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AFRIKA/087: Simbabwe - Hoch gesteckte Klimaziele, doch Mittel für Umsetzung fehlen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 4. August 2015

Simbabwe: Hoch gesteckte Klimaziele - Doch Mittel für Umsetzung fehlen

von Ignatius Banda


Bild: © UNDP-ALM

Der Klimawandel trifft simbabwische Bauern hart
Bild: © UNDP-ALM

BULAWAYO, SIMBABWE (IPS) - Während der Termin für die Klimaverhandlungen in Paris Ende des Jahres immer näher rückt, ist Simbabwe wie andere Entwicklungsländer mit Finanzierungsmechanismen zur Abmilderung der Folgen des Klimawandels im Rückstand.

Das Land südlich der Sahara erlebt einschneidende Klimaveränderungen. Überschwemmungen und Dürren mit verheerenden Folgen treten Jahr für Jahr im Wechsel auf. Finanzhilfen der Industriestaaten zur Bewältigung der Klimakrise sind in Simbabwe noch nicht angekommen. Regierungsbeamte wünschen sich, dass diese Unterstützung durch die Bereitstellung geeigneter Technologien geleistet wird.

Lokale Klimaforscher führen die geringen Fortschritte an der nationalen Klimafront vor allem auf das Unvermögen des Landes zurück, in hochentwickelte Technologien zur Wetterbeobachtung zu investieren. Mit Blick auf den Gipfel in Paris müsse mehr getan werden, meint Sherpard Zvigadza von der in Harare ansässigen 'ZERO Regional Environment Organisation' (ZERO). "Simbabwe sollte die systematische Beobachtung in Echtzeit und die Verfügbarkeit von meteorologischen Daten für die Forschung verbessern."

Der unterfinanzierten Behörde für Meteorologie wird vorgeworfen, bei der Überwachung der Klimaphänomene zu versagen und bisher kein effizientes Frühwarnsystem für Naturkatastrophen eingeführt zu haben. Simbabwe, das in den letzten 20 Jahren einen Rückgang internationaler Finanzmittel für Klimaschutzmaßnahmen verzeichnet, arbeitet trotz aller Einschränkungen weiter in diese Richtung. "Die wiederkehrenden klimabedingten Katastrophen zeigten, dass wir nicht weitermachen dürfen wie bisher", warnt Elisha Moyo, Klimaforscher im Umweltministerium in Harare.

Zivilgesellschaftliche Organisationen, Bauern und andere Bürger überlegen nun gemeinsam, wie die Verhandlungen der Regierung in Paris ablaufen sollten. Unabhängige Organisationen weisen darauf hin, dass die länderübergreifende Parlamentariervereinigung 'GLOBE International' Simbabwe als das Land des südlichen Afrikas mit der umfassendsten Umweltgesetzgebung gewürdigt hat. Dies könnte als Anreiz dienen, dem Land bei der Verbesserung seiner Klimapolitik zu helfen.

Laut einer Mitteilung des Umweltministeriums vom Juli zielen die Maßnahmen der Regierung vor allem auf die Entwicklung von Klimamodellen, die Überprüfung klimatischer Anfälligkeiten und auf Anpassungsstrategien sowie auf Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen. Leider könne Simbabwe seine internationalen Klimazusagen mangels adäquater Finanzierungsmittel bei weitem nicht einhalten, räumt die Behörde ein.

"Es ist notwendig, aktuelle Projekte auszuweiten und landesweit neue Vorhaben zu entwerfen, damit sich der Staat positionieren kann, um Finanzmittel für diese Entwicklungen zu akquirieren", erklärt Steve Wentzel, der Chef von 'Carbon Green Africa'. Das Unternehmen mit Sitz in Simbabwe versucht mit Hilfe so genannter REDD-Projekte Emissionszertifikate zu generieren. REDD ist eine UN-Initiative zum Schutz der Wälder, die Kompensationszahlungen für überprüfbare CO2-Emissionsreduzierungen durch Waldschutzmaßnahmen, nachhaltige Agrar- und Waldbewirtschaftungsformen und die Verbesserung der Wirtschaftslage von Waldbewohnern vorsieht.

"Das Land braucht Partner im privaten Sektor, die sich bemühen, Projekte zu entwickeln und ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Belohnungsbasierte Strategien sollen Einzelpersonen und Firmen dazu anregen, die Politik der Regierung zu unterstützen", erläutert Wentzel.


Bevölkerung soll stärker für Klimaschutz sensibilisiert werden

"Wenn Simbabwe es ernst damit meint, sich vom 'business as usual' wegzubewegen, ist es wichtig, auch die breite Bevölkerung und die Wirtschaft für das Thema zu sensibilisieren", meint Zvigadza. "Notwendig ist eine entschiedene landesweite Kampagne. Zudem gilt es die nationalen Klimastrategien an die jeweiligen lokalen Gegebenheiten anzupassen."

Nach Ansicht von Moyo müssen die reichen Staaten, die Verursacher der Erderwärmung, mehr Mittel für Klimastrategien bereitstellen. "Als afrikanisches und als Entwicklungsland sind wir der Meinung, dass die Industriestaaten noch nicht den fairen Anteil der Lasten schultern, der ihnen eigentlich zukommt. Sie sollten bei der Reduzierung der CO2-Emissionen mit gutem Beispiel vorangehen und den ärmeren Ländern finanzielle Hilfe angedeihen lassen, wie dies in der Klimarahmenkonvention vorgesehen ist."

Dass Simbabwe finanzielle Hilfe braucht, liegt auf der Hand. Denn das Finanzministerium hat die Finanzmittel für den Umseltsektor von 93 Millionen US-Dollar im vergangenen Jahr auf 52 Millionen Dollar nahezu halbiert. Die finanzielle Misere des Landes ist einer der größten Hemmschuhe für die Umsetzung der nationalen Klimapolitik. Obwohl die Regierung liebend gern sauberen Strom fördern würde, basiert die Energieproduktion auf preiswerteren Energieträgern wie Kohle.

Dass Simbabwe finanzielle Hilfe braucht, liegt auf der Hand. Denn das Finanzministerium hat das Budget für das Umweltministerium von 93 Millionen US-Dollar im Jahr 2014 auf 52 Millionen Dollar für dieses Jahr nahezu halbiert. Die finanzielle Misere des Landes ist einer der größten Hemmschuhe für die Umsetzung der nationalen Klimapolitik. Obwohl die Regierung liebend gern sauberen Strom fördern würde, basiert die Energieproduktion auf preiswerteren Energieträgern wie Kohle.

Eine Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen ist auch deshalb schwierig, weil armutsbedingt Millionen Simbabwer nach wie vor auf Feuerholz zum Kochen zurückgreifen müssen. (Ende/IPS/ck/04.08.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/08/zimbabwes-climate-change-ambitions-may-be-too-tall/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. August 2015

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