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ARTENRAUB/052: Côte d'Ivoire - Illegales Abholzen, Gummibäume verschwinden, die Wüste kommt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. Februar 2012

Côte d'Ivoire: Die Gummibäume verschwinden, die Wüste kommt - Illegales Abholzen

von Fulgence Zamblé


Abidjan, 27. Februar (IPS) - Umweltorganisationen in Côte d'Ivoire haben die Regierung aufgefordert, energisch gegen den illegalen Einschlag und Handel mit afrikanischen Gummibäumen vorzugehen. Der Raubbau, an dem offenbar auch Regierungsvertreter beteiligt sind, verstärkt im Norden die Dürre- und Hungergefahr.

Der bis zu zwölf Meter hohe afrikanische Gummibaum (Pterocarpus erinaceus) mit der einheimischen Bezeichnung 'Vène' ist Bestandteil des Grüngürtels, der den Vormarsch der Wüste in die Savannengebiete aufhalten soll. Dass in den Häfen von Abidjan und San Pedro 30 Container mit Gummibaumholz entdeckt wurden, ließ bei den Naturschützern die Alarmglocken schrillen.

In den Skandal sind zwei hohe Beamte verwickelt. Holzexporteure hatten Yamani Soro, Direktor im Ministerium für Wasser- und Forstwirtschaft, und seinen Assistenten Maméry Koné bestochen, um die im Norden abgeholzten Gummibäume ungestört in die südlichen Häfen transportieren zu können. Soro wurde vom Dienst suspendiert, Koné zunächst verhaftet, dann aber wegen Mangel an Beweisen wieder auf freien Fuß gesetzt.

"Nördlich des 8. Breitengrades macht Vène mehr als 80 Prozent des Waldbestandes aus. Wenn dieser Grüngürtel zerstört wird, drohen dem Norden Dürre und Hungersnot", warnte der ivorische Aktivist Jacob N'Zi, Leiter der in Abidjan ansässigen Ivorischen Umweltgruppe.

Um das ökologische Gleichgewicht nicht zu gefährden, sind Jagd und Holzeinschlag für den Export verboten. "Dennoch können Holzhändler dank der Komplizenschaft von Regierungsbeamten Gummibäume abholzen", klagte der Umweltschützer. "In Abidjan wird ein Kubikmeter Gummibaumholz für umgerechnet 660 US-Dollar gehandelt und am Bestimmungsort etwa in China für 1.400 Dollar weiterverkauft", sagte N'Zi.

Der afrikanische Gummibaum schützt Westafrikas Norden nicht nur vor dem Vorrücken der Wüste. Seine wie Knoblauchzehen geformten Früchte sind ein nahrhaftes Viehfutter, und aus seinen Blättern und Rinden werden verschiedene Heilmittel gewonnen. Sein Saft wird zum Färben verwendet und verbessert den Stickstoffgehalt der ausgemergelten Böden.

"Der Norden von Côte d'Ivoire ist von Desertifikation bedroht. Die Einheimischen leben von Landwirtschaft und Viehzucht", berichtete der Agronom Souleymane Camara aus dem nordwestlichen Séguéla. "Der Verlust einer der wichtigsten Überleben sichernden Ressourcen wird schlimme Folgen haben", warnte der Experte.


Waldbestand massiv geschrumpft

Nach Angaben des Forstministeriums gab es in Côte d'Ivoire noch 1960 16 Millionen Hektar Wald. Nach Jahrzehnte langem Holzhandel und archaischen Rodungsmethoden war der Waldbestand 2010 auf etwa vier Millionen Hektar geschrumpft.

Angesichts der profitablen Waldzerstörung kritisieren Umweltschützer den laxen Umgang der Behörden mit dem gerade erst aufgedeckten Holzschmuggel. "Wir sind nicht überzeugt", meinte Blaise Gnakala, ein Aktivist aus Abidjan. "Am Ende wird das beschlagnahmte Holz verkauft, ohne dass der Skandal aufgeklärt wird", befürchtete er.

Doch der Minister für Wasser- und Forstwirtschaft, Clément Nabo, kündigte eine gründliche Untersuchung des Skandals an. Das wertvolle Schmuggelholz soll zugunsten der Staatskasse versteigert werden.

Die Aktivisten bleiben skeptisch. 2007 hatten etliche Umweltorganisationen die Regierung aufgefordert, sie in das Waldmanagement des Landes einzubinden, um einer missbräuchlichen Nutzung zuvorzukommen. Doch eine Antwort der Regierung blieb aus. Côte d'Ivoire steckte damals in einer schweren politischen Krise. (Ende/IPS/mp/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Februar 2012