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ÖKOSYSTEME/021: Lufteinsatz gegen Insektenwelt - Beeinträchtigung des gesamten Mikrolebens (BUND ST)


BUND Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. - Magdeburg, 02.05.2012

Presseerklärung des BUND Sachsen-Anhalt zum Lufteinsatz der Landesforstverwaltung gegen die Insektenwelt im Jerichower Land und Anhalt-Bitterfeld (Volksstimmen vom 25.4.12).



Der BUND Sachsen - Anhalt warnt vor den Folgen des Lufteinsatzes gegen sogenannte Forstschädlinge, insbesondere den Eichenprozessionsspinner. Seit Rachel Carsons Buch "Der stumme Frühling" in Deutschland erschien, sind genau 50 Jahre vergangen. Die amerikanische Biologin und Wissenschaftsjournalistin beschreibt in diesem Werk ausführlich, welche Auswirkungen die chemische Bekämpfung von sogenannten Schadinsekten auf das gesamte Ökosystem einschließlich der Menschen hat. Es ist erschütternd und traurig, dass der chemische Krieg gegen die Natur nach so langer Zeit eher noch an Schärfe und Raffinesse gewonnen hat, obwohl das Artensterben damit in ursächlichem Zusammenhang steht.

Die Ursache von Insektenüberpopulationen sieht man nach wie vor in der Natur selbst, die, wie man glaubt, bösartig die Werke der Menschen zu vernichten sucht. Der Mensch sieht sich selbst als Geschädigten und indem er sich auf die eigenen Interessen konzentriert, verliert er die Zusammenhänge aus den Augen. Einen andauernden Massenbefall in Waldgebieten durch zum Waldgefüge gehörende Insekten gibt es unter natürlichen Bedingungen nicht, das lässt die Vermehrungsdynamik nicht zu. Wird aber in die Population existenzbedrohend eingegriffen, wie es in den zur Vergiftung vorgesehenen Gebieten in Sachsen-Anhalt der Fall war, reagieren die Insekten ganz natürlich mit einer Erhöhung der Individuenzahl, die einzige Möglichkeit für die Art, das eigene Aussterben zu verhindern. Wie wir nun sehen, ist durch vorangegangene Eingriffe in das Ökosystem oder forstliche Fehlleistungen genau dieser Fall eingetreten. Jetzt folgt eine Kette von generalstabsmäßigen Handlungsabläufen, die das gesamte Ökosystem der betroffenen Region beeinträchtigen wird. Es gibt keine Insektenvertilgungsmittel, die in der Lage sind, nur eine ganz bestimmte Art zu töten. Die als Kollateralschaden betrachtete hingenommene Beeinträchtigung des gesamten Mikrolebens der verseuchten Gebiete nach dem Lufteinsatz und die eventuelle Auslöschung der Gegenspieler der sogenannten Schadinsekten wird billigend in kauf genommen. Die Landesregierung bläst kräftig in das Horn der überchemisierten Landwirtschaft, welche die unter permanentem Herbiziddruck stehenden ausdauernden Pflanzen und Dauerkulturen in ihrer Vitalität nachhaltig schwächt. Über diese Zusammenhänge sollten die Waldeigentümer Nachdenken! Auch die derzeit brütenden Waldvögel werden sofort unter Nahrungsmangel leiden!

Der BUND fordert die Landesregierung und speziell den Minister Aikens auf, das Recht aller Bürger auf eine unversehrte Natur und ein giftfreies Leben zu respektieren. Die Vergiftung weiter Waldgebiete des Landes Sachsen-Anhalt soll eingestellt werden. Für die Durchsetzung privater Interessen, die der Unversehrtheit der Bürger hinsichtlich der Umwelt und der eigenen Gesundheit sowie ihrer wirtschaftlichen Lebensgrundlage zuwiderlaufen sollten keine öffentlichen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Weiterhin warnen wir die Bürger der betroffenen Gebiete vor dem Kontakt mit dem Gift Cyhalothrin wie "Karate Forst flüssig". Diese Gifte werden über Hautkontakt aufgenommen und wirken als Nervengifte, die im leichtesten Fall allergische Reaktionen bei Menschen auslösen können. Cyhalothrin ist hochtoxisch für Bienen und Fische.

AK Wald Olaf Wegewitz

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Quelle:
Presseinformation, 02.05.2012
Herausgeber:
Bund für Umwelt- und Naturschutz e.V.
BUND Sachsen-Anhalt e.V.
Olvenstedter Str. 10, 39108 Magdeburg
Tel: 0391/630 780, Fax: 0391/630 78 29
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Internet: www.bund-sachsen-anhalt.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Mai 2012