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VERKEHR/1111: Schutz der Elbe - Da bewegt sich was (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 2/2017
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

Schutz der Elbe
Da bewegt sich was


Die geplante Vertiefung der Tideelbe ist rechtswidrig. Ein neues Gesamtkonzept für die Elbe lässt etliche Fragen offen. Gleichzeitig wachsen an der mittleren Elbe junge Auwälder heran.


Seit Jahren klagen BUND und NABU (unterstützt vom WWF) gegen die geplante Vertiefung der Elbe von Hamburg zur Nordsee. Rund 40 Millionen Kubikmeter Sediment will die Hansestadt aus dem Fluss baggern, dreimal mehr als bei der letzten Vertiefung 1999.

Der Tideelbe droht damit großer Schaden. Bestätigt hat das am 9. Februar das Bundesverwaltungsgericht: Der Planfeststellungsbeschluss sei rechtswidrig, der geplante Ausgleich für die Naturzerstörung reiche bei Weitem nicht aus. Erfreulich ist, dass das Urteil über den Einzelfall hinaus die Beachtung des Naturschutzes bei allen größeren Infrastrukturvorhaben stärkt.

Doch das Aus für die Elbvertiefung bedeutet dieses Urteil wohl nicht. Die Stadt Hamburg hält an dem Großprojekt fest und hat nun weitere Maßnahmen zum Schutz und Ausgleich angekündigt - speziell für den Schierlings-Wasserfenchel, der ausschließlich hier wächst.

Der BUND dagegen fordert eine Kooperation der Seehäfen in Hamburg, Bremer- und Wilhelmshaven als ökologisch und volkswirtschaftlich beste Lösung.

Fragwürdiges Konzept
Lange Zeit standen sich an der Elbe Flussschützer*innen und Wasserstraßenbehörden fast unversöhnlich gegenüber. Anfang des Jahres legten Bund und Länder ein Konzept zur Binnenelbe vor - und sogar Umweltverbände äußerten sich vorsichtig positiv.

Was ist passiert? Um den Dauerkonflikt an der Elbe zu befrieden, hatten das Bundesverkehrs- und Bundesumweltministerium Gespräche initiiert. Sie mündeten nun in ein Konzept, das immerhin einen Rahmen bildet, um die drängendsten Fragen an der Elbe zu klären.

Mit einer neuen Strategie soll die Erosion des Flussbettes gestoppt werden - damit die wertvollen Elbauen nicht weiter austrocknen. Doch zugleich wird eine Mindesttiefe der Fahrrinne von 1,40 Meter angestrebt. Ob sich das mit einer Verbesserung der Lebensräume an der Elbe vereinbaren lässt, ist mehr als fraglich.

Zielkonflikte wie dieser müssen in den nun folgenden Gesprächen im Sinne der Elbe geklärt werden, damit sich das Verwaltungshandeln auch in der Praxis vom alten Vorgehen löst. Dafür wird sich der BUND weiter einsetzen.

Neue Auwälder
Parallel engagiert sich das BUND-Auenzentrum in Lenzen seit vielen Jahren erfolgreich für die Elbe. Vor Ort hat es die bundesweit größte Rückverlegung eines Deiches umgesetzt. Zudem arbeitet es laufend daran, Auen wiederzubeleben und für neue Wälder in der Elbaue zu sorgen. Im Rahmen des Projektes »Lebendige Auen für die Elbe« wird die 400 Hektar große Halbinsel Hohe Garbe wieder an die Dynamik der Elbe angebunden. Dank wechselnder Wasserstände soll der alte Auwald wieder vitaler werden. Dazu werden neu gepflanzte Gehölze den Auwald erweitern. Begleitet wird das Projekt von viel Öffentlichkeitsarbeit: Ein Kurzfilm dazu hat beim FlussFilmFestival den Publikumspreis gewonnen.

Zudem ist »MediAN« angelaufen, ein Forschungsprojekt unter Federführung der Uni Hamburg. Unser Auenzentrum hat den Praxisteil übernommen. Um die Vielfalt der Auwälder langfristig zu sichern, will es mit neuartigen Verfahren 15 Hektar Hartholz-Auwald pflanzen. Beide Projekte werden im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt gefördert.


• Zum Konzept und zur Stellungnahme der Umweltverbände:
www.bund.net/elbe_gesamtkonzept; Kontakt: Iris.Brunar@bund.net

• Mehr zum BUND-Auenzentrum und den prämierten Film gibt es unter
www.bund.net/auenfilm sowie /auenzentrum;
Kontakt: Katrin.Evers@bund.net

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Quelle:
BUNDmagazin 2/2017, Seite 28
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Redaktion: Severin Zillich
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
E-Mail: redaktion@bund.net
Internet: www.bund.net/bundmagazin
 
Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2017

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