Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

ARTENRAUB/106: Täglich werden immer noch 500.000 Haie getötet (SAVE Wildlife Conservation Fund)


Pressemitteilung des SAVE Wildlife Conservation Fund, Wülfrath, 10.4.13

Täglich werden immer noch 500.000 Haie getötet

Allmähliches Umdenken beim weltweiten Hai-Schutz



"Der Entschluss der CITES-Konferenz, künftig den Handel von fünf stark gefährdeten Hai-Arten einzuschränken, ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagt Dr. Maike Förster, Biologin und wissenschaftliche Beraterin des SAVE Wildlife Conservation Fund. "Wissenschaftliche Untersuchungen und DNA-Analysen zeigten in der Vergangenheit immer wieder, dass oft auch geschützte Arten auf dem Teller bzw. in der Suppe landen. Deshalb kann nur ein absoluter Boykott helfen."

Haie werden immer noch als aus der Tiefe lauernde Gefahr angesehen. Wie gefährlich Haie für den Menschen jedoch wirklich sind, zeigt eine prägnante Zahl: Laut einer Studie der Universität Florida streben weltweit etwa 10 - 12 Menschen durch Hai-Attacken, von denen es nach Schätzungen jährlich 70-80 gibt. Umgekehrt tötet der Mensch sechs Haie pro Sekunde. Weltweit sind es 500.000 pro Tag. Durch die starke Bejagung und den sinnlosen Tod als Beifang sind die Haipopulationen stark eingebrochen und in manchen Regionen sogar um 90% zurückgegangen.

Haie leben seit 400 Millionen Jahren in den Weltmeeren. Obwohl nicht mal jede zehnte Hai-Art überhaupt den Menschen angreift, haftet diesen Tieren nach wie vor das "Menschenfresser-Image" an. Dadurch rückt die Schlüsselrolle des "Top-Räubers" nur allzu oft in den Hintergrund. Wo der Hai verschwindet, kommt es zu einem ökologischen Kollaps im Meer. Haie sind für das Überleben vieler weiterer Arten von großer Bedeutung.

Laut Weltnaturschutzorganisation IUCN gelten 25 Hai-Arten als kritisch gefährdet, 37 Arten als gefährdet und 115 als vom Aussterben bedroht. Ihre Fortpflanzungs-Strategie wird den Haien durch die Überfischung und den gezielten Fang nun zum Verhängnis: Die Weibchen vieler der rund 500 verschiedenen Hai-Arten werden erst mit 10-20 Jahren geschlechtsreif und haben meist nur alle zwei bis drei Jahre Nachkommen. Somit können sich die Hai-Bestände nicht schnell genug erholen.

Haie sterben langsam aus, weil ihr Fleisch und ihre Flossen millionenfach zu vermeintlichen Delikatessen verarbeitet werden. Laut der Welternährungsorganisation FAO werden jährlich weltweit über 700.000 Tonnen Haie, Rochen und Chimären durch die Fischerei angelandet. Jedoch ist die Dunkelziffer wahrscheinlich ungleich höher.

Die Nachfrage auf dem asiatischen Markt ist zwar maßgeblich für das massenhafte Töten der Haie verantwortlich, jedoch sind die Akteure des Hai-Fangs nicht nur in Übersee zu suchen: Die europäische Union ist für mehr als 30% der weltweiten Hai-Exporte verantwortlich. Zudem sind EU-Länder wie Spanien, Italien, Frankreich und Portugal auch mit über 50% am weltweiten Hai-Import beteiligt. Die Fischereifahrzeuge der EU landen jährlich über 100.000 Tonnen Haie - vornehmlich Blauhaie - und Rochen aus aller Welt an. Spanien ist durchweg verantwortlich für mehr als die Hälfte der Anlandungen und für drei Viertel der erlegten Blauhaie. Auch Deutschland ist Importeur von Haifleisch, -ölen und -knorpel.

Erste Schutzmaßnahmen wie den Beschluss der CITES-Konferenz sieht SAVE zwar als richtigen Weg für den Haischutz, jedoch appelliert die Artenschutzstiftung vor allem an den Verbraucher. Denn er, betont die Biologin Dr. Maike Förster, spielt beim Hai-Schutz eine ganz entscheidende Rolle. Verzicht auf Haifleisch und Haifischflossensuppe, auf Nahrungsergänzungsmittel, Arzneien und Kosmetik mit Haibestandteilen ist ein wichtiger Schritt zur Sicherung des Überlebens der Haie.

Hierfür ist jedoch eine umfassende Verbraucheraufklärung nötig, zu der die Broschüre "Hai-End" - Der verdeckte Handel mit Haien in Deutschland" und der begleitende Flyer einen wichtigen Beitrag leisten.

"Hai-End" enttarnt die Namen der Haiprodukte: "Squalen" zum Beispiel bezeichnet eine Substanz aus Haileberöl und wird in Arzneimitteln, Lifestyle-Pillen und Kosmetika verwendet. Die geräucherten Bauchlappen des Dornhais werden als "Schillerlocke" verkauft.

Weil die Kennzeichnung fehlt, weiß der Verbraucher selten, dass er Hai konsumiert. Um dem Verbraucher eine Übersicht zu geben, in welchen Produkten überall Hai enthalten ist, hat SAVE zahlreiche Produkte in einer Liste zusammengestellt.

Auch auf politischer Ebene gibt es Fortschritte: Das Europaparlament stimmte Ende letzten Jahres endlich für ein strengeres Hai-Finning-Verbot. So ist nun in der EU die Ganzkörperanlandung sämtlicher Haie - d.h. ihre Anlandung im Hafen im natürlichen Zustand mitsamt ihrer Flossen am Körper - verbindlich vorgeschrieben.

Ein weiterer Fortschritt ist die immer größer werdende Bedeutung der Hai für den Tourismus. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist Indonesien. Dort werden derzeit die ersten Schutzmaßnahmen für Haie umgesetzt werden: Die Regionalregierung von Raja Ampat hat vor wenigen Tagen ein Gebiet von 46.000 Quadratkilometern als Marinepark und Hai- und Manta Schutzzone ausgewiesen. Hiermit verbunden sind das komplette Fangverbot und das Verbot jeglichen Handels mit Haien und Mantas. Nachahmer erwünscht!

Info-Flyer:
http://www.save-wildlife.com/downloads/save_the_oceans/HaiFlyerM%C3%A4rz2013_Druckversion.pdf

Info-Broschüre Hai-End:
http://www.save-wildlife.com/downloads/save_the_oceans/Hai_End_Druckversion.pdf

*

Quelle:
Pressemitteilung, 10.04.2013
SAVE Wildlife Conservation Fund
Dieselstrasse 70, 42489 Wülfrath
Internet: www.save-wildlife.com


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. April 2013