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ARTENSCHUTZ/031: Vergiftung von Greifvögeln in Deutschland - Jagd auf Vögel nimmt europaweit zu (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 7. Juli 2011 - Artenschutz/Vögel

NABU beklagt Vergiftung von Greifvögeln in Deutschland

Illegale Jagd auf Vögel nimmt europaweit zu


Berlin/Larnaka - Vertreter von Naturschutz- und Jagdverbänden haben anlässlich einer internationalen Konferenz auf Zypern die illegale Verfolgung von Vögeln in vielen Teilen Europas scharf verurteilt. Vogelschützer des Dachverbandes BirdLife International legten einen Bericht vor, in dem die Gefahren für Vögel durch illegale Jagd und Fallenfänge in 38 europäischen Ländern näher untersucht wurden.

Alleine auf Zypern fallen jährlich 1,4 Millionen Vögel der illegalen Jagd zum Opfer. Doch Vogeljagd jenseits der rechtlichen Vorgaben und Beschränkungen ist keineswegs nur in der Mittelmeerregion ein Thema. "Leider sind auch in Deutschland Fälle gezielter Vergiftungen vor allem von Greifvögeln und Rabenvögeln zu beklagen", sagte NABU- Bundesgeschäftsführer Leif Miller. "Allein in Nordrhein-Westfalen kamen in den Wintermonaten Januar und Februar 2011 rund 120 Tiere auf diese Weise um", so Miller.

Während im Süden Europas oftmals für den eigenen Kochtopf oder Restaurants gejagt und dabei keine Rücksicht auf Schutzbestimmungen genommen wird, liegen die Motive in Ländern wie Deutschland woanders. "Nachdem viele Greifvogelarten durch konsequenten Schutz wieder häufiger zu sehen sind, glauben manche, diese Vögel nähmen überhand und würden andere Arten dezimieren", erläuterte NABU- Vogelschutzexperte Markus Nipkow Diesem leider immer noch verbreitetem Irrtum würden mehr und mehr Vögel zum Opfer fallen. Selten schießen die Täter die Tiere ab, stattdessen legen sie vergiftete Fleischstücke oder mit Gift präparierte Tierkadaver als Köder aus. Bei Rheinstetten in Baden-Württemberg entdeckte der NABU Ende Januar 30 tote Mäusebussarde, die mit dem verbotenen Pestizid Carbofuran vergiftet wurden. "Greifvogelverfolgung ist eine Straftat, gegen die konsequent ermittelt werden muss", sagte Nipkow. "Je mehr Vergiftungsfälle zur Anzeige gebracht werden, desto bekannter wird auch das Ausmaß dieser kriminellen Handlungen." Wichtig sei auch die Information der Bevölkerung. Denn Giftköder in der Landschaft bedeuten auch für Hunde und Menschen eine erhebliche Gefahr. Der NABU beklagt auch, dass nur die wenigsten Fälle aufgedeckt werden würden, die Dunkelziffer sei entsprechend hoch. Vermutlich werden in Deutschland jedes Jahr mehrere Tausend Greifvögel von Unbekannten vergiftet - und das, obwohl sie nach dem Bundesnaturschutzgesetz seit mehr als 40 Jahren als streng geschützt gelten. "Wir fordern ein härteres Vorgehen gegen die illegalen Greifvogelverfolgungen", sagte Leif Miller. Wer Greifvögel abschießt, fängt oder vergiftet, sollte mit empfindlichen Strafen rechnen müssen.


Hintergrundinformationen:

Umweltbehörden und Naturschutzverbände können durch eine enge und verbesserte Zusammenarbeit viel zu einer häufigeren Aufdeckung solcher Fälle beitragen; ebenso eine aufmerksame und für das Thema sensibilisierte Bevölkerung. Als vorbildlich gilt die schon 2005 in Düsseldorf eingerichtete Stabsstelle Umweltkriminalität, die alle in Nordrhein-Westfalen bekannt gewordenen Fälle erfasst und an die Strafverfolgungsbehörden weiterleitet. Als Information für die Bevölkerung und die Behörden haben das Komitee gegen den Vogelmord, der NABU Landesverband NRW und die Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft eine Informationsbroschüre "Illegale Greifvogelverfolgung - Erkennen, Bekämpfen, Verhindern" herausgegeben.

Weitere Informationen gibt es unter
http://nrw.nabu.de/imperia/md/content/nrw/natnw/leitfaden_illegale_greifvogelverfolgung.pdf


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Quelle:
NABU Pressedienst Nr. 101/2011, 07.07.2011
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juli 2011