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ROHSTOFFE/060: Wie das E-Mobil das Wasser versaut (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1150, vom 06. Sept. 2019 - 38. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Wie das E-Mobil das Wasser versaut


Akkubetriebene E-Autos sorgen in den Städten für geringere Schadstoffemissionen und zu weniger Verkehrslärm und generell vielleicht sogar zu weniger Treibhausgasemissionen. Aber anderenorts auf dem Globus gefährdet der Rohstoffbedarf der Akkus die Wasserressourcen. Das ist ein alter Hut - wurde aber jüngst einmal Mehr in der Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der FDP-Fraktion deutlich. Die FDP-Fraktion im Bundestag hatte sich in einem detaillierten Fragenkatalog nach den "Auswirkungen des Abbaus von Rohstoffen für die E-Mobilität" erkundigt. In der Bundestags-Drs. 19/11137 vom 15.07.19 hatte die Bundesregierung in ihrer Antwort erläutert, wie es mit Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden im Zusammenhang mit dem Abbau von Lithium, Kobalt, Nickel und Graphit bestellt ist. Die ökologischen und menschenrechtlichen Risiken beim Rohstoffabbau würden "mittlerweile im Sinne der Sorgfaltspflicht von einigen prominenten Batterieherstellern und Abnehmern der nachgelagerten Lieferkette thematisiert". [Ob Natur und Umwelt, Anwohner und Beschäftigte etwas davon haben, wenn die Risiken "thematisiert" werden?] In der Drs. heißt es u.a., dass in der »Demokratischen Republik Kongo« bei der artisanalen Gewinnung von Kobalt (also im wilden Kleinbergbau) "Grund- und Oberflächenwasser nachteilig verändert" würden. Beim industriellen Kobaltbergbau und bei der Verhüttung würden in der »Demokratischen Republik Kongo« "Trinkwasserressourcen mit Chemikalien und zur Bewässerung genutzte Oberflächengewässer mit schwermetallhaltigen Abwässern aus der Metallurgie kontaminiert". Zudem komme "es zu Nutzungskonflikten um knappe Wasserressourcen zwischen dem industriellen Bergbau und umliegenden Gemeinden."

In der Drs. heißt es ferner, dass "bei der Gewinnung von Lithium aus salzhaltigen Solen entsprechender Salzseen (...) Wasseraspekte besonders zu beachten" seien:
"Durch das Fördern großer Mengen von Salzwasser und der sich anschließenden Verdunstungsprozesse kann es zu großen Grundwasserabsenkungen kommen. Da die Vorkommen größtenteils in sehr ariden Gegenden liegen, muss beachtet werden, dass der Bergbau deshalb nicht in Konflikte mit dem Bedarf der ansässigen Bevölkerung bezüglich der Nutzung der Grundwasserreserven gerät. Die Grundwassersenkungen können auch ökologische Auswirkungen zur Folge haben. So können beispielsweise durch die Grundwasserabsenkungen Lagunenökosysteme geschützter Feuchtgebiete mit entsprechenden Flamingo-Beständen gefährdet werden."

Im Hinblick auf den Nickelabbau in Russland müsse in der arktischen Region um die Stadt Norilsk mit der Freisetzung von "sauren Grubenwässern sowie damit ausgetragenen Metallen" gerechnet werden (vgl. zu ähnlichen Risiken in der Mansfelder Mulde RUNDBR. 1130/3-4)

Fortschreibung der deutschen Rohstoffstrategie kommt im Herbst 2019

In der oben genannten BT-Drs. werden die Hauptproduzenten und Hauptlieferländer der akkuwichtigen Rohstoffe Lithium, Kobalt, Nickel und Graphit mit ihren jeweiligen Produktionsmengen sowie die Importmengen nach Deutschland aufgelistet. Im Hinblick auf die Gewährleistung einer sicheren Rohstoffversorgung der deutschen Industrie verweist die Regierung in ihrer Antwort auf die Aussagen zur Versorgungssicherheit in der Rohstoffstrategie der Bundesregierung aus dem Jahr 2010 - und kündigt an:
"Derzeit arbeitet die Bundesregierung, auch vor dem Hintergrund neuer Herausforderungen und Risiken in der Versorgung mit mineralischen Rohstoffen u. a. im Zusammenhang mit der E-Mobilität, an der Fortschreibung der Rohstoffstrategie. Ein zwischen den Ressorts abgestimmter erster Entwurf wird im Herbst dieses Jahres erwartet."

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1150
Herausgeber:
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Oktober 2019

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