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ENERGIE/023: Westafrika - Kuhfladen zu Biogas, Energieversorgung von heimischen Weiden (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 20. September 2011

Westafrika: Kuhfladen zu Biogas - Energieversorgung von heimischen Weiden

Von Koffigan E. Adigbli


Dakar, 20. September (IPS) - Rinderdung als erneuerbare Energiequelle soll nach dem Willen einiger westafrikanischer Staaten die Stromversorgung in ländlichen Gebieten verbessern und den kärglichen Baumbestand vor Abholzung schützen. Mit nationalen Programmen fördern Senegal, Burkina Faso und Mauretanien einfache Biogasanlagen, in denen mit Wasser vermischte Kuhfladen und andere Agrarabfälle zu Biogas vergären.

Der alternative Energieträger soll Feuerholz in der Küche und blakende Petroleumlampen im Haus ersetzen. Der Bau kleiner Sammelbecken gibt einheimischen Maurern Arbeit, und die Produktionsrückstände werden als Naturdünger auf Feldern und Weiden ausgebracht.

In Senegal, wo die Verbraucher im Juni wegen ständiger Stromausfälle mit Demonstrationen gegen die nationale Elektrizitätsgesellschaft protestiert hatten, wird das Programm für Biogas im Haushalt (PNB) besonders geschätzt.

Nach Angaben von Alassane Dème, dem zuständigen Generalsekretär im Energieministerium des Landes, setzt die Regierung in Dakar darauf, dass Biogas Feuerholz und Holzkohle aus den Küchen ländlicher Haushalte verdrängt. Die erforderlichen Installationskosten für die Biogasanlage sind jedoch vielen möglichen Nutzern noch zu hoch.

Im Gespräch mit IPS schilderte der Beamte die Funktionsweise einer einfachen Biogasanlage. Danach werden die täglich frisch mit Wasser angerührten Kuhfladen in unter die Erde verlegte gemauerte Gräben eingeleitet, in denen sich beim anschließenden Zersetzungsprozess Methangas bildet. Es wird in Plastikschläuchen aufgefangen, in 200-Liter-Behältern gespeichert und gefiltert, bevor es zum Kochen und als Beleuchtung verwendet wird.

Nach Angaben der Programmkoordinatorin Anne Mendy Corréa kostet die Anlage je nach gewünschter Größe umgerechnet zwischen 810 und 920 US-Dollar. "Die staatliche Subvention für die ersten 100 Einheiten richtet sich nach Art und Umfang der Nutzung", erklärte sie. Im Energieministerium ist von Subventionen zwischen 35 und 50 Prozent der Installationskosten die Rede.

Im Bezirk Léona in der 20.000 Einwohner zählenden Stadt Kaolack im südwestlichen Senegal sieht man bereits die mit Biogas gefüllten Fässer. Auch im 25-köpfigen Haushalt des Erdnussfarmers und Viehzüchters Amadou Faye wird seit zwei Monaten Biogas verwendet. Seine Kühe, Schafe und Ziegen sorgen zuverlässig für den Nachschub des Betriebsstoffs einer Biogasanlage.

"Es war tatsächlich nicht leicht, die 300.000 CFA (umgerechnet knapp 900 Dollar) zusammen zu bekommen, die die Installation der Anlage gekostet hat", berichtete er IPS. "Doch jetzt sind wir Energieselbstversorger, und für uns ist endlich Schluss mit den dauernden Stromausfällen", sagte er. "Für Ersatzteile sorgt der Laden des mit der Installation der Anlagen beauftragten Unternehmens 'Thecogas'."

In der Erdnussregion Kaolack und am Stadtrand der Hauptstadt Dakar sei das Biogas-Programm noch im Versuchsstadium, erklärte der zuständige Amtsleiter im Energieministerium, Ousseynou Ba. Hier sollten bis 2013 8.000 Biogaslagen installiert werden.

Zufrieden mit der neuen Energieversorgung ist auch Aissatou Gning. Die Gastwirtin aus Thiès in der Nähe von Dakar hat umgerechnet rund 1.064 Dollar in ihre Biogasanlage mit zwei Vorratsbehältern und Verbindungsschläuchen investiert. "Ganz schön teuer", meinte sie, "doch jetzt bin ich problemlos mit Energie versorgt. "Seit fünf Monaten ist die Anlage in Betrieb, und die Gasspeicher sind immer noch nicht leer."

Auch Burkina Faso hat mit der Einführung eines Förderprogramms für Biogas begonnen. "Eine Anlage mit zwei insgesamt sechs Kubikmeter großen Tonnen kostet umgerechnet zwischen 850 und 1.100 Dollar", berichtete der für das PNB zuständige Beamte Ignace Ouédraogo. "Die Installationskosten sind zwar höher als in Senegal, doch der Staat subventioniert jede Biogasanlage mit umgerechnet bis zu 404 Dollar. Hinzu kommt die unentgeltliche Arbeit örtlicher Helfer."

In Mauretanien gibt es bereits seit über drei Jahren eine Biogas-Initiative, in die vor allem Frauen eingebunden werden. Nach Angaben von El Hadj Mamadou Ba, des Präsidenten des mauretanischen Verbandes für eigenständige Entwicklung, erweist sich das Biogas-Projekt seines Landes als sehr wirtschaftlich, da es weder der Umwelt schade noch die Nutzer etwas koste.

"Zu Beginn des Projekts haben wir in Ari Hara und Dioudé Djeri im Süden, im Tal des Senegal-Flusses Frauen für den Umgang mit Biogasanlagen und deren Wartung ausgebildet und ihnen schließlich die erforderlichen Bausätze übergeben. Inzwischen wird hier in fast 100 Familien mit Biogas gekocht."

"In diesen Ortschaften profitieren mehr als 3.500 Menschen von den technischen Fachkenntnissen der Frauen", betonte Ba. "Hier haben sich zudem die hygienischen Verhältnisse verbessert, weil der Dung nicht, wie früher, herumliegt, sondern als Rohstoff für die Biogasanlage genutzt wird." (Ende/IPS/mp/2011)


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http://www.ipsinternational.org/fr/_note.asp?idnews=6690

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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. September 2011