produkte, die wir Finanzdienstleistern anbieten können, die ihre ergebnisorientierte Finanzierung überprüfen wollen", erklärt Sealy. Der EU wirft er vor, den CDM ausgehöhlt zu haben, indem sie die CDM-Schadstoffemissionszertifikate im EU-Emissionshandelssystem nur eingeschränkt zugelassen habe.


Hoffnung auf saubere Technologien

Aus Sicht von AOSIS könne der Wert der CER-Zertifikate durch die Förderung grüner Technologien und Anreize für umweltfreundlichere Projekte erhöht werden. Mittel- und langfristig hofft die Allianz auf immer neue und geeignete Technologien zur Verringerung der CO2-Emissionen.

Die Länder müssten dringend dazu bewegt werden, von fossilen auf alternative und erneuerbare Energieträger umzusteigen. "Wenn wir das bis 2020 bewerkstelligen, können wir die Folgen des Klimawandels drastisch abmildern", sagt sie. "Wir brauchen eine Grundlage, auf der unsere Agenda für die Jahre nach 2020 aufbauen kann. Deshalb müssen wir rasch aktiv werden." (Ende/IPS/ck/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/12/whats-good-for-island-states-is-good-for-the-planet/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 8. Dezember 2014
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Dezember 2014