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GLOBAL/022: Ergebnisse der 10. Weltnaturschutzkonferenz (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

Donnerstag, 04. November 2010 / Naturschutz & Biodiversität

Ergebnisse der 10. Weltnaturschutzkonferenz


Am letzten Tag der 10. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Biodiversitätskonvention (CBD) haben sich die Länder der Welt in Nagoya auf mehrere Beschlüsse unter dem Dach der Konvention zum Schutz der Artenvielfalt geeinigt.

Delegierte der 193 Vertragsstaaten trafen sich in Japan vom 18.-29. Oktober, um die biologische Vielfalt zu erhalten und damit unsere Lebensgrundlagen zu sichern. Insbesondere wurden drei Hauptthemen verhandelt und als Gesamtpaket beschlossen: Das Protokoll zum gerechtem Vorteilsausgleich (ABS), der Strategische Plan 2020 sowie Finanzierungsstrategien.

Das wichtigste Ergebnis der Verhandlungen ist die Einigung über das ABS-Protokoll (Access and Benefit Sharing - Gerechter Vorteilsausgleich). Es sieht vor, die Biopiraterie zu stoppen. Pharmafirmen können sich nicht mehr wie bisher an den genetischen Ressourcen und dem traditionellen Wissen indigener Völker für die Herstellung von Arzneimitteln im Süden umsonst bedienen, sondern müssen die lokale Bevölkerung an den Gewinnen beteiligen. Das verabschiedete Protokoll wird nach Inkrafttreten den Zugang zu den genetischen Ressourcen und die Gewinnbeteiligung völkerrechtlich verbindlich regeln. Allerdings drohten die Verhandlungen mehrmals zu scheitern, zu sehr lange die Interessen des Nordens und Südens auseinander. Das Protokoll konnte durch einen am letzen Tag von dem Verhandlungsleiter Japan vorgelegten Kompromissvorschlag jedoch noch zum Abschluss gebracht werden.

Der strategische Plan 2020, der ein 20-Punkte-Programm zur Sicherung der biologischen Vielfalt beinhaltet, war ebenso Bestandteil der Verhandlungen wie die Frage der Finanzierungsstrategien. Auch an diesem Punkt drohte die Konferenz noch bis zum Freitag zu scheitern. Während die Länder des Südens die Zustimmung zum strategischen Plan 2020 von der Finanzierung abhängig machten, wollten die Industrieländer sich nicht auf konkrete Finanzierungszusagen festlegen lassen.

Dass die Verhandlungen dennoch zum Erfolg führten, ist wiederum der beispielhaften Haltung Japans zu verdanken. Das Land will in den nächsten drei Jahren zwei Milliarden Dollar für den Erhalt der biologischen Vielfalt bereitstellen. Die Vertreter der anderen Industriestaaten einigten sich darauf, bis 2012 den nötigen Finanzbedarf und vorhandene Ressourcen zum Schutz der biologischen Vielfalt zu ermitteln und erst auf dieser Grundlage die erforderlichen Finanzmittel festzulegen.

Enttäuscht waren deutsche Umweltverbände über die Ziele zur Ausweitung der Schutzgebiete. Es konnte sich nur auf 17 Prozent bei terrestrischen und 10 Prozent bei maritimen Schutzgebieten geeinigt werden. Diese Zahlen liegen weit hinter den Erwartungen der Naturschutzverbände, so Kathrin Blaufuss, DNR-Koordinatorin der NGO-Vorbereitungen zum Biodiversitätsgipfel in Nagoya. Die Verbände wollten eine Ausweitung der Naturschutzgebiete auf 25 Prozent und der Meeresschutzgebiete auf 20 Prozent erreichen. Jedoch scheiterten die Verhandlungen unter anderem an der Haltung Chinas. Bei der Entwaldung konnten die Naturschutzverbände ihr gesetztes Ziel des völligen Stopps ebenfalls nicht erreichen. Der Kompromiss sieht nur eine Halbierung der Abholzungen vor.

Ein weiterer Erfolg der Konferenz ist der Beschluss zum Abbau von schädlichen Subventionen, die der Artenvielfalt schaden. Das wird Auswirkungen auf die Reformen in der Landwirtschaft und der Fischerei bedeuten. Beispielsweise erhielten deutsche Bauern im vergangen Jahr rund 5,7 Mrd. Euro, unabhängig davon, ob sie nachhaltig und artenschützend wirtschafteten oder nicht.

Als weiteren Erfolg der Verhandlungen wurde das Moratorium zum Geoengineering gefeiert. Riskanten Großprojekten und technischen Lösungen, die den Klimawandel aufhalten sollen wurde Einhalt geboten. Die möglichen Auswirkungen und Folgen dieser Technologien sind nicht abschätzbar und daher ist es zu begrüßen, dass die Weltgemeinschaft hier Vorsicht walten lassen will.

Am Rande der Konferenz wurde die TEEB-Studie (The Economics of Ecosystems and Biodiversity) vorgestellt (siehe News http://eu-koordination.de/umweltnews/news/naturschutz-biodiversitaet/512). Sie soll die Bedeutung von Ökosystemen in einem monetären Wert ausdrücken, in dem der Wert der biologischen Vielfalt (z.B. der Nutzens der Natur, wie Kohlenstoffspeicherung, Wasserreinigung oder Pflanzenbestäubung) den Kosten der Naturzerstörung gegenübergestellt wird. Die Studie wurde unter Beteiligung Deutschlands auf den Weg gebracht. [ns]

Kontakt:
DNR/Forum Umwelt und Entwicklung, Kathrin Blaufuss,
Tel. +49 (0) 30 / 6781775-74, E-Mail: kathrin.balufuss@dnr.de


PM CBD Offizielle Ergebnisse (engl); http://www.cbd.int/doc/press/2010/pr-2010-10-29-cop-10-en.pdf

CBD: http://www.cbd.int/cop10/insession/

PM BMU: http://www.bmu.de/pressemitteilungen/aktuelle_pressemitteilungen/pm/46651.php

PM BUND: http://www.bund.net/index.php?id=936&tx_ttnews[tt_news]=3208&tx_ttnews[backPid]=447

Klimaretter.info: http://klimaretter.info/umwelt/hintergrund/7211-durchbruch-zum-qnagoya-protokollq

PM WWF: http://www.wwf.de/presse/details/news/un_vertragsstaatenkonferenz_zur_biologischen_vielfalt_cbd_lichtblicke_aus_dem_land_der_aufgehende/


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Quelle:
EU-News, 04.11.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. November 2010