Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → INTERNATIONALES


CHEMIE/049: UNO - Zwei Flammschutzmittel erhalten Verbot, aber mit großen Lücken (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - 10.05.2017 / Chemie & Nanotechnologie

UN: Zwei Flammschutzmittel erhalten Verbot - aber mit großen Lücken


Die internationalen Treffen zu der Stockholm-, Rotterdam- und Basel-Konvention gingen letzte Woche zu Ende. EU-Lobbyinteressen konnten einige Ausnahmen für künftig verbotene Chemikalien durchsetzen.

Unter der Stockholm-Konvention gegen persistente organische Schadstoffe (POP) haben UN-Expert*innen drei neue Chemikalien aufgenommen. Dies sind die Flammschutzmittel DecaBDE und der kurzkettigen Chlorparaffine (SCCP) sowie das Lösungsmittel Hexachlorobutadiene (HCBD). Alle drei gelten als persistent, hochgiftig und kumulativ in der Nahrungskette. Das Verbot der weiteren Herstellung und Nutzung dieser Chemikalien wird zwischen August und Oktober dieses Jahres in Kraft treten.

Allerdings kritisiert der IPEN, der internationale Dachverband von Umwelt- und Gesundheitsgruppen für eine giftfreie Zukunft, dass das Verbot für DecaBDE zahlreiche Schlupflöcher offen lässt. So gibt es zahlreiche Ausnahmen, zum Beispiel darf DecaBDE in der Luftfahrt bis 2050 hergestellt und bis 2100 genutzt werden. Diese Sonderbehandlung geht auf einen Vorschlag der EU-Luftfahrtsindustrie zurück, die bereits in dem ab 2019 geltenden EU-Verbot eine Ausnahmeregelung bis 2027 erzielt hat (EU-Umweltnews vom 1. März 2017 [1]). Weitere Verlängerungen für DecaBDE gibt es in der Auto- sowie Textilindustrie.

Auch in dem Rotterdamer Übereinkommen über den Handel mit gefährlichen Chemikalien sowie Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln wurden vier neue Stoffe aufgenommen, während vier weitere Stoffe durch Blockade einzelner Länder nicht von den Delegierten angenommen wurden. Aufgenommen wurden Carbofuran, Trichlorfon, SCCP und TBT, nicht aufgenommen wurden Carbosulfan, Chrysotil-Asbest, Fention und Paraquatformulierungen. [es]


Seite des Treffens der Stockholmer Konvention
http://chm.pops.int/TheConvention/ConferenceoftheParties/Meetings/COP8/tabid/5309/Default.aspx

Mitteilung von IPEN
http://ipen.org/news/press-release-loopholes-decabde-and-sccps-undercut-treaty-additions

[1] https://www.dnr.de/eu-koordination/eu-umweltnews/2017-chemie-nanotechnologie/flammschutzmittel-decabde-ab-2019-verboten/

*

Quelle:
EU-News, 10.05.2017
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Mai 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang