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ARTENRAUB/079: Elefanten unter Druck - Handelsverbot für Elfenbein ohne Wirkung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. September 2012

Handel: Elefanten unter Druck - Handelsverbot für Elfenbein ohne Wirkung

von Carey L. Biron



Washington, 18. September (IPS) - In Afrika ist die Zahl der Elefanten, die Wilderern zum Opfer fallen, wieder dramatisch gestiegen. Seit dem Verbot für das Handeln mit Elfenbein im Jahr 1989 waren zunächst weniger Tiere erlegt worden. Doch das Jahr 2011 gilt als das bisher tödlichste seit der Einführung des Handelsverbotes, heißt es in einem Bericht des investigativen Journalisten Bryan Christy. Demzufolge ist China treibende Kraft in dem neu aufblühenden Handel.

Das Verbot von 1989 ging aus der Konvention zum Schutz gefährdeter Arten (CITES) hervor, die 1973 von 176 UN-Staaten unterzeichnet worden war. Während der ersten 20 Jahre, die das Abkommen in Kraft war, sank der Handel mit Elfenbein signifikant. Auch ist die Elefantenpopulation wieder gewachsen. Im kommenden Jahr wollen die Mitgliedstaaten darüber debattieren, den Handel mit dem kostbaren Gut unter strengen Bedingungen wieder aufzunehmen.

"Leider werden die Vorgaben der Konvention immer weniger beachtet. Es fehlt an politischem Willen und Durchsetzungskraft. Korruption und ein Mangel an Ressourcen machen es einfach unwahrscheinlich, dass eine Regulierung des Handels tatsächlich funktionieren würde", sagt Mary Rice, Leiterin der 'Environmental Investigation Agency' mit Sitz in London. CITES müsse seine Zähne zeigen und außerdem transparenter und offener werden. Ansonsten öffne es dem Missbrauch Tür und Tor, um Elfenbein und damit auch Elefanten zum Spielball von politischen und wirtschaftlichen Interessen zu machen.

Das Büro der UN-Organisation CITES selbst gibt an, dass im Jahr 2011 rund 25.000 Elefanten von Wilderern getötet wurden. Umweltverbände gehen allerdings von wesentlich höheren Zahlen aus. Eine der blutigsten Einzeltaten seit 1989 wurde im Januar dieses Jahres bekannt, als schwer bewaffnete Reiter in Kamerun mehrere hundert Tiere auf einmal erlegten.

In seinem am 14. September veröffentlichten Bericht beschreibt Christy mehrere Beispiele, die die Effektivität der UN-Konvention anzweifeln lassen. So berichtet er, dass mehrere afrikanische Länder Druck auf CITES ausgeübt hatten, um ihren Vorrat an Elfenbein in zwei Schüben verkaufen zu können. 1999 wurde so ein großer Lagerbestand an Japan verkauft und 2008 ein weiterer an China.


China baut auf Monopol

Die Hoffnung, die dahinter steckte, ging allerdings nicht auf: Der Schwarzmarkt für Elfenbein sollte erheblich gestört werden, indem der Markt mit günstiger legaler Ware geschwemmt wurde. Doch bereits nach dem Verkauf von 1999 sind die Preise insgesamt nicht gesunken und es wurde auch nicht weniger gewildert. Der Verkauf an China hatte erst recht kontraproduktive Folgen: Die chinesische Regierung monopolisierte den Handel und hob die Preise sukzessive an.

"China hat die Fäden in der Hand", sagt Christy. Die Regierung habe kürzlich sogar einen Haufen Geld in technische Schulen investiert, um Elfenbeinschnitzer auszubilden. China verhalte sich nach dem Motto 'Wir wollen mehr - füttert uns mit Elfenbein!'

Christy spricht außerdem ein strukturelles Problem an: CITES erhebe die Daten über den illegalen Handel lediglich indirekt über die jeweiligen Regierungen. "Sie stützen sich auf die Aussagen genau der Regierungsmitarbeiter, die häufig Mitglieder der kriminellen Handelsbanden sind."


Elfenbein für religiöse Praktiken

Und es gibt noch einen weiteren Grund dafür, dass der Handel weiterhin blüht: religiöse Praktiken. "Zuerst kam mir ein Gerücht zu Ohren, dass Elfenbein aus Afrika auf die Philippinen geschmuggelt wird. Bis dahin hatte ich nicht gewusst, dass die Philippinen jemals in den Handel mit Elfenbein involviert waren." In dem südpazifischen Inselstaat habe er dann herausgefunden, dass das kostbare Gut dort einzig für religiöse Zwecke genutzt werde.

Die negativen Auswirkungen der Praktiken seien dort weitgehend unbekannt. Christy hofft jedoch, dass die hierarchische Struktur der großen Weltreligionen einen guten Hebel bereithält, um das Blatt zu wenden. "Sowohl der Katholizismus als auch der Buddhismus haben klare Führungsfiguren." An diese müsse man sich wenden, außerdem an die lokale Zivilgesellschaft.

Im März steht das nächste CITES-Treffen an. Die Mitgliederstaaten treffen sich im thailändischen Bangkok, um Vorschläge zu diskutieren, den möglichen künftigen Handel mit Elfenbein zu systematisieren. "Die Europäische Union muss sich gegen den Handel aussprechen. Mit 27 Mitgliedsländern kann die EU das Ruder noch herumreißen", sagt die EIA-Frau Rice. "Auch die USA spielen eine wichtige Rolle - wenn sie vorpreschen, folgen ihnen die anderen Länder möglicherweise." (Ende/IPS/jt/2012)


Links:

http://www.cites.org/
http://www.ipsnews.net/2012/09/surge-in-poaching-tied-to-weakened-ivory-ban/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. September 2012