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MELDUNG/526: 3. NABU-Insektenfachtagung - Lichte Wälder und keine Pestizide (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 16. Februar 2020

Lichte Wälder und keine Pestizide

3. NABU-Fachtagung zum Insektenrückgang in Münster thematisiert Verlust der Insektenvielfalt in heimischen Wäldern


Düsseldorf - es summt und brummt immer weniger in unserer Kulturlandschaft - auch in den Wäldern. Die dramatischen Entwicklungen des anhaltenden Verlustes an Masse und Vielfalt unserer heimischen Insekten belegte erneut die Ende vergangenen Jahres veröffentlichte Studie der Technischen Universität München. Danach ist die Insektenmasse im Wald allein in den Jahren 2008 bis 2016 um 41 Prozent und die Vielfalt der Arten um 36 Prozent zurückgegangen. Diesen Rückgang gilt es zu stoppen und gemeinsam Lösungen zu finden, die Insektenvielfalt in NRW zu erhalten. Zusammen mit dem Institut für Landschaftsökologie (ILÖK) lud der NABU NRW deshalb nun bereits zur 3. Fachtagung zum Insektenrückgang nach Münster.

Die allgemeine Situation des Waldes angesichts des Klimawandels, der Dürreschäden in den letzten beiden Jahren sowie der Borkenkäferkalamitäten schätzt der NABU bundes- wie landesweit als kritisch ein. Hinzu kommen nun noch alarmierende Forschungsergebnisse zum Insektenverlust in unseren Wäldern. "Wälder haben eine herausragende Bedeutung für die Biodiversität und den Klimaschutz. Gerade Naturwälder können beide Ziele aber langfristig hervorragend miteinander vereinen", sagte Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU NRW. Damit unsere Wälder diese Aufgabe auch zukünftig erfüllen können, müssten sie deutlich besser geschützt und Waldnutzungskonzepte angepasst werden.

Der Verlust der Insektenmasse und -vielfalt im Wald sei nur ein weiteres Alarmzeichen für den kritischen Gesamtzustand unserer Wälder. Ein Insekten-Schutzprogramm für den Wald könne hier sicherlich einen wertvollen Beitrag leisten. Es dürfe aber nicht bei Einzelinitiativen bleiben. Vielmehr brauchen wir eine völlig andere Naturschutz- und Waldnutzungspolitik", so Naderer weiter. Dazu gehöre, Pestizide aus dem Wald zu verbannen, zehn Prozent der Wälder gänzlich aus der wirtschaftlichen Nutzung zu nehmen und wieder lichtere, strukturreichere und nährstoffärmere Wälder zu entwickeln. Naderer: "Nur so gewährleisten wir eine hohe Vielfalt an potenziellen Lebensräumen für Insekten."

Der für den Klimaschutz und den Erhalt der Artenvielfalt notwendige Umbau der Wirtschaftswälder hin zu standorttypischen Mischwäldern mit heimischen Baumarten sei dabei ein zentrales Anliegen des NABU. Essentiell sei es, hierbei die Kohlenstofffixierung gleichzeitig mit der Förderung der Artenvielfalt zu denken. Dem Erhalt alter Wälder käme hier eine besondere Bedeutung zu. Viele Insektenarten und die Nahrungsnetze der Ökosysteme seien auf diese angewiesen. "Wenn wir jetzt nicht sofort handeln, haben wir bald im Wald die gleiche schlechte Situation wie auf den landwirtschaftlichen Flächen", so Naderer. "Wir brauchen die Insekten als Bestäuber und als Teil eines vielfältigen Netzwerks, um langfristig stabile Ökosysteme gerade im Rahmen des Klimawandels zu fördern." Hier seien intelligente Programme gefragt, die Klimaschutz und Biodiversitätsförderung gemeinsam angehen und nicht gegeneinander ausspielen.

Mit dem Waldpakt gebe es zwar gute Ansätze für zukünftige Veränderungen in der Waldbewirtschaftung. Dennoch zeige die Landesregierung angesichts des dramatischen Rückgangs vieler Insekten-, Vogel- und Pflanzenarten bislang aus Sicht des NABU generell keine ausreichenden Ansätze für eine konsequente Politik für mehr Artenvielfalt. Die drei großen nordrhein-westfälischen Naturschutzverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) und Naturschutzbund Deutschland (NABU) haben deshalb kürzlich für das Frühjahr eine Volksinitiative Artenvielfalt angekündigt.

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Quelle:
Pressemitteilung, 16.02.2020
NABU Nordrhein-Westfalen
Völklinger Straße 7-9, 40219 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Presse@NABU-nrw.de
Internet: www.nabu-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Februar 2020

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