Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-News - 20.12.2022
Weltnaturabkommen: Montreal-Moment mit Mängeln
Am Montag ging die Weltnaturkonferenz - das 15. Vertragsstaatentreffen der Konvention über biologische Vielfalt (CBD COP 15) - in Montreal zu Ende. Zwei Wochen hatten 196 Staaten um einen neuen globalen Biodiversitätsrahmen gerungen. Das neue Abkommen muss nun noch von allen ratifiziert werden. Umweltverbände begrüßten die Entscheidung, sehen aber auch Mängel.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßte das "historische Ergebnis"[1]. Denn die Abschlusserklärung [2] enthalte "zentrale Forderungen der EU", unter anderem das 30x30-Ziel für Unterschutzstellung und Wiederherstellung von Ökosystemen an Land und im Meer. Außerdem wird es einen globalen Biodiversitätsfonds geben, für den bis 2030 jährlich mindestens 200 Milliarden US-Dollar mobilisiert werden sollen. Die Länder des globalen Südens sollen bei der Umsetzung der neuen Vereinbarung jeweils jährlich bis 2025 mit 20 Milliarden und bis 2030 mit 30 Milliarden US-Dollar unterstützt werden. Bundsumweltministerin Steffi Lemke nannte das Abkommen einen "Durchbruch" und einen "Schutzschirm" für die Natur.
Der NABU sieht in der Einigung noch "einige Schwachstellen" und sorgt sich vor allem um die Praxisfragen und die fehlenden Kontrollen und Sanktionen. Es fehlten konkrete Vereinbarungen zur Umsetzung und messbare Ziele. Das Abschlussabkommen reiche nicht aus, um den Verlust der Artenvielfalt und Ökosysteme zu stoppen oder umzukehren. Von den schätzungsweise acht Millionen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde seien laut Weltbiodiversitätsrat IPBES mindestens eine Million vom Aussterben bedroht, so die Organisation.
Der Deutsche Naturschutzring (DNR) forderte von der deutschen Regierung und der EU, dass sie sich für eine entsprechend ehrgeizig ausgerichtete EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur einsetzen. Nachbesserungsbedarf sähen Umweltorganisationen insbesondere bei den Wiederherstellungszielen der Meeresumwelt. Die Verordnung müsse außerdem gewährleisten, dass auch die gemeinsame europäische Fischereipolitik zur Erreichung des Ziels beiträgt. Zudem müssten 10 Prozent der Agrarlandschaft für artenreiche Landschaftselemente vorgesehen und landwirtschaftlich genutzte Moore auf landwirtschaftlichen Flächen wiederhergestellt werden. Dies alles brauche eine solide Finanzierung, so der DNR.
Derweil will Deutschland seine Nationale Strategie zur biologischen
Vielfalt (NBS) neu auflegen. Sowohl der neue CBD-Rahmen als auch die
EU-Biodiversitätsstrategie 2030 enthalte neue Zielvorgaben für 2030. Das
von der Bundesregierung beauftragte Nova-Institut begleitet den Prozess zur
Neuauflage der NBS 2030, der eine inhaltlich- strategische Neuausrichtung,
eine verbindlichere Umsetzung, die Integration eines
Ambitionssteigerungsmechanismus, eine Verbesserung der Messbarkeit sowie
eine Weiterentwicklung des Dialogprozesses zur Begleitung der künftigen
Umsetzung vorsieht. Ende 2023/Anfang 2024 ist die Verabschiedung der NBS
2030 durch das Bundeskabinett vorgesehen (Informationen)[3]. [jg]
Kunming-Montreal Global biodiversity framework (engl.)
https://www.cbd.int/doc/c/e6d3/cd1d/daf663719a03902a9b116c34/cop-15-l-25-en.pdf
EU-Kommission:
COP15: Kommissionspräsidentin von der Leyen begrüßt "historisches Ergebnis"
der Weltnaturkonferenz
https://germany.representation.ec.europa.eu/news/cop15-kommissionsprasidentin-von-der-leyen-begrusst-historisches-ergebnis-der-weltnaturkonferenz-2022-12-19_de
Geber-Verpflichtung bei der COP 15: Mehr Geld für biologische Vielfalt
https://germany.representation.ec.europa.eu/news/geber-verpflichtung-bei-der-cop-15-mehr-geld-fur-biologische-vielfalt-2022-12-16_de
COP15: EU will Verlust der biologischen Vielfalt eindämmen und umkehren
https://germany.representation.ec.europa.eu/news/cop15-eu-will-verlust-der-biologischen-vielfalt-eindammen-und-umkehren-2022-12-07_de
BMUV:
Montreal Moment für die Natur
https://www.bmuv.de/pressemitteilung/montreal-moment-fuer-die-natur
Weltnaturkonferenz: Deutschland und Kolumbien starten Umsetzungs-
Initiative
https://www.bmuv.de/pressemitteilung/weltnaturkonferenz-deutschland-und-kolumbien-starten-umsetzungs-initiative
Naturschutz und biologische Vielfalt in Entscheidungen von Investoren und
Unternehmen verankern
https://www.bmuv.de/pressemitteilung/naturschutz-und-biologische-vielfalt-in-entscheidungen-von-investoren-und-unternehmen-verankern
Berichterstattung tagesschau
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-1129977.html
Berichterstattung Riffreporter
https://www.riffreporter.de/de/umwelt/biodiversitaet-cop15-montreal-abkommen-inhalte-was-steht-drin-naturschutz
NABU: Weltnaturkonferenz verabschiedet neues Weltnaturabkommen
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/naturschutz/weltweit/globale-biodiversitaetspolitik/25413.html
und
Rund 200 Staaten beschließen ein neues Weltnaturabkommen - Freude über
Einigung, Sorge um Umsetzung
https://www.nabu.de/news/2022/12/32685.html
DNR: Nach der Weltnaturkonferenz: Deutschland muss sich noch stärker für
ambitionierte Naturschutzziele einsetzen
https://www.dnr.de/presse/pressemitteilungen/nach-der-weltnaturkonferenz-deutschland-muss-sich-noch-staerker-fuer
Links:
[1] https://germany.representation.ec.europa.eu/news/cop15-kommissionsprasidentin-von-der-leyen-begrusst-historisches-ergebnis-der-weltnaturkonferenz-2022-12-19_de
[2] https://www.cbd.int/doc/c/e6d3/cd1d/daf663719a03902a9b116c34/cop-15-l-25-en.pdf
[3] https://biologischevielfalt.bfn.de/nationale-strategie/nbs-post-2020.html
*
Quelle:
EU-News, 20.12.2022
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 20. Dezember 2022
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