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STADT/471: Begrünte Fassaden helfen gegen Feinstaub, Stickoxide und Hitze (idw)


Universität zu Köln - 10.07.2018

Begrünte Fassaden in den Städten helfen gegen Feinstaub, Stickoxide und Hitze

Kölner Wissenschaftler zeigen, dass Fassadenbegrünung in Städten messbare Vorteile für Luftqualität, Sauerstoffproduktion und Artenvielfalt mit sich bringt


Wissenschaftler von der Universität zu Köln und dem Forschungszentrum Jülich haben gezeigt, dass grüne Fassaden nicht nur das Hausklima positiv regulieren, sondern auch gesundheitsschädliche Stickoxide und Feinstaubpartikel absorbieren und filtern.

Das Team um Professor Dr. Hans Georg Edelmann vom Institut für Biologiedidaktik der Uni Köln hatte die Tagestemperatur-Verläufe von Efeu-begrünten Fassaden im Vergleich zu klassischen, verputzten Hausfassaden sowie die fassadennahe Luftfeuchte über mehrere Wochen aufgezeichnet. Dabei zeigte sich, dass Efeu, wie auch andere (Kletter-)Pflanzen, im Sommer nachhaltig kühlend, im Winter wärmeisolierend auf die Fassaden wirkt: Es gab keine starken Temperaturunterschiede wie bei den unbegrünten Hausfassaden. So zeigte die grüne bewachsene Fassade im Sommer im unteren Temperaturbereich Temperaturschwankungen von 10 bis 13 Grad Celsius am Tag, während die Temperatur von blanken Hausfassaden um bis zu 35 Grad Celsius schwankten.

Zusammen mit dem Forschungsinstitut Jülich untersuchten die Kölner Forscher zudem die Wirkung von Efeu auf die Absorption von Stickoxiden (NOx) und die Adsorption (Bindung und Anreicherung von Stoffen an die Blattfächen) von Feinstaub mit einer durchschnittlichen Größe von 2,5 Mikrometer (PM 2,5). Sie konnten zeigen, dass Efeu die gesundheitsschädlichen Stickoxide absorbierte und den Feinstaub filtrierte. Zudem hat die Bepflanzung einen positiven Effekt auf die Absorption des Treibhausgases CO2.

Städte sind durch sehr hohe Verkehrsdichten sowie intensive Verbauung gekennzeichnet. Den wenigen freien Grünflächen stehen ein Vielfaches an Asphalt-, Beton- sowie Dach- und Fassadenflächen gegenüber, die im Sommer intensiv aufgeheizt werden und im Winter recht schnell auskühlen. Das führt im Rahmen des Klimawandels neben anderen negativen Effekten (Stickoxidbelastung, CO2-Belastung) zunehmend zu einer Überhitzung der Städte und zu einer Konzentrierung von Feinstaubpartikeln, deren gesundheitsschädliche Wirkung im Zusammenhang mit Krebs, Diabetes, Asthma, Herzinfarkt und weiteren Krankheiten wie Demenzerkrankungen diskutiert wird.

"Begrünte Fassaden stellen eine sehr sinnvolle Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel dar - nicht nur im Hinblick auf die Stadttemperatur, sondern auch hinsichtlich der Feinstaubproblematik", erläutert Biologe Edelmann. Grundsätzlich trügen grüne Fassaden zu einer ganzen Reihe städteklimatisch vorteilhafter Eigenschaften bei, so Edelmann weiter: "Fassadenbepflanzung verbessert sowohl das Stadt- als auch das Raumklima, mindert Überhitzung und Smog, sie produziert Sauerstoff und trägt zur Erhaltung und Erhöhung der Artenvielfalt in der Stadt als Lebensraum für Fauna und Flora bei."

Edelmann beobachtet: "Leider haben mit Kletterpflanzen bewachsene Fassaden zumindest in der deutschen Gesellschaft bislang kein gutes Image. Sie werden von vielen Menschen als Indikator für Vernachlässigung und Verfall von Gebäuden, als gebäudeschädigend und betreuungsintensive Gewächse angesehen." Im Kontext des Klimawandels und der zu erwartenden, noch stärkeren Aufheizung der Städte sowie der anhaltenden Verschlechterung der Luftqualität vor allem durch Autoabgase scheine sich dieses Image jedoch zu ändern.

Typische Fassaden-Kletterpflanzen sind der Efeu (Hedera helix) mit zahlreichen Sorten oder der Wilde Wein (Parthenocissus). Sie sind sehr anpassungsfähig und trockenheitsverträglich und gedeihen auch an verhältnismäßig anspruchslosen Standorten.



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Quelle:
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Universität zu Köln - 10.07.2018
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juli 2018

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