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KLIMA/306: Pazifik - Fidschi-Inseln regionaler Vorreiter bei Umsiedlung von Klimaflüchtlingen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. Mai 2014

Pazifik: Fidschi-Inseln regionaler Vorreiter bei Umsiedlung von Klimaflüchtlingen

von Catherine Wilson


Bild: © Catherine Wilson/IPS

Die neuen Unterkünfte der Klimaflüchtlinge von Vunidogoloa, einem aufgelösten Dorf auf Vanua Levu, der zweitgrößten Insel Fidschis
Bild: © Catherine Wilson/IPS

Sydney, 27. Mai (IPS) - In der Pazifikregion zwingt der Klimawandel immer mehr Menschen zur Umsiedlung. Da das ansteigende Meer Süßwasserquellen und Agrarland verunreinigt, werden Küstenbereiche unbewohnbar.

Auf den Fidschi-Inseln ist der Fortbestand von 6776 Gemeinden in Gefahr. Die Regierung ist derzeit die erste in der Region, die sich den Herausforderungen stellt, die mit der Umsiedlung als letzte Option zur Anpassung an den Klimawandel verbunden sind.

Auf den 300 Vulkaninseln mitten im Südpazifischen Ozean leben etwa 870.000 Menschen. Viele Inseln sind Atolle, die nur knapp über dem Meeresspiegel liegen und äußerst anfällig für Wirbelstürme, Überschwemmungen und Erdbeben sind. Die Klimaveränderungen sind in Fidschi bereits deutlich spürbar.

Der Pazifikstaat, der kürzlich den Vorsitz eines Treffens der G77, der Gruppe der Entwicklungsländer plus China, führte, nutzte die Gelegenheit, um die Notlage der kleinen Inselentwicklungsländer auf internationaler Ebene zur Sprache zu bringen. Die Pazifikstaaten sind nur für 0,006 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich, leiden aber umso mehr unter den Folgen.


Meeresspiegel steigt jährlich um sechs Millimeter

Laut dem Pazifik-Programm zur Erforschung des Klimawandels ('Pacific Climate Change Science Program' - PCCSP) ist der Meeresspiegel im Umkreis der Fidschi-Inseln in den vergangenen zehn Jahren um sechs Millimeter jährlich gestiegen. Das ist mehr als das Doppelte des weltweiten Durchschnittswerts. Im Laufe dieses Jahrhunderts werden sich den Prognosen zufolge außerdem der Säuregehalt des Wassers, die Temperaturen und die Intensität der Niederschläge erhöhen.

Mit Anpassungsmaßnahmen wie dem Bau von Küstendeichen und dem Anpflanzen von Mangroven ist den pazifischen Inseln längst nicht mehr geholfen. Die Küstenbewohner müssen an sicherere Orte umgesiedelt werden.


Fast zwei Millionen Menschen droht Vertreibung

Nach Schätzungen der 'London School of Economics' könnten bis zu 1,7 Millionen der insgesamt rund zehn Millionen Einwohner der Pazifikinseln bis zum Jahr 2015 durch den Klimawandel vertrieben werden. Mahendra Kumar, Leiter des Referats für Klimawandel im Außenministerium von Fidschi, erklärte, die Regierung betrachte es als ihre Pflicht, der vom Klimawandel bedrohten Bevölkerung Schutz und Hilfe zu bieten.

Richtlinien für die Binnenmigration sollen zu einem wichtigen Bestandteil der 2012 eingeführten nationalen Strategie gegen den Klimawandel werden. Viele Menschen in der Region, die aufgrund der Klimaveränderungen ihren Wohnort wechseln müssen, wollen in ihrem Heimatland bleiben. Mehr als 80 Prozent des Landes befindet sich traditionell im Besitz der indigenen Bevölkerung. Land bedeutet für die Fidschianer Existenzgrundlage, Nahrungsquelle, soziale Sicherheit und kulturelle Identität.

Die Bevölkerung von Vunidogoloa auf Vanua Levu, einer der beiden Hauptinseln Fidschis, ist bereits den Fluten gewichen. In der Natewa-Bucht, wo die Menschen über Generationen gelebt hatten, durchbrach das Meer die Deiche, setzte die Hütten unter Wasser und versalzte die mit Taro-Knollen und Süßkartoffeln bepflanzten Felder.

Die 2010 begonnene Umsiedlung verlief über einen Zeitraum von drei Jahren. Die Bedürfnisse der Dorfbewohner wurden berücksichtigt. "Wir sind glücklich in unserem neuen Dorf", sagt Suluwegi, ein Bewohner. "Die Häuser sind gut, und wir können wieder Landwirtschaft betreiben." Vom Agrarministerium kamen Ananasstauden und technische Hilfe.

Für die Umsiedlung der 150 Menschen und den Bau von 30 neuen Wohnstätten zu Kosten von jeweils etwa 5.400 US-Dollar war das Ministerium für ländliche und maritime Entwicklung zuständig, das die Pläne für die Umsiedlung vorab mit den Bewohnern abgestimmt hatte. Suluwegi zufolge hatten die Menschen auch ein Mitspracherecht bei der Wahl des neuen Standorts.

"Es gab keine Landstreitigkeiten. Das hat unsere Arbeit erheblich erleichtert", sagt George Dregaso von der Behörde für Katastrophenschutz. Mehrere Ministerien und Behörden stellten finanzielle Mittel und andere Unterstützung für die neuen Existenzgründungen bereit. Wasserreservoirs und eine Solarkraftanlage wurden in dem Dorf geschaffen. Die Dorfbewohner erhielten außerdem Pflanzen, Zuchtvieh und Gerätschaften für den Ackerbau.


Umsiedlung hauptsächlich von Regierung finanziert

Etwa 75 Prozent der Kosten für die Umsiedlung von Vunidogoloa von insgesamt etwa 535.000 US-Dollar wurden von der Regierung getragen. Die übrigen Kosten wurden von der Dorfgemeinschaft in Form von Bauholz bestritten.

In anderen Teilen der Welt könnten vom Klimawandel betroffene Menschen allerdings weit weniger Glück haben. Die Notlagen von Klimaflüchtlingen werden in vielen Staaten nicht berücksichtigt. Auch die UN-Flüchtlingskonvention erkennt durch klimatische Bedingungen zur Flucht gezwungene Menschen nicht als Binnenflüchtlinge an.

2013 arbeiteten allerdings Rechtsanwälte, Klimaexperten und Vertreter der Vereinten Nationen die auf dem Völkerrecht basierenden so genannten 'Inselprinzipien' zur Klimawanderung als erste Richtlinie für Regierungen und Parlamente aus. Diese Prinzipien sehen eine Beteiligung der Gemeinschaft an den Umsiedlungsplänen, die Bereitstellung erschwinglicher Unterkünfte sowie grundlegende Dienstleistungen vor.

Auf den Fidschi-Inseln stützt sich die Strategie gegen den Klimawandel auf bestehende Gesetze und auf die im vergangenen Jahr eingeführte neue Verfassung, die allen Staatsangehörigen unabhängig von Herkunft und Status gleiche Rechte garantiert. (Ende/IPS/ck/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/05/fiji-leads-pacific-region-climate-adaptation-efforts/

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IPS-Tagesdienst vom 27. Mai 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Mai 2014