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VERKEHR/771: ICE-Neubaustrecke wird zum Milliardengrab (BUND TH)


BUND Landesverband Thüringen e.V. - Erfurt, 14.08.10

BUND Thüringen: ICE-Neubaustrecke wird zum Milliardengrab

Alternative über Jena-Saalfeld deutlich billiger und effizienter


Erfurt. Der BUND Thüringen sieht sich durch das jüngste Gutachten des Umweltbundesamtes in seiner Kritik an der ICE-Neubaustrecke durch den Thüringer Wald bestätigt. Erneut machte der Verband deutlich, dass eine Fahrzeit von unter vier Stunden zwischen Berlin und München durch den Ausbau bestehender Strecken deutlich billiger zu erreichen sei. "Jetzt muss die Politik endlich die Notbremse ziehen und aus dem Projekt aussteigen", forderte Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen. "Angesichts der galoppierenden Kostenentwicklung und der vom UBA bestätigten fehlenden Rentabilität ist das Vorhaben nicht mehr zu verantworten".

Vogel machte deutlich, dass die voraussichtlichen Baukosten alleine für den 107 km langen Abschnitt Erfurt - Nürnberg von ursprünglich 3,7 Mrd. Euro im Jahr 1997auf 5,2 Mrd. Euro gestiegen seien. Den gigantischen Baukosten stehe nur ein geringer wirtschaftlicher Nutzen gegenüber, da die Strecke für den Güterverkehr unattraktiv sei. Die nur zweigleisigen Tunnelröhren ließen die Nutzung der Strecke durch Güterzüge nur nachts zu. Auch der Nutzen für den Personenverkehr rechtfertige in keinem Fall die exorbitanten Baukosten. Bereits im Jahr 2002 habe der BUND in einem Gutachten nachgewiesen, dass eine Fahrtzeit von unter vier Stunden zwischen Berlin und München auch durch den Ausbau des bestehenden Verkehrsnetzes zu erreichen sei. Durch den Ausbau der Bestandstrecke zwischen Leipzig - Jena - Saalfeld - Nürnberg ließe sich die Fahrzeit zwischen Berlin und München auf 3h57 verkürzen. Das Investitionsvolumen hierfür betrage weniger als 1 Mrd. Euro. Damit wäre diese Variante nicht nur deutlich billiger: In Thüringen würde dadurch auch die Anbindung an das Hochgeschwindigkeitsnetz der Bahn deutlich verbessert werden. "Im Gegensatz zur ICE-Neubaustrecke hätten Jena und Saalfeld dann als ICE-Haltepunkte eine Perspektive", erklärte Vogel.

Eindringlich appellierte Vogel an die Landesregierung, sich aufgrund des aktuellen UBA-Gutachtens für eine Neubewertung der ICE-Neubaustrecke bei der Bundesregierung ein zu setzen. Vogel betonte, dass es für einen Abbruch des Projektes nicht zu spät sei: "Bisher wurde weniger als ein Viertel der geplanten Investitionen realisiert. Wenn das Projekt jetzt abgebrochen wird, können mehrere Milliarden für einen sinnvollen Netzausbau bei der Bahn freigesetzt werden."


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Quelle:
Presseinformation, 14.08.2010
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Thüringen / Landesgeschäftsstelle
Trommsdorffstr. 5, 99084 Erfurt
Tel.: 0361/555 03 10, Fax: 0361/555 03 19
Internet: www.bund-thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. August 2010