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ASIEN/047: China - Erforschung erneuerbarer Energien, Wissenschaftler fordern mehr Geld (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. Dezember 2010

China: Erforschung erneuerbarer Energien - Wissenschaftler fordern mehr Geld

Von Mitch Moxley


Peking, 28. Dezember (IPS) - Wissenschaftler in der Volksrepublik China, dem weltweit führenden Anbieter von Windturbinen und Solarzellen, wollen erneuerbare Energien preiswerter und effizienter machen. Sie fordern umfangreiche Investitionen, auch um den Anteil von Ökostrom am nationalen Energieverbrauch im Sinne einer grünen Zukunft zu erhöhen.

Zhao Xingzhong, Professor an Schule für Physik und Technologie der Wuhan-Universität, arbeitet derzeit an der Entwicklung farbsensibler Solarzellen, die im Vergleich zur herkömmlichen Solartechnologie kostengünstiger und effektiver ist. "Die Produktion farbempfindlicher Solarzellen setzt kein CO2 frei. Die Umwelt wird somit geschont", erläutert Zhao. "Außerdem kosten die Farbsolarzellen nur ein Fünftel der traditionellen Halbleitersolarzellen aus kristallinem Silikon."

Zhao beklagt jedoch, dass die Arbeit seines Forschungsteams nicht angemessen gefördert wird. Er verweist auf Japan und Südkorea, wo in die Erforschung der dritten Solartechnologiegeneration seit 2000 1,6 Milliarden Dollar investiert wurden. Im Reich der Mitte hingegen konnten in den letzten zehn Jahren nur fünf Projekte mit Fördermitteln im Wert von jeweils 4,5 Millionen Dollar rechnen. "Ein technologischer Durchbruch ist angesichts solcher unzureichender Inputs nicht zu schaffen", so der Wissenschaftler.


Führender Hersteller von Solarzellen und Windturbinen

China hat die USA, was die Herstellung von Windturbinen und Solarzellen angeht, inzwischen überrundet. Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen 'Ernst & Young' bezeichnete das ostasiatische Land im September als den besten Ort, um in erneuerbare Energien zu investieren.

Chinesische Firmen unter Führung von 'Suntech' mit Sitz in Jiangsu besitzen ein Viertel aller weltweiten Kapazitäten zur Herstellung von Solarzellen. Sie gewinnen immer neue Marktanteile hinzu, weil sie kostengünstiger produzieren können und ihnen Subventionen für große Solarprojekte gewährt werden.

Auch im Bereich der Windenergie hat China an Terrain gewonnen. Unternehmen konnten ihre Marktanteile in den letzten Jahren erheblich vergrößern. 2009 zählte die Volksrepublik bereits 67 chinesische Anbieter von Turbinen, die den Marktanteil der ausländischen Konkurrenz auf 37 Prozent senkten. Fünf Jahre zuvor hatte ihr Anteil noch bei 70 Prozent gelegen.

Wang Mengjie, Vizedirektor der Chinesischen Gesellschaft für erneuerbare Energien und ehemaliger Vorsitzender der Chinesischen Akademie für Agraringenieurswesen, arbeitet an der Entwicklung von Energie aus Biomasse. Er prognostiziert diesem Energieträger gerade in den ländlichen Gebieten eine große Zukunft.

Laut Agrarministerium waren Ende 2009 in Chinas ländlichen Gebieten mehr als 35 Millionen Biogasanlagen in Betrieb, die jährlich 12,4 Milliarden Kubikmeter Gas produzieren. Peking hat die Investitionen in den Bau der Anlagen in den letzten Jahren von 377 Millionen Dollar 2006 und 2007 auf 754,547 Millionen Dollar 2009 verdoppelt.

Wang zufolge gilt es allerdings eine Vielzahl technologischer Hürden in dem Bereich zu überwinden. "Was die Biodieselproduktion angeht, steckt China noch in den Kinderschuhen", unterstreicht er. "China hat keine festgelegten Regeln oder Vorgaben. Unter solchen Bedingungen ist es für die Unternehmen nicht möglich, sich weiter zu entwickeln."


Erneuerbare Energien auch für den Eigenbedarf interessant

Kritiker werfen China vor, erneuerbare Energien lediglich als Exportartikel zu betrachten, bei der Nutzung jedoch im Rückstand zu sein. Das Land ist der größte Kohleverbraucher der Welt und wird bis 2020 Schätzungen zufolge 4,5 Milliarden Tonnen Standardkohle verbrennen, wie aus Zahlen der Nationalen Energiebehörde hervorgeht.

Auch wenn Kohle bis 2020 zwei Drittel der chinesischen Energiekapazitäten ausmachen wird, hat die Regierung versprochen, Milliarden Dollar in die Entwicklung von Wind-, Sonnen- und Atomkraft zu investieren. Der Nationale Volkskongress (Parlament) hat die Stromkraftwerke im Lande aufgerufen, den zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien generierten Strom dazuzukaufen. Nach offiziellen Angaben sollen CO2-effiziente Energiequellen bis Ende 2010 mehr als ein Viertel der chinesischen Stromlieferungen ausmachen. Wasser-, Atom- und Windkraft sollen demnach 250 Gigawatt liefern, Kohle 700 Gigawatt. (Ende/IPS/kb/2010)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Dezember 2010