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BILDUNG/546: Wölfen auf der Spur (Unser Wald)


Unser Wald - Winter 2016
Magazin der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

Wölfen auf der Spur

von Sabrina Bucken


Seit über zehn Jahren beweist der Wolf nun, dass er in unserer Kulturlandschaft gut zurecht kommt und keine ausgeprägte Wildnis braucht. Seine dauerhafte Rückkehr hängt jedoch entscheidend von der Akzeptanz der Bevölkerung ab. Deshalb kommt der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit eine zentrale Bedeutung zu.


In Sachsen, dem Bundesland mit den ersten nachgewiesenen wilden Wolfswelpen, wurde dafür 2004 das Kontaktbüro "Wolfsregion Lausitz" als die offizielle Informationsstelle zum Thema Wolf eingerichtet. Informationen aus dem Wolfsmonitoring und dem Bereich Herdenschutz werden hier für die Öffentlichkeit aufbereitet und zugänglich gemacht. Interessierte Besucher können sich in der umfassenden Ausstellung und in regelmäßig angebotenen Themenvorträgen zum Wolf informieren.

Seit 2007 beherbergt die "Wolfsscheune" im Erlichthof Rietschen eine permanente, auf wissenschaftlichen Daten basierende, Ausstellung zum Thema Wolf, welche vom Kontaktbüro betreut wird. Auf zahlreichen Tafeln wird über die Biologie und Lebensweise des Wolfes informiert. Präparate von z.B. Wolf oder Wildschweinen veranschaulichen die Informationen genauso wie die Möglichkeit, sich verschiedene Wolfslaute anzuhören oder Filme zum Thema Wolf anzuschauen. Zusätzlich gibt es Informationen zum Wolfsmonitoring und über die Nutztierhaltung im Wolfsgebiet. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des Kontaktbüros ist die Umweltbildung mit Schulklassen und Fortbildungsangebote für Pädagogen und Lehrkräfte.

Die obere Etage der Wolfsscheune ist zugleich der Vortragsraum für zahlreiche hier stattfindende Veranstaltungen zum Thema Wolf. Neben den regelmäßig stattfindenden Themenvorträgen kann man dem Wolf auf Exkursionen in das Wolfsgebiet oder auf dem Wolfsradweg im wahrsten Sinne "auf die Spur" kommen. Dieser thematische Rad- und Wanderweg führt von der Neiße über Rietschen zum Findlingspark in Nochten. Entlang des Wolfsradwegs befinden sich 18 Informationstafeln mit viel Wissenswertem zum Thema Wolf.

In der Region bieten auch verschiedene weitere Akteure Wolfswanderungen mit erfahrenen Biologen und Förstern an, bei denen man sich direkt auf Spurensuche begibt. Auch wenn eine direkte Wolfsbegegnung eine absolute Seltenheit ist, wird man auf diesen Touren mit hoher Wahrscheinlichkeit Trittsiegel und Losungen finden und viel Wissenswertes über die Lebensweise der grauen Jäger erfahren und in ihren Lebensraum eintauchen. Eine Möglichkeit, solche Touren zu buchen, bietet wolflandtours.de.

Bedingt durch die Verbreitung der Wölfe vor allem im Osten Deutschlands, findet sich hier auch der Schwerpunkt an Möglichkeiten für Wolfswanderungen.

Aber auch in anderen Regionen Deutschlands gibt es an mehreren Orten Möglichkeiten, dem Wolf zu begegnen und sich über ihn zu informieren. So halten viele Zoologische Gärten und Tierparks Wölfe, und es gibt Einrichtungen wie den Wolfspark Werner Freund in Merzig im Saarland oder das Wolfcenter in Dörverden bei Bremen, die sich gänzlich dem Stammvater unserer Haushunde verschrieben haben.

Im Wolfspark von Werner Freund kann man die Wölfe vor allem erleben. Der Wolfspark im Saarland hat mehrere Rudel mit Wölfen aus verschiedenen Regionen der Welt. So sind hier neben schwarzen Timberwölfen auch Mongolische Wölfe, Europäische Wölfe und weiße Polarwölfe zuhause. Alle sind in großen, naturnahen Gehegen untergebracht. Wenn man hier ist, wird man nicht alle Wölfe zu Gesicht bekommen, da die Tiere genügend Rückzugsmöglichkeiten haben. Dafür kann man die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung erleben. Der Park wurde seit 1977 durch Werner Freund aufgebaut und erweitert. Hier zog er im Laufe der Zeit über 70 Wölfe mit der Hand auf und verschrieb sein Leben ganz den Wölfen und der Verhaltensforschung. Im Februar 2014 ist Werner Freund mit 81 Jahren gestorben, sein Park in Merzig, "der Stadt der Wölfe", wird jedoch in seinem Sinne weitergeführt.

Im Wolfcenter Dörverden leben neben Europäischen Wölfen seit 2014 auch zwei weiße Hudson-Bay-Wölfe. Sie und eine der beiden Gruppen Europäischer Wölfe wurden als Welpen mit der Hand aufgezogen. So haben sich die Tiere nur noch wenig ihrer natürlichen Scheu vor dem Menschen bewahrt und zeigen sich häufig an den Gehegezäunen den Besuchern. Die kommentierten Fütterungen, eine Ausstellung und verschiedene Bildungsangebote für Schulklassen bieten eine Vielzahl an Informationsmöglichkeiten für interessierte Besucher. Wem das noch nicht genügt, der kann im Wolfcenter in verschiedenen Angeboten wie Fotoworkshops, Malkursen, Wolfseminaren oder als Tierpfleger für einen Tag noch viel tiefer in die Welt der Wölfe eintauchen. Dabei darf man zum Teil sogar mit in die Gehege gehen und den handaufgezogenen Wölfen ganz nahe kommen.

Eine ganz besondere Erfahrung ist die Übernachtung in den Tipis im Parkgelände oder deutlich luxuriöser in einem der beiden Baumhotels, die direkt an den Wolfsgehegen stehen. Denn wer einmal in der Dämmerung mitten im Wolfsheulen war, wird sich der Faszination für diese tollen Tiere nicht mehr entziehen können.


Sabrina Bucken ist Projektmitarbeiterin Klimakönner beim SDW-Bundesverband


Adressen

Kontaktbüro "Wolfsregion Lausitz"
02956 Rietschen; wolfsregion-lausitz.de

Wolfspark Werner Freund
66663 Merzig; wolfspark-wernerfreund.de

Wolfcenter
27313 Dörverden; wolfcenter.de

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Quelle:
Unser Wald - Magazin der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
Ausgabe: Winter 2016, Seite 13 - 14
Herausgeber:
Verlagsgesellschaft Unser Wald mbH
Dechenstraße 8, 53115 Bonn
Telefon: 0228 / 945 98 30
E-Mail: unser-wald@sdw.de
Internet: www.sdw.de
Im Auftrag der Schutzgemeinschaft
Deutscher Wald - Bundesverband e.V.
 
Erscheinungsweise: zweimonatlich
Bezugspreis: Jahresabonnement 17,50 Euro
einschl. Versandkosten und 7% MwSt.
Einzelheft: Preis 4,50 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Mai 2017

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