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EUROPA/580: #Together4Forests - Kampagne gegen Artensterben und Naturzerstörung (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News | 18.10.2022

Gegen Artensterben und Naturzerstörung


Laut jüngstem Living Planet Report des WWF ist die Population wildlebender Tiere seit 1970 um durchschnittlich 70 Prozent rückläufig. Sowohl in Europa als auch im Rest der Welt schreitet das Artensterben nahezu ungehindert voran. Damit wenigstens der ökologische Fußabdruck der EU bei importierten Produkten kleiner wird, fordern über 140 Organisationen mit der Kampagne #Together4Forests eine strenge EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten.


Living Planet Report: bis zu minus 94 Prozent
Wildtierbestand seit 1970

Ob Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien und Fische - seit 1970 verschwinden immer mehr Arten. Die Bestandszahlen sind laut Living Planet Report 2022 des WWF um durchschnittlich 69 Prozent zurückgegangen. Der Bericht unterstreicht die drastischen Aussichten für den Zustand der Natur und fordert Regierungen, Unternehmen und die Öffentlichkeit eindringlich auf, die Zerstörung der biologischen Vielfalt umzukehren.

"Wir stehen vor der doppelten Notlage des vom Menschen verursachten Klimawandels und des Verlusts der biologischen Vielfalt, die das Wohlergehen heutiger und künftiger Generationen bedrohen", sagte Marco Lambertini, Generaldirektor des WWF International. Es wurden 32.000 Populationen von 5.230 Arten untersucht. Es zeigte sich, dass die überwachten Wirbeltierpopulationen in den tropischen Regionen besonders stark zurückgehen. Zwischen 1970 und 2018 hätten diese Arten in Lateinamerika und der Karibik Verluste von durchschnittlich 94 Prozent zu verzeichnen.

Europa sei eine der Regionen, die bei der "Unversehrtheit der biologischen Vielfalt" am schlechtesten abschneidet. Ein Großteil der biologischen Vielfalt war bereits im Jahr 1970 dezimiert. Daher mag der Rückgang der Wildtierpopulationen um 18 Prozent in der Region Europa und Zentralasien nicht so drastisch erscheinen wie die steileren Abnahmetrends in anderen Regionen. Es sei jedoch alarmierend zu sehen, dass der Abwärtstrend in Europa trotz einiger Erfolge bei der Erhaltung weiter anhält. Es sei entscheidend, die Natur nach Europa zurückzubringen, weshalb der WWF die Politik auffordert, die geplante EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur entsprechend wirksam auszugestalten. Auch die im Dezember anberaumte Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD COP15) müsse zu einem "Abkommen im Stil von Paris" (UN-Klimaziele) führen, das den Verlust der biologischen Vielfalt umkehren kann, um bis 2030 eine naturverträgliche Welt zu schaffen.


#Together4Forests: Stopp von Entwaldung und Naturzerstörung

Eine weitere Gelegenheit, mit dem Schutz von Natur und Menschenrechten ernst zu machen, bietet sich im Trilogverfahren zwischen EU-Kommission, EU-Parlament und EU-Rat beim Gesetzesvorhaben für entwaldungsfreie Lieferketten. Über 140 Organisationen der Zivilgesellschaft, von Kleinbauern und indigenen Völkern aus 39 Ländern haben den Verhandlungspartnern einen Forderungskatalog von zehn Punkten vorgelegt, wie das EU-Anti-Entwaldungsgesetz gestaltet werden müsste, um eine positive Wirkung zu entfalten . So soll die Verordnung unter anderem eine umfassendere Liste von Rohstoffen und Produkten enthalten, auf die es anzuwenden ist. Neben Soja, Ölpalmen, Rindfleisch, Holz und Kaffee sollten auch Mais, Naturkautschuk, Schweine, Schafe, Ziegen und Geflügel sowie deren abgeleitete Produkte aufgenommen werden. Bisher sehe nur der Vorschlag vom EU-Parlament diese Liste vor. Aber auch diese decke nicht alle Risikorohstoffe ab, beispielsweise fehlten Holzprodukte wie Musikinstrumente. [jg]

WWF Living Planet Report: Devastating 69% drop in wildlife populations since 1970
www.wwf.eu

DNR et al.: Für ein wirksames EU-Gesetz zum Stopp von Entwaldung und Naturzerstörung
https://www.dnr.de/themen/positionen/fuer-ein-wirksames-eu-gesetz-zum-stopp-von-entwaldung-und-naturzerstoerung

Brandneu: Der DNR-Steckbrief zum EU-Renaturierungsgesetz
Natur schützen, wiederherstellen und krisenfest machen - aber wie? Am 22. Juni 2022 hat die EU-Kommission einen Entwurf für ein Renaturierungsgesetz (engl. Nature Restoration Law, NRL) vorgestellt. Der Verordnungsentwurf legt verbindliche Ziele für die Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme fest und legt einen Schwerpunkt auf jene, die zusätzliches Potential für die Speicherung von CO2 oder die Abschwächung von Naturkatastrophen mitbringen. Ein Steckbrief des Deutschen Naturschutzrings zeigt, was im Entwurf steckt, was Umweltverbände kritisieren und erklärt weitere Schritte.

DNR-Steckbrief zum EU-Renaturierungsgesetz
https://www.dnr.de/sites/default/files/2022-10/steckbrief-eu-renaturierungsgesetz221019.pdf

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Quelle:
EU-News, 18.10.2022
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 21. Oktober 2022

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