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ARTENSCHUTZ/258: Gefährliche Reptilien (idw)


Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau - 27.06.2018

Gefährliche Reptilien

Krokodilangriffe steigen in Südostasien einer Studie zufolge an, seit die Tiere unter Naturschutz stehen


Der südostasiatische Inselstaat Osttimor hat ein Problem mit Krokodilen. Von 2007 bis 2014 kam es dort zu einer starken Zunahme von Angriffen auf Menschen. Häufig enden solche Attacken tödlich. Sebastian Brackhane, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Fernerkundung und Landschaftsinformationssysteme der Universität Freiburg, hat Daten über Krokodilattacken im Zusammenhang mit einem Anstieg der Population von Leistenkrokodilen in Osttimor ausgewertet. Die Ergebnisse seiner Feldstudie hat er im "Journal of Wildlife Management" publiziert.


Das Bild zeigt den Kopf des im Wasser schwimmenden Krokodils - Foto: © Yusuke Fukuda

Leistenkrokodil
Foto: © Yusuke Fukuda

Das in Südostasien und im Norden Australiens beheimatete Leistenkrokodil ist mit einer Länge von bis zu sechs Metern die größte aller Krokodilarten. Die Tiere können mehr als 900 Kilogramm schwer werden und sich, anders als die meisten anderen Krokodilarten, im Süß- und Salzwasser aufhalten. Deshalb sind sie in der Lage, längere Strecken im Meer zurückzulegen. Die Tiere verfügen über ein ausgeprägtes Territorialverhalten und sind äußerst aggressiv. Sie greifen im Wasser und in Ufernähe alles an, was sich bewegt - auch Menschen. Da sie wegen ihres Leders bis in die 1960er Jahre hinein gejagt wurden, wurde die stark dezimierte Population unter anderem im australischen Bundesstaat Northern Territory, der circa 450 Kilometer südlich von Osttimor liegt, in den 1970er Jahren unter Naturschutz gestellt.

Durch den Schutz wuchs die Population der vormals vom Aussterben bedrohten Art wieder an. Damit ging allerdings auch ein Anstieg der Krokodilangriffe auf Menschen einher. Jedoch gab es bisher zu der tatsächlichen Anzahl der Attacken in Osttimor, ähnlich wie in vielen anderen Staaten Südostasiens und Ozeaniens, keine belastbaren Daten. Brackhane hat in seiner Feldstudie mit lokalen Fischern und Dorfältesten über Vorfälle mit Krokodilen gesprochen und sich so eine Datengrundlage erarbeitet. Seit der Unabhängigkeit Osttimors von Indonesien 2002 gab es demzufolge mindestens 130 Angriffe - mit einer hohen Dunkelziffer muss jedoch gerechnet werden.

"Die geographische Beschaffenheit der Vulkaninsel bietet nur einen begrenzten Lebensraum, um eine größere Population tragen zu können. Deshalb haben wir uns gefragt, woher die vielen Krokodile in Osttimor kommen", sagt Brackhane. Befragungen von Arbeitern auf einer Ölplattform auf hoher See zwischen Osttimor und dem Northern Territory ergaben, dass Leistenkrokodile häufig in der Nähe der Plattform gesichtet wurden. Die Forscher entwickelten deshalb die Hypothese, dass die Tiere womöglich von Australien nach Osttimor einwandern. "Wir nehmen an, dass die Lebensräume im Northern Territory ihre maximale Tragfähigkeit vielerorts erreicht haben und junge Salzwasserkrokodile über das Meer nach Osttimor gelangen, um neue Lebensräume zu erschließen", so Brackhane. Die Herkunft der Leistenkrokodile auf Osttimor ist in einem weiteren Schritt noch eindeutig durch eine DNA-Analyse zu klären.

Klar ist aber, so Brackhane, dass ganz Südostasien und Ozeanien ein Problem mit Leistenkrokodilen haben, seit deren Bestände sich unter Naturschutz wieder sehr gut erholt haben. In Osttimor stehen die Tiere noch unter einem besonderen Schutz: Die Bewohnerinnen und Bewohner glauben, die Insel sei aus einem Krokodil entstanden. Die Jagd auf "Großvater Krokodil" ist streng verboten.

Originalpublikation:
Sebastian Brackhane, Grahame Webb, Flaminio M.E. Xavier, Marcal Gusmao, Peter Pechacek (2018): When Conservation Becomes Dangerous: Human-Crocodile Conflict in Timor-Leste. In: The Journal of Wildlife Management. doi: 10.1002/jwmg.21497


Weitere Informationen finden Sie unter
https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2018/gefaehrliche-reptilien?set_language=de

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news698393

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution69

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau - 27.06.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juni 2018

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