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ATOM/1067: Zweifelt RWE an Biblis B? Strommengen-Übertragung hat ein Gschmäckle (IPPNW)


IPPNW - Berlin, den 4. August 2010

Zweifelt RWE an Biblis B ?

IPPNW: Strommengen-Übertragung hat ein "Gschmäckle"


Der Atomkonzern RWE hat vom stillgelegten Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich anstelle der möglichen 21.450 Gigawattstunden (GWh) lediglich eine Reststrommenge von 8.100 GWh auf die Anlage Biblis B übertragen. Damit streckt der Atomkonzern den Betrieb von Biblis B vorläufig nur bis Ende 2011, Anfang 2012. "Zweifelt RWE etwa selbst, was die weitere Zukunft des hessischen Atomkraftwerks angeht?", fragt Energiereferent Henrik Paulitz der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW.

"Dass Strommengen ausgerechnet vom stillgelegten Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich auf Biblis B übertragen werden, hat außerdem ein Gschmäckle", kritisiert Paulitz. "Mülheim-Kärlich wurde nämlich per Gerichtsbeschluss endgültig stillgelegt, weil die Anlage nur gegen schwache Erdbeben ausgelegt ist - am dortigen Standort jedoch weit stärkere Beben möglich sind. Dasselbe gilt auch für Biblis B. Dieses Atomkraftwerk ist genauso schlecht gegen die im Rheingraben möglichen Erdbeben ausgelegt. Auch Biblis B müsste daher aus rechtlichen Gründen stillgelegt werden."

Auch vor diesem Hintergrund klagt die IPPNW beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel seit Jahren auf Stilllegung von Biblis B. Im Rahmen des Verfahrens musste die hessische Atomaufsichtsbehörde förmlich zugeben, dass die Anlage nicht mehr dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik genügt. Die IPPNW dokumentierte auf der Basis offizieller Dokumente mehr als 200 schwerwiegende Sicherheitsmängel von Biblis B.

Zudem ergaben die IPPNW-Recherchen, dass der Atomkraftwerksbetreiber RWE nicht zuverlässig ist. Dies ist jedoch durch das Atomgesetz vorgeschrieben. So wurden - wie zuletzt auch am vergangenen Freitag - in den vergangenen Jahren immer wieder schwerwiegende Fehler bei Wartungsarbeiten im Atomkraftwerk Biblis gemacht. Ein Gutachten im Auftrag der Bundesatomaufsicht bestätigte inzwischen, dass es gravierende Schlampereien bei Planungs- und Montagearbeiten in Biblis gab.


Über die IPPNW:

Diese Abkürzung steht für International Physicians for the Prevention of Nuclear War. Die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges engagieren sich seit 1982 für eine Welt ohne atomare Bedrohung und Krieg. 1985 wurden sie dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Seit 1990 stehen zusätzlich gesundheitspolitische Themen auf dem Programm des Vereins. In der IPPNW sind rund 7.000 ÄrztInnen und Medizinstudierende organisiert.


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Quelle:
Presseinformation der IPPNW - Deutsche Sektion der
Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, 04.08.2010
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Sven Hessmann, Pressereferent
Tel.: 030-69 80 74-0, Fax: 030-69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. August 2010