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VERBAND/460: BUND Niedersachsen feierte 50-jähriges Jubiläum (BUND NI)


BUND Landesverband Niedersachsen e.V. - Hannover, 27. Mai 2011

BUND Niedersachsen feierte 50-jähriges Jubiläum

Weiger: Wir brauchen eine neue Wachstumsdebatte


Vor 50 Jahren haben Dr. Hans Heider und Prof. Dr. Konrad Buchwald zusammen mit 50 Naturschutz-Interessierten in Hannover den "Bund für Naturschutz und Landespflege e.V." (BfNuL) gegründet, den Vorläufer des heutigen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Niedersachsen e.V. In jedem Landkreis und in jeder Stadt Niedersachsens entstanden in den letzten Jahrzehnten BUND-Kreis- und - Ortsgruppen, die sich vor Ort für den Schutz von Umwelt und Natur einsetzten. Der BUND hat heute mit mehr als 200 Gästen im Haus der Region Hannover seine Erfolgsgeschichte gefeiert. Als Festredner war der ehemalige Bundesumweltminister und derzeitige Leiter der Ethik-Kommission der Bundesregierung, Prof. Dr. Klaus Töpfer, geladen, der aber heute kurzfristig absagen musste und per Videobotschaft dem BUND Niedersachen gratulierte. Töpfer gratulierte darin herzlich dem BUND für seine Erfolge in den letzten 50 Jahren und lobte das Engagement der zahlreichen Ehrenamtlichen, die sich vor Ort mit den Problemen für Umwelt und Natur auseinandersetzen. Er stellte die Frage, ob Wirtschaftswachstum weiterhin noch der Leitindikator der Gesellschaft sein dürfe für Wohlstand und Entwicklung. "Es gibt noch viel zu tun, denn im Kopf und in den Herzen vieler Menschen ist immer noch nicht angekommen, dass sie sich selbst verpflichtet fühlen müssen, die Vielfalt der natürlichen Ressourcen zu bewahren." Er dankte dem BUND Niedersachsen dafür, dass er über viele Jahre hinweg sein Wissen, seine Ideen und Forderungen in die Gesellschaft hineingetragen hat. Töpfer blickte in die Zukunft: "Die Verbände dürfen sich angesichts der komplexen Verflechtungen in der globalisierten Welt nicht zurückziehen, sie müssen sich auch den neuen Herausforderungen stellen."

Auch der Bundesvorsitzende des BUND, Prof. Dr. Hubert Weiger, stellte den Wachstumsbegriff in Frage. "Wir müssen zurück zu unseren Wurzeln und eine kritische Wachstumsdebatte führen." Denn 1961, als der BUND Niedersachsen gegründet wurde, kritisierten die Gründerväter Dr. Hans Heider und Prof. Dr. Konrad Buchwald bereits, dass ungebremstes Wachstum Umwelt und Natur nachhaltig schade. "Die Frage ist doch, was muss wachsen und was schrumpfen", so Weiger.

Weiger forderte angesichts der aktuellen Diskussion um die Atomkraft, dass alle AKW in Deutschland schnellstmöglich abgeschaltet werden müssten und endlich eine bundesweite Suche nach einem Atommüllendlager starten müsse. "Gerade Niedersachsen ist besonders betroffen hinsichtlich der Folgen der Atomkraft - mit Gorleben, der Asse und Schacht Konrad. Fukushima hat uns erneut gezeigt, dass wir sofort aus der Atomenergie aussteigen müssen, denn auch das lange gesellschaftlich tolerierte Restrisiko ist zu hoch." Weiger stellte klar, dass vor allem das Stromsparen weiterhin forciert werden müsse und dass die Politiker hier dringend den Hebel ansetzen müssten. Weiger hob die Leistungen des BUND Niedersachsen hervor, vor allem im Kampf gegen die Atomkraft, im Moorschutz, für Umweltbildung in zahlreichen Nationalpark-Häusern, für den Wald und auch mit dem mit dem Europäischen Auenzentrum Burg Lenzen. Doch Weiger mahnte zugleich: "Wir haben schon viel erreicht in den Köpfen der Bürger, doch wir sind noch längst nicht am Ziel, eine nachhaltige Entwicklung ist noch längst nicht gegeben." Renate Backhaus, Mitglied im BUND-Landesvorstand und atompolitische Sprecherin sprach (in Vertretung für den Landesvorsitzenden Heiner Baumgarten) für den Landesvorstand des BUND Niedersachsen und machte in ihrer Rede deutlich, dass es für Umweltverbände auch in den nächsten Jahrzehnten noch viel zu tun gebe, um Gefahren für Umwelt und Natur auch abzuwenden. "Unserer Gründerväter hätten sich 1961 sicherlich nicht vorstellen können, dass es auch 50 Jahre später noch so viel zu tun gibt, um unsere Natur und Umwelt vor schädlichen Eingriffen zu bewahren."

Auch sie ging in ihrer Rede auf die Atomkraft ein und stellte den Sinn der aktuellen Ethikkommission in Zweifel. "Schließlich kam schon der Sachverständigenrat für Umweltfragen vor Jahren zu dem Ergebnis, dass wir uns schnellstmöglich von der Atomkraft verabschieden sollten." Backhaus wünschte sich eine Zusage vom Landesumweltministerium, sich für den Schutz Hannoversche Moorgeest stark zu machen. Dr. Stefan Birkner, Staatssekretär im Landesumweltministerium, kündigte an, dass es "in einem überschaubaren Zeitraum zur Antragsstellung für das Projekt Moorgeest kommen wird". Auch er forderte den BUND auf: "Lassen Sie nicht nach in ihrem kritischen Wirken für die Natur, der BUND ist ein streitbarer Verband, aber Streit und Diskussion gehören zu einer Demokratie." Er dankte dem BUND Niedersachsen für viele erfolgreiche Projekte in den vergangenen 50 Jahren.

Der Präsident der Region Hannover, Hauke Jagau, gratulierte dem BUND zu seinen Leistungen und sagte: "Ich glaube, es gibt in der Gesellschaft schon eine Veränderung hin zu mehr Nachhaltigkeit, und daran hat der BUND einen großen Anteil. Er hat nicht nur zu vielen Vorhaben, die Natur und Umwelt schaden, nein gesagt, sondern auch immer Wege aufgezeigt, wie man es besser machen kann." Unter den Gästen bei der Jubiläumsfeier waren neben den Rednern Landwirtschaftsminister Gert Lindemann, Stefan Wenzel (Vors. Des Umweltausschusses des Landtages), Edelgard Bulmahn (Bundesministerin a.D.) und Monika Griefhahn (Landesministerin a.D.) sowie viele Europa-, Bundes- und Landespolitiker der Parteien, Anne Zachow, Vorstandsvorsitzende der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung, Vertreter anderer Umweltverbände und viele weitere mehr. Zum 50. Geburtstag blickt der BUND Niedersachsen auf eine beeindruckende Bilanz zurück. Aus einer kleinen Gruppe von Wissenschaftlern und Naturschützern wurde ein großer Umweltverband, ein wichtiger und anerkannter streitbarer Ansprechpartner für die Politik. Heute ist der BUND-Landesverband Niedersachsen der drittgrößte BUND-LV nach Bayern und Baden-Württemberg und hat mehr als 33.000 Mitglieder und Förderer. Mit seiner Hilfe und durch sein Engagement entstanden in Niedersachsen Nationalparks, wurden Moorflächen unter Schutz gestellt und viele Eingriffe in die Natur verhindert. Der BUND hat dabei immer auf Kooperation und Austausch mit Behörden und Politik gesetzt, wenn es sein musste aber auch auf Konfrontation.


Mehr Informationen zur Geschichte und den Erfolgen finden Sie im Internet: http://www.bund-niedersachsen.de/50

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) ist bundesweit mit rund 470.000 Mitgliedern, Spendern und Förderern der größte Umweltverband Deutschlands. In Niedersachsen zählt der Verein rund 33.000 Mitglieder und Förderer. Der Verein ist vom Staat als Umwelt-/Naturschutzverband anerkannt. Der BUND versteht sich als die treibende gesellschaftliche Kraft für eine nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Die Vision: ein zukunftsfähiges Land in einer zukunftsfähigen und friedfertigen Welt.


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Quelle:
Presseinformation vom 27.05.2011
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Niedersachsen
Goebenstr. 3a, 30161 Hannover
Tel.: 0511/965 69-0, Fax: 0511/662 536
E-Mail: presse.nds@bund.net
Internet: www.bund-niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Mai 2011