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MEDIEN/106: Von Tigern und Reaktorherzen - Ausgabe 2/2011 des Umweltmagazin zeo2 erschienen (DUH)


Deutsche Umwelthilfe e.V. - 1. April 2011

Von Tigern und Reaktorherzen

Ausgabe 2/2011 des Umweltmagazin zeo2 erschienen


Berlin 01. April 2001: Es war ein fast prophetischer Satz: "Ein zweites Tschernobyl kommt näher!", sagte der russische Atomexperte und Biologe Alexej Jablokow, als die zeo2-Redaktion ihn Ende Februar zum Thema "25 Jahre Tschernobyl" interviewte. Die Aussage des früheren Umweltberaters von Michail Gorbatschow und Boris Jelzin bezog sich auf die letzte Frage des Interviews. zeo2: "Herr Jablokow, kann unser Gedenken am 25. Jahrestag von Tschernobyl die Energiepolitik der Welt ein wenig vernünftiger machen?". Antwort Jablokow: (...) Die Zahl der Unfälle und Vorkommnisse geht nicht zurück, denn die Atomanlagen werden immer älter, die Laufzeiten hat man sogar noch verlängert. Man kann aus einem alten aber kein neues Auto machen. Deshalb rückt ein zweites Tschernobyl nicht weiter weg. Im Gegenteil: Es kommt näher!" Zwei Wochen später erschütterten ein gewaltiges Erdbeben mit nachfolgendem Tsunami Japan, die Welt und die Atomanlagen an der Pazifikküste. Block I des Atomkomplexes von Fukushima war 1971 in Betrieb gegangen und hatte im Februar 2011 eine Laufzeitverlängerung um zehn Jahre erhalten.

Die Atomkatastrophe in Japan wird in der neuen Ausgabe von zeo2 in zwei Kommentaren analysiert, die in allerletzter Minute am Tag der Drucklegung noch ins Blatt gehoben wurden. DUH-Atomexperte Gerd Rosenkranz schreibt: "Nie wieder wird in diesem Land eine Partei mit einer Pro-AKW-Haltung in einen Wahlkampf ziehen. Der Kampf ist entschieden. Schlimm genug, dass dazu ein Jahrhunderterdbeben am anderen Ende der Welt notwendig war." Chefredakteur Manfred Kriener kommentiert: "Die alte Sowjetunion konnte Tschernobyl noch hinter dem Eisernen Vorhang verstecken. In Japan erlebt die Welt diese Katastrophe wie in Zeitlupe. Wir können der Wucht der Ereignisse nicht ausweichen. Wir fiebern mit, denken an die hilflosen Helfer und beobachten mit angehaltenem Atem die Wettervorhersage."

Alle anderen Themen scheinen derzeit hinter der Atomkatastrophe zu verblassen. Doch der große Rettungsplan für den Tiger - die Titelgeschichte von zeo2 - bringt einen Hauch Optimismus in eine aus den Fugen geratene Welt: Gelingt die Rettung der größten und schönsten Raubkatze, die die Evolution hervorgebracht hat? Über Jahrhunderte hielten Tiger und Menschen ein fragiles "Gleichgewicht des Schreckens" - mehr als eine Million Menschen fielen dem Raubtier zum Opfer. Dann schlug der Mensch zurück und dezimierte den Tiger durch Jagd und Zerstörung seines Lebensraums auf einen Bruchteil seiner ursprünglichen Verbreitung. Jetzt steigen die Bestände endlich wieder. Zuletzt wuchs die Tigerpopulation in den indischen Reservaten um 12 bis 20 Prozent. Die zeo2-Titelgeschichte widmet sich der "Faszination Tiger" und seiner Bedrohung durch neue Staudämme und alte chinesische Potenzmittel, durch Wilderer und Fallensteller. Das auf dem Tigergipfel in St. Petersburg beschlossene Aktionsprogramm inklusive 380 Millionen Dollar Tiger-Nothilfe soll dem Bestand wieder auf die Tatzen helfen.

Schauspieler Hannes Jaenicke schreibt in einem Namensbeitrag über sein Misstrauen in Naturschützer wie Wladimir Putin, dem Hausherrn des Tigergipfels, der selbst "noch auf Bärenjagd geht und großkalibrig im Wald rumballert". Aber er hat auch ein wenig Hoffnung, denn "Tiger sind faszinierende Tiere. Sie sind genau wie Haie, Eisbären oder Gorillas, über die ich meine Filme gemacht habe, schillernde Stellvertreter des großen Jackpots der Natur. Sie repräsentieren als so genannte flagship-Species ihre angegriffenen und zerstörten Ökosysteme. Jeder kennt sie und sie gehen uns unter die Haut."

Weitere Themen in der neuen Ausgabe von zeo2:
Klimaforscher Stefan Rahmstorf: Was tun nach Cancún?
Wolfram König, Chef des Bundesamts für Strahlenschutz: Keine Billiglösung für Atommüll
Strom ist politisch: Die Ökostrom-Anbieter nach Fukushima.
Klima- gegen Naturschutz: Der Konflikt um Flächen für erneuerbare Energien eskaliert.
Zwerge unter Krebsverdacht: Die Risiken der Nanotechnologie

zeo2 gibt es am gut sortierten Bahnhofskiosk aller größeren Städte und im Abonnement (www.zeozwei.de)


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Quelle:
DUH-Pressemitteilung, 01.04.2011
Deutsche Umwelthilfe e.V.
Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell
Tel.: 0 77 32/99 95-0, Fax: 0 77 32/99 95-77
E-Mail: info@duh.de
Internet: www.duh.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2011