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FISCHEREI/099: Pazifik - Kiribati verbietet kommerziellen Fischfang in Meeresschutzgebiet (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. Mai 2014

Pazifik: Kiribati verbietet kommerziellen Fischfang in Meeresschutzgebiet - Bestände stark dezimiert

von Christopher Pala


Bild: © Christopher Pala/IPS

Industrieller Fischfang mit Ringwadennetzen im Naturschutzgebiet der Phoenixinseln
Bild: © Christopher Pala/IPS

Washington, 13. Mai (IPS) - Der Präsident des pazifischen Inselstaates Kiribati, Anote Tong, und sein Kabinett wollen den kommerziellen Fischfang innerhalb des Staatsgebietes ab Ende des Jahres verbieten. Sollten die neuen Pläne umgesetzt werden, könnten sich die stark angegriffenen Fischbestände wieder erholen und ihren ursprünglichen Umfang erreichen. Das Schutzgebiet der Phoenixinseln (PIPA), das etwa die Größe des US-Bundesstaates Kalifornien hat, besteht aus unberührten, unbewohnten Atollen.

Verbotszonen in einer ähnlichen Größenordnung gibt es bereits im Umfeld von Hawaii, den Chagos-Inseln und im Korallenmeer. Doch in keinem der Gebiete ist die Artenvielfalt so groß wie im PIPA.

Wissenschaftler und Umweltschützer begrüßen den Vorstoß Kiribatis. "Das ist ein großer Gewinn für den Naturschutz und seit langem überfällig", meint Bill Raynor von der weltgrößten Umweltorganisation 'The Nature Conservancy'. "Jetzt hoffe ich, dass auch andere Pazifikstaaten, die große Naturschutzgebiete einrichten wollen, dem Beispiel folgen werden."

Tatsächlich hat der Staatschef von Palau vorgeschlagen, die gesamte Sonderwirtschaftszone seines Landes für den kommerziellen Fischfang zu sperren. Auch die Cook-Inseln und Neukaledonien machen sich darüber Gedanken, wie viel Fischfang in Schutzgebieten, die noch größer als das der Phoenixinseln sind, erlaubt werden sollte.

"Das sind hervorragende Neuigkeiten", meint Lagi Toribau von der Umweltorganisation 'Greenpeace'. Auf diese Weise ließen sich die Meeresorganismen der Region, von Thunfischen über Schildkröten bis hin zu Haien, schützen.

Die Regierungen reagieren mit ihren Vorstößen auf den stetigen Rückgang der weltweiten Fischpopulationen. Immer effizienter arbeitende Fangschiffe sind inzwischen in der Lage, auch in noch so abgelegenen Zonen und tiefen Gewässern zu arbeiten. Die international tätige Fangflotte, die mit Ringwadennetzen arbeitet, wird von spanischen, asiatischen und US-Unternehmen dominiert. Seit Beginn des neuen Jahrtausends fischen sie in der westlichen und zentralen Pazifikregion, nachdem die Bestände in anderen Teilen der Welt dezimiert wurden.

Die Populationen des für die Sushi-Produktion besonders gefragten Großaugen-Thunfisches sind inzwischen rapide zurückgegangen. Auch um den Blau- und um den Gelbflossen-Thun sowie um den Echten Bonito ist es schlecht bestellt. Selbst die für die Fischereikonzerne tätigen Wissenschaftler fordern inzwischen, den Fischfang um 30 Prozent zu reduzieren. Stattdessen ist er um den gleichen Prozentsatz angestiegen.


Falschmeldungen

Auf Wikipedia war jahrelang zu lesen, dass die Kiribati-Regierung von Präsident Tong 2008 etwa 390.000 Quadratkilometer Meeresgebiet um die Phoenixinseln zu einem vollständig geschützten Naturpark erklären ließ, in dem Fischfang und die weitere Nutzung von Rohstoffen nicht erlaubt seien.

In einer Rede auf dem Gipfel für nachhaltige Entwicklung in Neu-Delhi, die noch immer auf YouTube abzurufen ist, erklärte Tong vor zwei Jahren, dass "die Initiative meines Landes, 400.000 Quadratkilometer Meer für den kommerziellen Fischfang zu sperren, ein Beitrag zu den globalen Bemühungen zum Schutz der Ozeane ist".

Als das PIPA geschaffen wurde, war der Fischfang lediglich in drei Prozent des Wassers im Umkreis der Inseln verboten. Dort wurden ohnehin kaum Netze ausgeworfen. Im übrigen Teil des Schutzgebietes nahm die Fischerei sogar weiter zu. 2012 wurden rund 50.000 Tonnen Fisch aus dem Meer gezogen. Das war eine Rekordmenge in einem Naturschutzgebiet.

In einem Interview hatte Tong vor einem Jahr alle Einwände zurückgewiesen und erklärt, er beabsichtige nicht, dem Fischfang in dem Gebiet in absehbarer Zeit vollständig den Riegel vorzuschieben.

Der Verwaltungsplan sah vor, dass weitere 25 Prozent des Areals im kommenden Jahr für den Fischfang geschlossen werden sollten, falls Kiribatis Partner, die in Washington ansässige Umweltorganisation 'Conservation International' 8,5 Millionen US-Dollar für den PIPA-Treuhandfonds bereitstellt. Mit diesem Betrag soll Kiribati für Verluste bei den Einnahmen aus dem Fischfang entschädigt werden. Experten halten solche Verluste allerdings für fiktiv, da PIPA nur elf Prozent der Gewässer Kiribatis ausmacht und Thunfische, die sich über große Distanzen fortbewegen, auch anderswo gefangen werden können.

Nachdem Tong durch kritische Medienberichte unter Druck gekommen war, erklärte er im vergangenen September, dass die Sperrung des gesamten Meeresschutzgebietes für den Fischfang sinnvoll wäre. Auch Ashley McCrea-Strub von der University of British Columbia ist überzeugt, dass sich die komplette Absperrung des Gebietes auszahlen wird. Die stark dezimierten Thunfisch-, Fächerfisch- und Haibestände würden sich wahrscheinlich verdoppeln können. (Ende/IPS/ck/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/05/kiribati-bans-fishing-crucial-marine-sanctuary/

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IPS-Tagesdienst vom 13. Mai 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Mai 2014