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EUROPA/573: Wildtierhandel - EU-Biodiversitätsstrategie ohne Position (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - 05.06.2020 / Tierschutz

Wildtierhandel: EU-Biodiversitätsstrategie ohne Position


Pro Wildlife und der Deutsche Tierschutzbund kritisieren, dass die EU-Biodiversitätsstrategie eine klare Haltung zum wachsenden Wildtierhandel und den sich dadurch ergebenden Risiken vermissen lässt. Sowohl für das Wohlergehen der Tiere als auch für die Gesundheit der EU-Bürger*innen berge dieser Trend Gefahren. Falls exotische Heimtiere ausgesetzt werden oder entfliehen können, stellten sie außerdem oftmals auch eine Bedrohung für die heimische Tier- und Pflanzenwelt dar. Eine Mehrheit der Deutschen sei im Übrigen für strengere Regeln beim Wildtierhandel.

Die beiden Organisationen verweisen auf das Ergebnis einer vom Savanta ComRes Institut durchgeführten Umfrage im Auftrag der Tierschutzorganisationen Eurogroup for Animals und AAP Animal Advocacy and Protection. Demnach ünterstützten 94 Prozent der Deutschen eine strengere Regulierung des Handels mit exotischen Haustieren. Dabei sähen 90 Prozent die EU in der Verantwortung. 86 Prozent seien der Meinung, dass exotische Tiere überhaupt nicht als Haustiere gehalten werden sollten. 93 Prozent hielten es für falsch, Wildtiere in der freien Natur einzufangen, um sie als Haustiere zu halten.

Die Tierschützer*innen kritisieren, dass nicht nur in der EU, sondern auch in Deutschland trotz jahrelangen politischen Diskussionen und wissenschaftlichen Studien keinerlei Vorkehrungen getroffen wurden, den Handel mit Wildtieren strenger zu regulieren. "Die Bundesregierung bleibt untätig und setzt noch nicht einmal die Empfehlungen um, welche die von ihr in Auftrag gegebene 'EXOPET-Studie' zu Handel und Haltung exotischer Tiere vorgibt", bemängelte Patrick Boncourt, Fachreferent für exotische Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Hinzu komme der massive Raubbau an der Natur: Viele der hunderttausend Wildtiere, die jährlich legal in Deutschland gehandelt werden, stammten aus der Wildnis, ergänzte Pro Wildlife.

Die beiden Organisationen sowie die Eurogroup for Animals und AAP forderten deshalb die Einführung einer EU-weiten Positivliste, die festlegt, welche Tiere sich aus Tier-, Natur- und Artenschutzsicht, aber auch aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Gesundheit überhaupt als Haustiere eignen. Damit hätte man ein präventives Instrument, um Schäden für Tier, Natur und Mensch abzuwenden. Solche Positivlisten seien bereits erfolgreich in Belgien und Luxemburg eingeführt worden und würden in den Niederlanden derzeit entwickelt. [jg]


Pressemitteilung Tierschutzbund/Pro Wildlife
https://www.tierschutzbund.de/news-storage/heimtiere/030620-umfrage-mehrheit-der-deutschen-will-strengere-regeln-fuer-wildtierhandel/
Umfrage der Eurogroup for Animals
https://www.eurogroupforanimals.org/sites/eurogroup/files/2020-05/ComRes_Exotic%20Pets_EurogroupforAnimals2020.pdf
Pro Wildlife-Studie zur Artenschutzrelevanz des Heimtierhandels im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz: "Strategien zur Reduktion der Nachfrage nach als Heimtiere gehaltenen Reptilien, Amphibien und kleinen Säugetieren " (PDF, 466 S.)
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript_545.pdf

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Quelle:
EU-News, 05.06.2020
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juni 2020

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