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KLIMA/084: Afrika will, dass das Kiotoprotokoll überlebt - Greenpeace-Chef im IPS-Gespräch (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 14. September 2011

Klima: Afrika will, dass das Kiotoprotokoll überlebt - Greenpeace-Chef im IPS-Gespräch

Von Laura Lopez Gonzalez


Montreal, Kanada, 14. September (IPS) - Kumi Naidoo, Chef der Umweltorganisation 'Greenpeace International', stellt an die 17. Vertragsstaatenkonferenz (COP 17) der UN-Klimarahmenkonferenz in seiner südafrikanischen Heimatstadt Ende des Jahres hohe Erwartungen. "Durban darf nicht zum Friedhof des Kiotoprotokolls werden."

Doch die Chancen, dass die internationale Gemeinschaft dem Zusatzabkommen zur Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) eine Fortsetzung gewährt, sind gering. "Die Sterne für ein solches rechtlich verbindliches Abkommen stehen schlecht", weiß auch Naidoo. "Wir müssen deshalb einem solchen Abkommen möglichst nahe kommen." Die erste Phase des Kioto-Protokolls, das 37 Industrieländer auf die Einhaltung verbindlicher CO2-Reduktionsziele verpflichtet, läuft im nächsten Jahr aus.

Auf Naidoos Wunschliste für die COP 17 vom 28. November bis 9. Dezember, auf der sich das Schicksal des Kioto-Protokolls entscheiden wird, stehen neben einem ebenso verbindlichen Nachfolgevertrag auch Klimaanpassungshilfen für afrikanische Bäuerinnen und Maßnahmen zum Schutz der afrikanischen Wälder.

Naidoo, ein ehemaliger Anti-Apartheid-Aktivist, war unlängst mit Maite Nkoana-Mashabane zusammengekommen, der südafrikanischen Ministerin für internationale Beziehungen und Zusammenarbeit. In ihrer Funktion als COP 17-Vorsitzende informierte sie den Greenpeace-Chef über die nächsten Schritte im Vorfeld der bevorstehenden Weltklimakonferenz.

Wie Naidoo im IPS-Gespräch am Rande der diesjährigen CIVICUS-'Weltversammlung' vom 10. bis 12. September im kanadischen Montreal erklärte, wird sich Afrika für ein verbindliches Klimaschutzabkommen einsetzen. Außerdem sei den Vertretern des Kontinents an einem Überblick über die konkreten Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen zu verschaffen. "Afrika ist sehr daran gelegen, dass das Kiotoprotokoll in die zweite Phase geht", versicherte der Südafrikaner.


Kioto-Nachfolgeabkommen muss fair und verbindlich sein

Dem Greenpeace-Direktor zufolge lehren die Erfahrungen, dass sich die auf UN-Gipfeltreffen erzielten Ergebnisse in der Regel mager ausnehmen. "Wir brauchen aber ein faires, ehrgeiziges und verbindliches Abkommen", sagte er. "Unter fair verstehen wir eine gemeinsame und differenzierte Verantwortlichkeit, die berücksichtigt, dass die Industriestaaten die Schuld an den klimabedingten Krisen haben. Dies sollte sich in dem Bestreben der reichen Staaten widerspiegeln, für ihre Klimaschulden aufzukommen und den armen Ländern zu helfen, sich gegen die Folgen des katastrophalen Klimawandels zu wappnen."

Die Klimaziele müssten sich an den Empfehlungen der Wissenschaft orientieren, meinte Naidoo. Für die Industriestaaten hieße dies, ihren CO2-Ausstoß um 25 bis 40 Prozent zu senken. Davon jedoch sind die meisten Länder noch weit entfernt. Angesichts der ablehnenden Haltung der USA und der Versuche Russlands, Kanadas und Japans, das Kioto-Protokoll zu Grabe zu tragen, sei mit einem rechtlich verbindlichen Abkommen kaum zu rechnen.


Grüner Fonds soll afrikanische Bäuerinnen unterstützen

Was die Verwendung der finanziellen Mittel des bereits auf der COP 16 beschlossenen Grünen Klimafonds angeht, der armen Ländern bei der Anpassung an den Klimawandel helfen soll, plädiert Naidoo dafür, dass in Afrika vor allem Frauen profitieren. Sie leisteten den Großteil der Feldarbeit und benötigten gerade mit Blick auf die sich ständig verschärfenden Klimaanomalien Saatgut, Dünger und Agrartechnologien. Außerdem müsse ihnen der Zugang zu Wasser erschlossen und strukturelle und technische Hilfe geleistet werden.

Naidoo wünscht sich von der COP 17 darüber hinaus konkrete Maßnahmen zum Schutz der Wälder Zentralafrikas. "Wir müssen alles in unserer Macht Stehende unternehmen, um der Zerstörung der Wälder des Kongo-Beckens Einhalt zu gebieten." Gleichzeitig gelte es einen nachhaltigen Waldnutzungsansatz zu verfolgen, der den Bedürfnissen der Millionen Menschen gerecht wird, die in den grünen Lungen des Kontinents leben. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.cop17-cmp7durban.com/
http://www.greenpeace.org/international/en/
http://unfccc.int/kyoto_protocol/items/2830.php
http://www.civicusassembly.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=105072

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. September 2011