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GENTECHNIK/204: Mexiko - Gentech-Mais in den Tortillas (Informationsdienst Gentechnik)


Informationsdienst Gentechnik

Nachrichten - 27.03.2018

Mexiko: Gentech-Mais in den Tortillas


Industriell gefertigte Tortillas in Mexiko sind häufig mit gentechnisch verändertem Mais verunreinigt und mit Glyphosat belastet. Das stellten mexikanische Wissenschaftler in einer Studie fest, auf die die Entwicklungsorganisation GRAIN aufmerksam gemacht hat. Der Gentech-Mais fand sich auch in Exportprodukten.

Mexiko ist die Heimat der Maispflanze und ihre Körner sind dort das wichtigste Grundnahrungmittel. Ein halbes Kilogramm Maismehl isst der durchschnittliche Mexikaner jeden Tag, in Form von Tortilla-Fladen, Snacks oder anderen Gerichten auf Mais-Basis. Der Anbau von gentechisch verändertem (gv)-Mais ist in Mexiko verboten, doch aus den USA darf gv-Mais eingeführt werden, als Futtermittel und für die Lebensmittelindustrie.

Das Forscherteam um Elena Álvarez Buylla von der mexikanischen Universität UNAM hatte 367 mais-basierte Lebensmittel, hauptsächlich aus dem Hochland um Mexico City, eingekauft und analysiert. In 82 Prozent der Proben fanden sie gentechnisch veränderten Mais, besonders häufig in Tortillas. Selbst die Hälfte der als gentechnikfrei ausgelobten Produkte war belastet. Bei 107 Proben bestimmten die Forscher die Menge an gv-Mais. In 46 Fällen waren es mehr als fünf Prozent. Der gv-Mais könne aus den USA importiert worden sein, heißt es in der Studie. Es bestehe aber auch die Möglichkeit, dass das heimische Saatgut bereit mit gv-Mais verunreinigt sei. Der Vorschlag der Wissenschaftler: "Die derzeit gültigen Biosicherheitsrichtlinien sollten gründlich überarbeitet werden."

In einem Drittel der Lebensmittel mit gv-Mais konnte das Labor zudem Rückstände von Glyphosat nachweisen. Die Forscher bemängelten, dass es in Mexiko bisher keine gesetzlichen Grenzwerte für Glyphosatrückstände gebe.

GRAIN weist in der Analyse der Studie auf einen besonderen Aspekt hin: Die Tortillas, die in bäuerlichen Gemeinden aus dem Mehl regionaler Sorten von weißem Mais hergestellt worden waren, wiesen kaum Verunreinigungen auf. Betroffen waren fast ausschließlich industriell gefertigte Tortillas und Fertiggerichte sowie das Mehl aus großen Mühlen. Laut Grain ist Mexiko einer der weltweit größten Hersteller verarbeiteter Lebensmittel. Industriell gefertigte Tortillas werden über Ketten kleiner Supermärkte bis in die Dörfer vertrieben und verdrängen dort die handwerklichen Hersteller, heißt es in der Analyse. Ein Teil der Lebensmittel wird exportiert - nicht nur in die USA, sondern auch nach Europa. Die UNAM-Wissenschaftler hatten deshalb auch einige Proben mexikanischer Lebensmittel in Frankreich, Spanien und Deutschland gekauft. Die drei deutschen Proben waren gentechnikfrei, in einer spanischen und drei französischen Proben fand das Labor gentechnisch veränderte Organismen. [lf]


GRAIN: Mexico - The dangers of industrial corn and its processed edible products (20.03.2018)
https://www.grain.org/article/entries/5906-mexico-the-dangers-of-industrial-corn-and-its-processed-edible-products

Elena Alvarez Buylla et.al: Pervasive presence of transgenes and glyphosate in maize-derived food in Mexico (15.09.2017)
https://www.uccs.mx/downloads/visit.php?id=file_59e715a0e4186

Infodienst: Mexiko - Vorerst keine Gentechnik-Experimente mit Mais (14.10.2013)
https://www.keine-gentechnik.de/nachricht/28229/

Link zu diesem Beitrag beim Informationsdienst Gentechnik
https://www.keine-gentechnik.de/nachricht/33097/


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Quelle:
Nachricht, 27.03.2018
Informationsdienst Gentechnik
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Redaktion:
Vera Fischer [vef], Karin Ehrle-Horst [keh]
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. April 2018

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