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ABFALL/011: Kritik an Recycling von Kohlenasche in USA - Umweltfolgen zu wenig erforscht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. August 2011

Umwelt: Kritik an Recycling von Kohlenasche in USA -
Umweltfolgen zu wenig erforscht

Von Elizabeth Whitman


New York, 22. August (IPS) - Kohlenasche steckt in vielen Dingen des täglichen Gebrauchs. Aus den Rückständen, die bei der Kohleverbrennung zur Energieerzeugung entstehen, werden beispielsweise Zahnpasta, Kosmetikartikel, Zement und Enteisungsprodukte hergestellt. Ein solches Recycling birgt aber auch Gefahren für die Umwelt.

Die US-Umweltbehörde EPA wirbt für die Weiterverwertung von Kohlenasche in der Konsumgüterindustrie und in der Landwirtschaft. Unabhängige Studien haben kürzlich ergeben, dass die Behörde sich offensichtlich nicht aller Gefahren bewusst ist.

In einem im März veröffentlichten Bericht des EPA-Aufsichtsbüros wird der Umweltbehörde vorgeworfen, sich nicht an akzeptierte Standards gehalten zu haben, als sie verschiedene Kategorien des Asche-Recyclings auf ihre Sicherheit hin überprüfte.

EPA sei sich der Risiken nicht vollständig bewusst, kritisierte die unabhängige Umweltvereinigung 'Public Employees for Environmental Responsibility' (PEER) mit Sitz in Washington. EPA verhindere, dass die für sie tätigen Wissenschaftler die Gesundheitsgefahren untersuchten, die durch die Weiterverwendung von Kohlenasche in Industrie und Landwirtschaft hervorgerufen werden könnten, heißt es in einer kürzlich verbreiteten Erklärung von PEER. Das Recycling sei "praktisch unerforscht und in jedem Fall nicht reglementiert", erklärte die PEER-Mitarbeiterin Kirsten Stade.

Die Umweltbehörde sicherte unterdessen zu, Kontrollmöglichkeiten zu entwickeln, um die Risiken besser einschätzen zu können. Für das Recycling werde weiterhin geworben, weil es schädliche Folgen der Kohleverbrennung für die Umwelt ausgleichen könne. Wenn diese Verfahren ordnungsgemäß durchgeführt würden, schadeten sie der menschlichen Gesundheit nicht.


Geringe Konzentrationen von Blei, Arsen oder Quecksilber

Kohlenasche ist reich an kommerziell wertvollen Elementen wie Aluminium, Kalzium und Eisen. In den Rückständen können aber auch Spuren von Blei, Arsen und Quecksilber enthalten sein. Experten fordern daher, die Auswirkungen bei der Verarbeitung dieser Metalle in Konsumgütern ausreichend zu dokumentieren.

EPA-Statistiken von 2008 zufolge werden in den USA jedes Jahr rund 136 Millionen Tonnen Kohlenasche produziert. Etwa die Hälfte davon wird recycelt, der Rest in Deponien gelagert. Die Asche fällt in verkapselter oder unverkapselter Form an. Im ersten Fall wird sie zur Herstellung von Holzwänden oder Zement verwendet. Lose Asche wird unter Beigabe von Wasser als Schlamm gelagert.

EPA will bisher keine nachteiligen Auswirkungen des Recyclings auf die Umwelt beobachtet haben. Die Behörde räumte allerdings ein, ihre Bedenken gegenüber der Lagerung in Staubecken und auf Deponien und der Weiterverwertung der verkapselten Asche noch nicht völlig aufgegeben zu haben.

Bisher ist bekannt, dass nicht recycelte Kohlenasche Trinkwasser verschmutzen kann. EPA hat daher zwei Vorschläge auf den Weg gebracht, um die Lagerung der Asche besser zu reglementieren. Sie haben auf die industrielle Weiterverwendung allerdings keinen Einfluss. Der ökologische und wirtschaftliche Nutzen dieses Recyclings wird bislang damit begründet, dass Kohlenasche nicht teuer ist.

Vor drei Jahren brachte der Bruch eines Rückhaltebeckens im US-Bundesstaat Tennessee die Kohlenasche in die negativen Schlagzeilen. Die Säuberungsarbeiten kosteten Hunderte Millionen US-Dollar. (Ende/IPS/ck/2011)


Link:
http://www.epa.gov/
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http://www.peer.org/about/index.php
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. August 2011