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VERKEHR/1027: Der Seine-Nord-Kanal - Ein französisches Pharaonenprojekt (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1058, vom 18. März 2015 - 34. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Der Seine-Nord-Kanal: Ein französisches Pharaonenprojekt


Wie der Binnenschifffahrts-Nachrichtendienst "Bonapart" (siehe RUNDBR. 976/1) in seiner Febr.-Ausgabe 2015 berichtete, hat das französische Parlament die Finanzierung des Kanalprojektes Seine-Nord auf den Weg gebracht. Nach "Bonapart"-Informationen werden die Baukosten für den Kanal, der Seine und Schelde verbinden soll, derzeit auf rund 4,5 Milliarden Euro geschätzt. Die französischen Departements Nord, Pas de Calais, Somme und Oise wollen sich mit 500 Millionen Euro an dem Projekt beteiligen. Hierzu haben die Departements, die glauben, vom Kanalbau profitieren zu können, jetzt eine Absichtserklärung zur Finanzierung des Megaprojektes unterzeichnet. Das französische Parlament hatte Ende Januar 2015 einer Gesetzesnovelle zum Kanalbau zugestimmt. Auf dem Wege einer Verordnung kann innerhalb von neun Monaten eine Projektentwicklungsgesellschaft gegründet werden. "Bonapart" berichtet weiter, dass die neue Gesellschaft, die den Kanal verwalten soll, vom französischen Staat, den Finanzbehörden und der Verwaltung getragen werden soll. "Der Bau für den Kanal soll 2017 beginnen - 2023 soll er einsatzbereit sein." Eine Anmerkung unsererseits: Der Bau des Seine-Nord-Kanals war jahrelang in Konkurrenz zu einem neuen Rhein-Rhone-Kanal diskutiert worden. Mit der Lenkung der knappen Finanzmittel in den Seine-Nord-Kanal müssen die Freunde des Rhein-Rhone-Kanals die letzten Hoffnungen fahren lassen.

Auch der Canal-Seine-Nord, eines der größten europäischen Wasserstraßenausbauprojekte, stand jahrelang auf der Kippe. Die beiden französischen Baukonzerne Bouygues und der Konkurrent Vinci hatten sich 2011 als Public-Private-Partner für das anfangs auf ca. 4,3 Milliarden veranschlagte Kanalprojekt beworben. Die privaten PPP-Partner sollten ursprünglich 50 Prozent der Kosten vorschießen. Zwischenzeitlich wurden die Kosten für den 106 km langen Kanal auf 5 bis 6 Milliarden Euro geschätzt. Nach der Kostenexplosion - und der damit erkennbaren Unwirtschaftlichkeit des Kanalprojekts - hatte sich das Firmenkonsortium Bouygues aus dem Projekt zurückgezogen. Um das Prestige-Projekt doch noch realisieren zu können, ist es jetzt finanziell abgespeckt worden.

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1058
Herausgeber:
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Mai 2015

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