Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

VERBAND/457: Der BUND im Osten IV - Der Landesverband Mecklenburg-Vorpommern (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 4/2010
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

Der BUND im Osten (IV)
Weit vernetzt

Von Severin Zillich


Mecklenburg-Vorpommern ist dünn besiedelt und lebt vor allem von Tourismus und Landwirtschaft. Seit genau 20 Jahren setzt sich der BUND hier für überregional bedeutsame Naturschätze und eine nachhaltige Regionalentwicklung ein.

Schwerin, Wismarsche Str. 152: Hier hat der BUNDLandesverband 2008 neue Geschäftsräume bezogen. Für den Standort spricht die Nähe zumpolitischen Zentrum der Landeshauptstadt - und die Nähe zum Bahnhof. Denn wer die BUND-Arbeit im weitläufigen Nordosten Deutschlands koordinieren will, darf beim ständigen Wechsel zwischen Landtag, Ministerien, Büro und Bahn nicht viel Zeit verlieren. Geschäftsführerin Corinna Cwielag ist bereits seit 14 Jahren rastlos zwischen Elbe und Oder, Müritz und Rügen für Natur und Umwelt unterwegs. Über eine erfolgreiche Bürgerinitiative kam sie damals zum BUND - der klassische Einstieg für viele Aktive in Mecklenburg-Vorpommern. Der BUND ist hier eng mit diversen Umweltinitiativen vernetzt. Siewenden sich an den BUND, um fachlichen Rat und politische Rückendeckung zu bekommen und ihre Arbeit mit Gleichgesinnten zu koordinieren. Zu ihrerUnterstützung hat der Landesverband das Projekt »Bürgerbeteiligung« entwickelt: Wer Rat sucht, kann sich auf Seminaren und in einem Onlineportal detailliert über die oft komplizierten Genehmigungsverfahren informieren.


Plattform für Regionalentwicklung

Einen Schwerpunkt der Umweltarbeit im Nordosten bildet die Landwirtschaft. Viele Bürgerinitiativen und BUND-Gruppen sind in den Netzwerken »Bauernhöfe statt Agrarfabriken« und »Gentechnikfreie Regionen« organisiert. Der BUND kämpft als Teil des »Agrarbündnisses M.-V.« für mehr Nachhaltigkeit und richtet seit sieben Jahren Wintertagungen zur Landwirtschaft aus. Dadurch hat sich der BUND zu einer Plattform entwickelt, auf der nicht nur Biobauern, sondern auch Regionalentwickler und Expertinnen für Tourismus und nachhaltigesWirtschaften miteinander diskutieren. Nicht von ungefähr stoßen Publikationen wie die Tagungsmappe »Leben, Arbeiten und Erholen im ländlichen Raum« auf starke Nachfrage. Sie spiegelt die Probleme und Chancen einer Region wider, die von jeher dünn besiedelt ist und seit dem Mauerfall noch einmal eine viertel Million Menschen verloren hat. Für die überwiegend ehrenamtlichen Strukturen des BUND bedeutet dies - wie in anderen ostdeutschen Bundesländern -eine spezielle Herausforderung.

Neben der Zentrale in der Hauptstadt Schwerin unterhält der BUND in Rostock (Ostseeschutz) und Neubrandenburg (Jugendarbeit) regionale Geschäftsstellen. Obwohl mit knapp 1000 Mitgliedern der bundesweit kleinste Landesverband, ist er doch flächendeckend präsent, auch dank der Vernetzungmit Bürgerinitiativen. Entlang der Ostseeküste ist der BUND mit dem Projekt »Grünes Band am Ostseestrand« aktiv.


Kampf um die Küste

Wer heute von Travemünde ostwärts segelt, erlebt an der einstigen innerdeutschen Grenze eine scharfe Zäsur: hüben die vom Massentourismus gezeichnete Lübecker Bucht, drüben immer wieder großräumig unversehrte Natur. Wo der Eiserne Vorhang zwischen Ost und West über 1700 Kilometer entlang der Ostseeküste verlief, konnte sich die Natur vielerorts 40 Jahre lang entfalten. Speziell die Kette militärischer Sperrgebiete - ob auf der HalbinselWustrow bei Rerik, in der RostockerHeide, auf Zingst und Rügen oder am Peenemünder Haken - bot vielen seltenen Arten über und unter Wasser ein Refugium. Diese und andere Küstenstreifen gilt es heute vor der Zerstörung zu schützen.

Der BUND hat kürzlich 69 Brennpunkte identifiziert. Von der Kiesgewinnung, von Ferienanlagen, Hafenbauten oder Offshore-Windparks sind unterseeische Riffe genauso bedroht wie Sandbänke, Salzwiesen, Dünen und Küstenwälder.Der BUNDstreitet an all diesen Stellen für naturverträgliche Alternativen. Zudem entwickelt er gemeinsam mit Partnern aus Polen, dem Baltikum und Russland ein ökologisches Netzwerk unter dem Dach des Grünen Bandes Europa, das vom arktischen Eismeer bis hinab zum Schwarzen Meer den einstigen Eisernen Vorhang markiert. (Das EU-Förderprojekt »Baltic Green Belt« stellen wir 2011 ausführlich im BUNDmagazin vor.)


David gegen Goliath

Auch im Binnenland hat der BUND Mecklenburg-Vorpommern viel wertvolle Natur zu verteidigen. Ein Dauerthema ist der Alleenschutz, für den der BUND ein Netzwerk von BUND-Gruppen, Bürgerinitiativen und Alleenpaten gewoben hat. Dass langjähriger Einsatz sich auszahlt, zeigt der erfolgreiche Widerstand gegen einen riesigen Luft-Boden-Schießplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide: 2009 gab die Bundeswehr ihre Pläne für das »Bombodrom« auf. Ein Teilerfolg war dem BUND letztes Jahr auch bei der Bundesgartenschau in Schwerin beschieden. Per Klage gelang es das Ausmaß der geplanten Zerstörung eines natürlichen Seeufers zu begrenzen. Als im Dezember dann der Hauptinvestor für ein Steinkohlekraftwerk in Lubmin absprang, knallten im nahen Greifswald und in Schwerin die Sektkorken. Inzwischen ist das klimaschädliche Vorhaben endgültig gescheitert.

Der BUND ist also im Nordosten Deutschlands vielseitig aktiv und erfolgreich - auch mit vergleichsweise wenigen Mitgliedern. Immerhin: Ihre Zahl steigt langsam, aber stetig. Und die BUNDjugend wirbt fleißig für Nachwuchs, indem sie Kinder die Natur entdecken lässt - in Kajaks auf Mecklenburger Seen oder auf Skiern durch Norwegen. Dazu kommen jedes Jahr etwa 25 Bildungsseminare für Kinder und Jugendliche. Nicht zu vergessen die konsumkritischen Stadtführungen durch Schwerin, die Ausbildung von Jugendgruppenleitern etc. pp.

Bei so viel jungem Engagement blickt auch der Landesvorsitzende Mathias Grünwald, Hochschullehrer aus Neubrandenburg, optimistisch in die Zukunft: »Gut Ding muss bei uns Weile haben. Der BUND jedenfalls ist hier nach 20 Jahren Umweltarbeit gut verankert!«


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

- Keine Kohle Protest vor der prächtigen Kulisse des Schweriner Schlosses.
- Bilanz der BuGa 2009 in Schwerin - Umweltbildung zum »Grünen Band am Ostseestrand«, hier in Vitte auf Hiddensee


*


Quelle:
BUNDmagazin 4/2010, S. 30-31
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
Email: redaktion@bund.net
Internet: www.bund.net

Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. April 2011