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MASSNAHMEN/147: NABU fordert stärkere Rußminderung in Hafenstädten (NABU HH)


NABU Landesverband Hamburg - 17. November 2009

Für mehr Klima- und Gesundheitsschutz

NABU fordert stärkere Rußminderung in Hafenstädten: Hamburg muss als "European Green Capital 2011" weltweites Vorbild bei Schiffsemissionen werden


Der NABU und die GAL-Bürgerschaftsfraktion Hamburg luden heute zu einem Fachgespräch ins Hamburger Rathaus (heute, 12 Uhr, Raum 186) ein, um mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verbänden über Ansätze und Möglichkeiten der Städte und Häfen zur Emissionsminderung bei Schiffen zu diskutieren. Hintergrund sind die hohen Rußemissionen bei Handels- und Kreuzfahrtschiffen, die sowohl dem Klima, als auch der Gesundheit der Bürger schaden. Eine umfassende Rußreduzierung müsse laut NABU daher stärker in städtischen und kommunalen Klimaschutzstrategien verankert werden.

Alexander Porschke, 2. Vorsitzender des NABU-Landesverbandes Hamburg, forderte den Hamburger Senat auf, sich auf nationaler und internationaler Ebene stärker für die Reduzierung von Schiffsemissionen einzusetzen. Darüber hinaus sollte die Stadt ihre lokalen Möglichkeiten zur Minderung der Rußbelastungen aus dem Schiffsverkehr nutzen, z.B. in Form ökologischer Hafengebühren: "Ähnlich wie bei der Lkw-Maut auf Autobahnen, sollten auch dreckige Schiffe im Hafen deutlich mehr zahlen als umweltfreundliche." So könne der Druck auf die Reeder erhöht werden, schneller auf saubere Antriebstechniken umzusteigen. Ebenso sollte Hamburg umgehend an Lösungen wie Landstromanschlüsse für Binnen- und Hochseeschiffe arbeiten. Insbesondere für Kreuzfahrtschiffe, die in unmittelbarer Nähe von Wohnungen und Büros anlanden, sollte deren Nutzung verbindlich vorgeschrieben werden, so wie es beispielsweise Rotterdam geplant habe. Aber auch die Schiffshersteller seien gefordert, stärker auf alternative Antriebe wie Erdgasmotoren zu setzen.

Zudem forderte Porschke eine intensive Diskussion über die Ausweitung der so genannten Emission Control Areas (ECAs), d.h. Umweltzonen auf dem Meer, in der Nord- und Ostsee. Hamburg müsse sich für eine weitreichende Umweltzone in der Nord- und Ostsee einsetzen, die neben Schwefelemissionsgrenzen auch Grenzwerte für Stickoxide und PM 2,5 festlegt. In den USA und Kanada liefen bereits jetzt intensive Vorbereitungen für eine derartige umfassende Umweltzone vor den Küsten Nordamerikas.

In den letzten Jahren sei auch die Zahl der Kreuzfahrtschiffe, die im Hamburger Hafen anlegen, stark gestiegen. Allerdings, so Porschke, seien die Luxusdampfer allesamt ohne Rußfilter ausgestattet und ließen ihre schweren Motoren während der gesamten Liegezeit im

Hafen laufen. Porschke: "Die Bevölkerung und insbesondere die Hafenanwohner dürfen nicht länger der enormen Rußbelastung ausgesetzt werden. Die Stadt muss ihrer Verantwortung für die Gesundheit der Bevölkerung und den Klimaschutz gerecht werden." In Städten wie Lübeck habe der Schiffsverkehr schon einen Anteil von bis zu 80 Prozent an dem krank machenden Ruß- und Schwefeloxidemissionen.

Dietmar Oeliger, Verkehrsexperte des NABU-Bundesverbandes, betonte, dass Schiffsabgase nicht nur schädlich seien, sondern auch erheblich das Klima verändern: "Neben Kohlendioxid tragen Rußpartikel und Schwefeloxide stärker als bisher gedacht zur globalen Erwärmung bei. Insbesondere die Reduzierung von Rußemissionen bei Schiffen ist bisher aber unzureichend in den Städten und Häfen vorgesehen". Und das obwohl der Seeverkehr überdurchschnittlich stark für die Erwärmung in der Arktis und damit das Abschmelzen des Polareises verantwortlich sei.

Des Weiteren stellte der NABU die Ergebnisse einer Befragung von Kreuzfahrtunternehmen zur Rußminderung vor. Das Ergebnis: nur wenige Reeder wollen sich derzeit zum Thema Rußminderung und Landstrom äußern. Die Einführung von Hafengebühren sei für viele Kreuzfahrtunternehmen keine Option, ebenso wenig wolle man sich einseitig auf die Landstromversorgung konzentrieren, sondern eine Vielzahl von Möglichkeiten prüfen. "Die Antworten auf unsere Fragen fielen leider unbefriedigend aus", so Oeliger. "Die Kreuzfahrtunternehmen scheinen das Problem klein halten zu wollen, um das noch vergleichsweise saubere Image des Traumschiffurlaubs nicht zu gefährden. Aber in den Hafenstädten sind die Luxusliner zu einer wesentlichen Quelle von Luftschadstoffen herangewachsen. Daher müssen sie sich ihrer Verantwortung stellen und gemeinsam mit den Häfen und Hafenstädten an Rußminderungsmaßnahmen arbeiten."

Weitere Infos gibt es unter www.NABU-Hamburg.de/schiffsruss

HINTERGRUND:
Die Kampagne "Rußfrei fürs Klima"(www.russfrei-fuers-klima.de) wird getragen von den deutschen Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden Bund für Umwelt und Naturschutz BUND, Naturschutzbund NABU, Verkehrsclub Deutschland VCD und Deutsche Umwelthilfe DUH. Ziel der Kampagne ist es, die Klimawirkungen von Dieselrußemissionen ins Bewusstsein von Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit zu bringen und Maßnahmen zur Rußminderung einzufordern.


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Quelle:
Pressemitteilung, 17.11.2009
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Hamburg
Osterstraße 58, 20259 Hamburg
Tel.: Tel. 040/69 70 89-12, Fax 040/69 70 89-12-19
E-Mail: NABU@NABU-Hamburg.de
Internet: www.NABU-Hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. November 2009