Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

VERBAND/399: Internationales Jahr der Biodiversität - Einsatz für biologische Vielfalt (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 1/2010
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

TITELTHEMA
Naturschutz aktiv
Was plant der BUND?

Von Heidrun Heidecke


Für die UNO ist 2010 das »Internationale Jahr der Biodiversität«. Für den BUND ist jedes seiner bislang 35 Verbandsjahre ein Jahr der Biodiversität gewesen. Neben dem Klimawandel muss der Schutz der biologischen Vielfalt heute zweifellos als größte globale Herausforderung gelten. Folgerichtig bündelt der BUND sein Engagement seit 2008 in einem Verbandsschwerpunkt »Biodiversität«.

Der BUND fordert Politik und Gesellschaft auf, den Sonntagsreden und Papieren über den Schutz der Biodiversität endlich Taten folgen zu lassen. Aber wir fordern nicht nur, wir handeln selbst. Die große Zahl eigener Projekte zum Arten- und Lebensraumschutz zeigt dies deutlich, von den Alpen bis ans Meer, von der Eifel bis in die Lausitz. Der BUND wird das Jahr 2010 dazu nutzen, den Blick der Öffentlichkeit - noch mehr als sonst - auf den dramatischen Schwund von Arten und Lebensräumen zu lenken. Gleichzeitig wollen wir darstellen, wie wir selbst dazu beitragen, die natürliche Vielfalt zu bewahren.


Wiesen, Weiden und Wildkatzen

Ein zentrales Anliegen des BUND wird auch in diesem Jahr sein, grüne Korridore für die Wildkatze und andere Waldtiere zu schaffen. Mit dem Beginn eines von der EU kofinanzierten »LIFE+-Projektes« werden wir über 20 verschiedene Wege beschreiten, um für die Vernetzung von Wäldern zu werben. Das Spektrum reicht von Wildkatzenläufen über Regionalkonferenzen und Umweltbildungsmaterial bis zu Lehrpfaden und Computersimulationen. Unser Ziel: Die Öffentlichkeit und auch die Politik für die Idee des Biotopverbundes zu gewinnen. Derweil macht der nationale Wegeplan für die Wildkatze ebenfalls Fortschritte: So bereiten wir in Thüringen und Rheinland-Pfalz weitere Anpflanzungen innerhalb der Korridore vor.

Neben der Zerschneidung der Landschaft vor allem durch Straßen ist besonders die intensive Landwirtschaft mitschuldig am Artenverlust. So gelten heute diverse Ausprägungen von Wiesen und Weiden als gefährdet, die noch im 20. Jahrhundert weit verbreitet waren. Artenreiches Grünland droht gar ganz zu verschwinden. Auf dem Spiel steht das Überleben vieler seltener Tiere und Pflanzen. Zudem setzt die Umwandlung von Wiesen in Äcker große Mengen klimaschädlicher Treibhausgase frei. Daher legt der BUND dieses Jahr einen Schwerpunkt seiner Arbeit darauf, artenreiche Wiesen und Weiden zu erhalten.

2010 werden die Weichen für die Agrarpolitik nach 2013 gestellt - mit weitreichenden Folgen für unsere Biodiversität. Mit einem »Wiesencheck« wollen wir den Menschen diesen Lebensraum näherbringen. Von der Politik fordern wir, Landwirten die klima- und artenfreundliche Nutzung von Wiesen besser zu honorieren - da sie damit eine gemeinnützige Leistung vollbringen.

Den Druck auf die Politik wollen wir mit öffentlicher Unterstützung erhöhen. Wir setzen darauf, dass unsere BUND-Gruppen gemeinsam mit Landwirten und anderen Partnern bundesweit Wiesen-Aktionen organisieren. Wir wollen die Abgeordneten der Landtage und des Bundestages für eine zukunftsfähige Agrarpolitik zum Schutz des Grünlands gewinnen!

Die BUNDjugend wiederum sucht im Rahmen ihres Wettbewerbs »Naturtagebuch« dieses Jahr unter anderem das schönste Wiesen- Tagebuch. Hierfür ist ein Sonderpreis ausgelobt. Tipps und spannende Ideen zur Gestaltung dieses Tagebuchs finden die angesprochenen 8 bis 12-Jährigen unter www.naturtagebuch.de.


Torf gehört ins Moor

So wie die Wiesen und Weiden sind auch die Moore von eminenter Bedeutung - für die biologische Vielfalt wie auch für den Klimaschutz (als CO2-Speicher). Trotzdem werden Europas Moore noch immer entwässert, um sie landwirtschaftlich nutzen zu können, oder durch Torfabbau zerstört. Zwölf Millionen Kubikmeter Torf verbrauchen die Deutschen jedes Jahr, davon etwa zwei Millionen im Hobbysektor. Ein großer Teil des Torfs kommt heute aus osteuropäischen Mooren. Der Abbau des Torfes zerstört eine hoch spezialisierte und faszinierende Tier- und Pflanzenwelt unwiederbringlich. Und das allein für bunte Wegwerfpflanzen, für kurzlebige Zierpflanzen auf dem Balkon oder im Garten. Das muss nicht sein! Es gibt Alternativen, ohne dass irgendjemand auf bunte Blumen verzichten muss. Hier wollen wir nach dem Vorbild verschiedener Regionalverbände bundesweit Verbraucherinnen und Politiker ansprechen: Torf gehört ins Moor! Torffrei Gärtnern ist möglich und ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz. Mit Pressearbeit sowie Mitmachaktionen vor Baumärkten und bei Gartenschauen möchte der BUND zeigen, dass wir mit unserer Kaufentscheidung zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beitragen können.


Lebendige Flüsse

Flüsse und ihre Auen sind Lebensadern in der Landschaft, sie sind echte Schatzkammern der Biodiversität. Um sie zu erhalten und zu renaturieren, planen wir auch dieses Jahr einen bunten Strauß von Aktivitäten, von der politischen Lobbyarbeit über die fachliche Mitarbeit in Flusskommissionen bis zu Aktionen vor Ort. Dazu gehören Badetage an allen großen Flüssen, der bewährte »Dialog im Boot« an der Elbe, der Donau-Aktionstag am 13. Mai in Niederalteich und die Weser-Sternradtour im Juli.

Um politisch noch schlagkräftiger zu werden, wird in Kürze eine neue BUND-Studie erscheinen. Sie wird auf der Basis neuester wissenschaftlicher Daten den Zustand unserer Flüsse beschreiben. Daraus werden wir Handlungsempfehlungen für unsere eigene Arbeit sowie Forderungen an die Politik ableiten.

Bereits letzten Herbst im Bundestagswahlkampf hat der BUND ein Investitionsprogramm für biologische Vielfalt gefordert. Diese Forderung hat zwar Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden - nicht jedoch in den diesjährigen Bundeshaushalt. Das Jahr der biologischen Vielfalt wird der BUND nutzen, um die angekündigten Investitionen von der Koalition einzufordern. Speziell werden wir uns dabei für den Auen- und Moorschutz und die Erhaltung alter Wälder einsetzen.


Tagtäglich aktiv

Anders als die Regierung trägt der BUND kontinuierlich dazu bei, die vielfältige Natur zu bewahren. Fast alle unsere BUND-Gruppen sind auf die ein oder andre Weise im Arten- und Biotopschutz aktiv. Ob es die Pflege von Streuobstwiesen ist, die Wiederbelebung von Mooren, spezielle Hilfe für einzelne Arten oder andere lokale Projekte: Wir fordern nicht nur, wir tun selber etwas. Der BUND kann das internationale Jahr der Biodiversität gut dazu nutzen, diese Zweigleisigkeit darzustellen - vor Ort und bundesweit.

Heidrun Heidecke ... koordiniert die Naturschutzaktivitäten des BUND.


Einen Überblick über unser Engagement für die biologische Vielfalt erhalten Sie unter www.bund.net/vielfalt.

Bund, Länder, Verbände, Kommunen und viele weitere Akteure wollen mit Veranstaltungen das internationale Jahr der biologischen Vielfalt erlebbar machen. Diese werden über einen Kalender des Bundesumweltministeriums abrufbar sein: unter http://kalender.biologischevielfalt.de. Informieren Sie sich - und tragen Sie Ihre eigenen Veranstaltungen ein.


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:


Mähen mit der Sense lernten Teilnehmer der BUND-Freizeit »Öko-Landbau - wir nehmen's in die Hand« im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald.
Vielseitig wirbt der BUND für den Schutz der Wildkatze.
BUND-Experten auf Entdeckungstour. Alte und artenreiche Wälder verdienen einen weit besseren Schutz.

*


Quelle:
BUNDmagazin 1/2010, S. 16-17
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
Email: redaktion@bund.net
Internet: www.bund.net

Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. März 2010