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INITIATIVE/409: Vorbildlich - Papierwende bei Großverbrauchern (ARA Magazin)


ARA Magazin 3-4/08 - Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V.

Vorbildlich: Papierwende bei Großverbrauchern


Im Büroalltag werden große Mengen von Papier verbraucht und immer noch vergleichsweise wenig Recyclingpapier eingesetzt. Im Rahmen eines zweijährigen Projektes wurden von ARA in Zusammenarbeit mit der Stiftung Eine Welt - Eine Zukunft gezielt Unternehmen, Organisationen und große Verwaltungsorgane für einen nachhaltigen Umgang mit Papier gewonnen. Die Erfolge sollen zur Nachahmung anregen.

Das "papierlose Büro" bleibt ein Mythos: Papier hat seine Rolle als wichtigstes Kommunikationsmedium nicht eingebüßt, ganz im Gegenteil. Mehr denn je ist Papier heute nicht nur Informations- sondern auch Imageträger, oft die Visitenkarte eines Unternehmens bzw. einer Organisation. So werden in Deutschland jährlich allein mehr als 800.000 Tonnen Büro- und Administrationspapiere verbraucht. Nur ein Fünftel davon ist aus Recyclingpapier.

Zu Beginn der 90er Jahre galt Umweltpapier in Deutschland als ökologisch angesagt und wurde viel genutzt. In den folgenden Jahren ging die Nachfrage nach Recyclingpapieren jedoch drastisch zurück, während der Papierverbrauch parallel kontinuierlich stieg. Die wichtigsten Gründe dafür waren, dass dem Ökopapier ein mausgraues Image anhaftete und es früher häufig Probleme beim Einsatz des Papiers in Geräten gab. Unbemerkt von Verbrauchern wurde modernes Recyclingpapier aber im Laufe seines Rückgangs von den führenden Herstellern zu einem ansprechenden, anwenderfreundlichen Hightechprodukt weiter entwickelt. Heute ist es von den Frischfaservarianten kaum noch zu unterscheiden und längst in allen Bereichen konkurrenzfähig.


Papierwende wichtiger Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz

Deshalb wandten sich ARA und die Stiftung Eine Welt - Eine Zukunft im Rahmen des Projektes "Papierwende bei Großverbrauchern" an Unternehmen, Einrichtungen und Organisationen aus Wirtschaft und Verwaltung. Sie galt es zu überzeugen, dass eine Papierwende im Betrieb ohne Nachteile in Sachen Qualität oder Wirtschaftlichkeit machbar ist. Denn ein nachhaltiger Papierkonsum ist nicht nur gut für das Image eines umweltbewussten Unternehmens. Er spart Ressourcen wie Kosten ein und ist ein leicht zu praktizierender Beitrag zum Schutz von Wäldern und Klima.

Die geplanten Aktivitäten konzentrierten sich auf vier Zielgruppen:
• Druckereien, Verlage und Agenturen,
• Hilfsorganisationen und karitative bzw. kirchliche Organisationen,
• Verbände und Verwaltungen und
• Universitäten bzw. Hochschulen.


An einer Papierwende interessierte Großverbraucher gesucht

Um Unternehmen, Verbände und Einrichtungen für das Projekt ausfindig zu machen, wurden von ARA im Vorfeld ausführliche Marktrecherchen durchgeführt. Angeforderte Materialien bei den Zielgruppen wurden ausgewertet und verdeutlichten die Verhältnisse beim Einsatz von Frischfaser- und Recyclingpapier. Materialien von Schulbuchverlagen wurden zusätzlich auf einer Schulbuchmesse untersucht. Bezüglich der Universitäten wurde eine von der Papier-Initiative 2000 plus durchgeführte Studie zu Hilfe genommen. Insgesamt bestätigte sich der Anteil von um die 20 Prozent Recyclingpapier, wobei der Einsatz von Einrichtung zu Einrichtung zwischen null bis 95 Prozent variierte.

Den am Projekt interessierten Unternehmen und Einrichtungen wurden gezielte Beratungsgespräche sowie die Teilnahme an Informationsveranstaltungen und Runden Tischen angeboten. Für Schulungen und Fortbildungen zu allen Aspekten des Themas nachhaltiger Papiereinsatz standen verschiedene Experten bereit.


Vorbilder aus der Praxis

Papierbeschaffer und Marketingexperten aus Einrichtungen und Unternehmen, die in den letzten Jahren bereits zu einem weitgehenden Einsatz von Recyclingpapier bewegt werden konnten, wurden in das Projekt eingebunden. Hierzu gehörten unter anderem die Universität Bielefeld und die Stadtverwaltung Münster. Sie fungierten als Vorbilder und berichteten bei Veranstaltungen von ihren positiven Praxiserfahrungen oder wurden als Kontaktpartner direkt vermittelt. Dadurch trugen sie erheblich dazu bei, mögliche Hemmschwellen in Sachen Umstellung auf Recyclingpapiere bei anderen Unternehmen und Organisationen aus ihrem Sektor abzubauen.

Hersteller und Großhändler von Recy-clingpapieren unterstützten das Projekt als Referenten auf Veranstaltungen, durch direkte Beratungsgespräche oder lieferten Recyclingpapiere zu Testzwecken. VertreterInnen der Initiative 2000 plus standen ebenfalls als Experten oder Referenten, aber auch als Multiplikatoren zur Verfügung.


Erfolge, die zum Nachmachen anregen

Das Projekt "Papierwende" bewegte bereits viele Großverbraucher, ihren Papiereinsatz vorbildlich zu verändern. Hier einige Beispiele:

• Das Bistum Münster ist eines der größten der 27 Bistümer Deutschlands und hat durch seine zahlreichen Verbände und Einrichtungen wie Tagungshäuser und Kindergärten einen enormen Papiereinsatz. Um hier eine Papierwende einzuleiten, wurde von Seiten des Bistums beschlossen, die ARA-Papierausstellung in der bistumseigenen Landvolkshochschule (LVHS) im Kreis Warendorf bei Münster zu zeigen. Die LVHS wollte gleichzeitig Vorbild sein und beschloss, sowohl ihr Geschäftspapier als auch den Werbebereich (Seminarankündigen etc.) komplett auf Recyclingpapier umzustellen. Diese Ankündigungen werden in hoher Auflage im gesamten Bistum, aber auch bundesweit verschickt.

• Die Caritas ist einer der größten Arbeitgeber in Deutschland mit einem hohen Papierverbrauch und das Bistum Müns ter Heimat vieler Caritas-Einrichtungen. Hier beschloss die Geschäftsführung und Beschaffungsleitung, den Einsatz von Recyclingpapier im Kopier- und Medienbereich zu optimieren. Nach einigen Wochen erfolgte der Beschluss, das hochweiße Geschäftspapier ebenfalls durch Recyclingpapier zu ersetzen.

Nach der Präsentation der Ausstellung "Papierwende" in der Fachhochschule Augsburg wurde über den Agenda-Beirat das Thema an den Rat der Stadt herangetragen. Die Stadt Augsburg setzte bisher beim Papierverbrauch von i6 Mio. Blatt zur Hälfte Recyclingpapier ein. Nun wurde beschlossen, komplett auf Recyclingpapier umzustellen.

Die Kamphausen-Mediengruppe in Ostwestfalen-Lippe hat den Druck seiner Bücher erfolgreich auf Recyclingpapier umgestellt. Äußerst zufrieden damit, wurde kurze Zeit später auch der Bereich Kopier- und Geschäftspapiere einbezogen. Der Verlag trägt diesen Schritt offensiv in seine Kundschaft weiter und bezeichnete im März 2008 in einer Pressemeldung zum 25.jährigen Jubiläum die Papierwende im Unternehmen als eine der bedeutsamsten Maßnahmen in den letzten Jahren.

ARA wird auch weiterhin für einen intelligenteren, sprich nachhaltigen Umgang mit Papier im Wirtschafts- und Verwaltungsbereich werben und daran arbeiten, das Image von Recyclingpapier zu verbessern. Wir möchten viele weitere Großverbraucher anregen, sich an einer "Papierwende" zu beteiligen. Hintergrundinformationen und Erfolge des Projektes sind auf der Internetseite "Papierwende" (www.papierwende.de) - zu finden. Alle, die sich an einer Papierwende beteiligen, werden dort auf Wunsch dargestellt.


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Die umfangreiche Beratungsmappe "Papierwende bei den Großverbrauchern" enthält Hintergrundinformationen und hochwertige Produktbeispiele aus Recyclingpapier. Sie wird bei Beratungsgesprächen mit interessierten Großverbrauchern und Multiplikatoren eingesetzt.

Die Wanderausstellung "Papierwende - Zukunftsfähig mit Papier" bietet einen adäquaten Rahmen und Kristallisationspunkt für Veranstaltungen und Führungen mit Großverbrauchern.


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Quelle:
ARA Magazin 3-4/08, S. 14-16
Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V.
August Bebel Str. 16-18, 33602 Bielefeld
Redaktion: Jürgen Birtsch, Wolfgang Kuhlmann,
Monika Nolle, Jürgen Wolters
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E-Mail: ara@araonline.de
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Januar 2009