Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INDUSTRIE

CHEMIE/253: EU-RoHS-Richtlinie - Solarmodule mit oder ohne Schwermetalle? (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände

EU-Koordination - 29.04.2010

Solarmodule: Mit oder ohne Schwermetalle?


Der Vorstoß der EU, ein Verbot von gefährlichen Schwermetallen auch auf Solarmodule auszuweiten, spaltet die Solarindustrie: Würde die Verpflichtung Solarmodule schmermetallfrei herzustellen dem Wachstum erneuerbaren Energien schaden oder gelänge ein ungebremster Ausbau auch mit Verzicht auf Cadmium und Blei?

Hintergrund der Debatte, die sich gerade innerhalb der Solarindustrie abspielt, ist die anstehende Revision der EU-Richtlinie zur Beschränkung gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten (auch RoHS genannt). Die schwedische Ratspräsidentschaft hatte Ende 2009 vorgeschlagen, die Richtlinie, die vor allem Konsumgüter wie Handys, Toaster oder CD-Playern betrifft, auf alle elektronischen Geräte auszuweiten. Damit wären auch Solarmodule betroffen, denn zur Verschaltung der einzelnen Zellen benutzen die Hersteller Blei. Außerdem sind etwa 20 Prozent der auf dem Markt erhältlichen Module Dünnschichtsolarzellen, das heißt sie sind auf der Basis von Cadmiumtellurid-Halbleitern gefertigt. Cadmium gilt als krebserregend.

Die European Photovoltaic Industry Association (EPIA) warnt vor der Einbeziehung der Solarbranche unter die RoHS-Richtlinie. Winfried Hoffmann, Vize-Präsident von EPIA, befürchtet negative Konsequenzen für Umwelt, Gesellschaft und Industrie und verweist auf freiwillige Recycling-Programme für die auf dem Markt erhältlichen Solarmodule. Die Einbeziehung von Solarmodulen mit einer Lebenspanne von bis zu 25 Jahren in eine Richtlinie, die auf kurzlebige Konsumgüter ausgerichtet ist, mache keinen Sinn.

Eine ähnliche Meinung vertritt der Europäische Rat für erneuerbare Energien (EREC). In einem Statement ließ er verlauten, dass die negativen ökologischen Auswirkungen von Energie aus erneuerbaren Quellen im Vergleich mit derer aus fossilen Trägern insignifikant seien.

Doch es gibt noch andere Meinungen: Der Bonner Solarzellenhersteller Solar World verzichtet bei der Herstellung seiner Module beispielsweise auf Cadmium und verwendet ausschließlich kristallines Silizium. Milan Nitschke, Pressesprecher der Solar World AG, erklärte, dass es absurd sei, Solaranlagen aus einer Umweltrichtlinie auszuklammern. Auch die Non-Toxic-Solar-Alliance (NTSA), ein vor allem von Wissenschaftlern getragener Verein, gehört zu den Befürwortern eines Verbots von Schwermetallen in Solarmodulen. Geschäftsführer Jan Kallmagen betont, dass es noch keine unabhängige, öffentliche Studie gäbe, die mit Sicherheit festgestellt hat, dass die Verwendung von Schwermetallen in Solarmodulen risikofrei sei. Außerdem benachteilige das jetzige Regelwerk Solarmodulhersteller, die auf eine schwermetallfreie Herstellung setzten.

Die Argumente gut abzuwägen und eine Entscheidung in der Debatte zu treffen, bleibt jedoch den PolitikerInnen überlassen: Anfang Mai werden die Abgeordneten eine Vorentscheidung im Umweltausschuss treffen. Die erste Lesung im Parlament ist für Juni angesetzt. [at]

NTSA http://www.ntsa.eu/

EPIA http://www.epia.org

Euractiv http://www.euractiv.com/en/energy/solar-industry-divided-over-toxic-substances-law-news-468176


*


Quelle:
Newsletter zur EU-Umweltpolitik
Nr. 17/10, 29.04.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination, 29.04.2010
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Mai 2010