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AKTION/635: Rettet unser Wasser! BUND fordert von den Umweltministern endlich Taten (BUND)


BUND Bundesverband und Landesverbände - 13. September 2018

Bundesweite Messaktion des BUND zur Rettung unseres Wassers

Elf Landesverbände beteiligen sich am BUND-Kampagnentag "Rette unser Wasser!". Aktionen zum Gewässerschutz finden und fanden unter anderem in Hannover, Potsdam und Dresden statt.


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 13. September 2018

Rettet unser Wasser: BUND fordert von den Umweltministern endlich Taten

Berlin: Der Hitzesommer mit Rekordtemperaturen, niedrigen Wasserpegelständen, Fischsterben und starkem Blaualgenwachstum hat einmal mehr gezeigt, dass es den Gewässern in Deutschland nicht gut geht. Über 90 Prozent unserer Seen und Flüsse waren bereits vor diesem Sommer in einem besorgniserregenden Zustand. Der Artenrückgang in Gewässern ist zudem viel dramatischer als an Land oder im Meer. "Unseren Gewässern geht es zunehmend schlechter, das hat der Hitzesommer uns allen deutlich vor Augen geführt", sagte Laura von Vittorelli, Expertin für Gewässerpolitik beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), anlässlich des heutigen Wasser-Aktionstags des BUND. "Der BUND erwartet deshalb in den kommenden Wochen und Monaten von Svenja Schulze und ihren Kolleginnen und Kollegen mehr als Lippenbekenntnisse und Absichtserklärungen. Den Worten müssen Taten folgen und die Landesregierungen zum Schutz unseres Wassers endlich aktiv werden."

Vor allem nicht sichtbare Bedrohungen trüben die Wasseridylle. So leiden viele Gewässer unter zu viel Nitrat und Pestiziden aus der industriellen Landwirtschaft. Aber auch Hormone, Schadstoffe aus der Industrie und Mikroplastik, unter anderem aus Kosmetikprodukten, setzen ihnen zu. "Wir brauchen eine Abkehr von der industriellen Landwirtschaft", so von Vittorelli weiter. "Dazu gehört die Bindung des Tierbestandes an die Fläche, um den übermäßigen Nitrateintrag aus der Landwirtschaft in unsere Gewässer zu reduzieren. Weiterhin muss die Bundesregierung bundesweit verbindlich Gewässerrandstreifen von mindestens zehn Metern Breite vorschreiben, in denen das Ausbringen von Dünger und Pestiziden verboten ist."

Auch schaden bauliche Veränderungen dem Leben im Fluss. Künstlich begradigte und vertiefte Gewässer bieten kaum Lebensraum für Fische, Insekten, Fischotter oder Frösche. Über zwei Drittel der natürlichen Auen in Deutschland sind bereits verschwunden und nur noch drei Prozent der ursprünglich vorhandenen Auen gelten als intakt. "Unseren Flüssen muss mehr Lebensraum gegeben werden", so die BUND-Expertin. "Um die Artenvielfalt zu schützen, müssen Flüsse und ihre Auen wieder vernetzt werden."

Die im Rahmen des EU-Überprüfungsprozess drohende Aufweichung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) lehnt der BUND ab. "Eine Aufweichung der wichtigsten europäischen Schutzrichtlinie für unser Wasser darf es weder inhaltlich noch zeitlich geben. Jegliche Fristverlängerung verzögert nur weiter den bereits jetzt dringend notwendigen Gewässerschutz und ist eine Bedrohung für artenreiche und lebendige Flüsse und Gewässer", kritisierte die Gewässer-Expertin.

Mit Blick auf die Umweltministerkonferenz der Länder von Juni dieses Jahres begrüßt der BUND das von Bundesumweltministerin Svenja Schulze und ihren Kolleginnen und Kollegen der Länder ausgesendete Signal, die WRRL zu erhalten. "Die Umweltminister haben sich zu Recht für die EU-Wasserrahmenrichtlinie ausgesprochen. Jetzt muss es darum gehen, die mächtige Stimme Deutschlands zu nutzen, und ein Aufweichen der Richtlinie im Herbst in Wien zu verhindern", sagte von Vittorelli.

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
Bundesgeschäftsstelle
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
E-Mail: presse@bund.net
Internet: www.bund.net

Raute



BUND Landesverband Thüringen
Pressemitteilung vom 13. September 2018

Bundesweite Messaktion des BUND zur Rettung unseres Wassers

Erfurt. Der Hitzesommer mit Rekordtemperaturen, niedrigen Wasserpegelständen, Fischsterben und starkem Blaualgenwachstum hat einmal mehr gezeigt, dass es den Gewässern in Deutschland nicht gut geht. Über 90 Prozent unserer Seen und Flüsse waren bereits vor diesem Sommer in keinem guten Zustand. Der Artenrückgang in Gewässern ist zudem viel dramatischer als an Land oder im Meer. "Unsere aktuellen Messungen an der Werra zeigen wie stark sich die Salzbelastung im Unterlauf des Flusses auf die Artenvielfalt auswirkt, sodass die meisten Gewässerorganismen dort nicht mehr überleben", so Ron Hoffmann, Vorsitzender des BUND Thüringen, anlässlich des heutigen Wasser-Aktionstags "Rettet unser Wasser!" des BUND Deutschland.

Doch ist die Werra nicht das einzige Problem. Derzeit verfehlen ca. 90% der Gewässer im Freistaat Thüringen einen "guten Zustand". Viele Gewässer leiden vor allem unter zu viel Nitrat und Pestiziden aus der industriellen Landwirtschaft. Ron Hoffmann erklärt: "Wir brauchen eine Abkehr von der industriellen Landwirtschaft. Dazu gehört die Bindung des Tierbestandes an die Fläche, um den übermäßigen Nitrateintrag aus der Landwirtschaft in unsere Gewässer zu reduzieren. Weiterhin muss die Bundesregierung bundesweit verbindlich Gewässerrandstreifen von mindestens zehn Metern Breite vorschreiben, in denen das Ausbringen von Dünger und Pestiziden verboten ist." Der BUND Thüringen begrüßt daher die Absicht des Freistaats, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Schutz der Gewässer zu bessern, fordert aber eine verbindliche Festlegung auf zehn Meter breite Uferrandstreifen ohne ackerbauliche Nutzung. Der derzeitige Vorschlag des Thüringer Wasserwirtschaftsrechts sieht lediglich eine optionale Breite von 5-10m Gewässerrand unter andauernder ackerbauerlicher Bewirtschaftung vor.

Die im Rahmen des EU-Überprüfungsprozess drohende Aufweichung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) lehnt der BUND ab. "Eine Aufweichung der wichtigsten europäischen Schutzrichtlinie für unser Wasser, darf es weder inhaltlich noch zeitlich geben. Jegliche Fristverlängerung verzögert nur weiter den bereits jetzt dringend notwendigen Gewässerschutz und ist eine Bedrohung für artenreiche und lebendige Flüsse und Gewässer", so Ron Hoffmann.

Mit Blick auf die Umweltministerkonferenz der Länder von Juni dieses Jahres begrüßt der BUND Thüringen zudem das von Bundesumweltministerin Svenja Schulze und ihren Kolleginnen und Kollegen der Länder ausgesendeten Signal, die Wasserrahmenrichtlinie zu erhalten. "Die Umweltminister*innen haben sich zu Recht für die WRRL ausgesprochen. Jetzt muss es darum gehen, die mächtige Stimme Deutschlands zu nutzen, und ein Aufweichen der Richtlinie im Herbst in Wien zu verhindern", so Hoffmann. Trotzdem müsse die Wasserrahmenrichtlinie zur Mitte des aktuellen Umsetzungszeitraums endlich deutlich ambitionierter vollzogen werden als bisher. Das hatte die EU-Kommission bereits für die Frist von 2015 dezidiert eingefordert.

BUND Landesverband Thüringen
Landesgeschäftsstelle
Trommsdorffstr. 5, 99084 Erfurt
Tel.: 0361/555 03 10, Fax: 0361/555 03 19
Internet: www.bund-thueringen.de

Raute



BUND Landesverband Niedersachsen
Pressemitteilung vom 13. September 2018

Retten Sie unser Wasser, Herr Weil!

Der BUND fordert: Gewässerschutz muss Chefsache werden

Aktivist*innen des BUND haben heute mit großem, blauen Banner und Schildern vor dem niedersächsischen Landtag ein dringendes Umsteuern im Gewässerschutz eingefordert. Symbolisch überreichten sie Ministerpräsident Stephan Weil Kapitänsmütze und Schiff, um auf die Verantwortung Weils für das Wohl unserer Gewässer aufmerksam zu machen: Die Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) werden besonders in Niedersachsen seit Jahren weit verfehlt. Nur 2 Prozent der niedersächsischen Flüsse und Seen sind im geforderten "guten ökologischen Zustand". Damit ist Niedersachsen im Gewässerschutz derzeit das Schlusslicht aller deutschen Flächenbundesländer.

Beim Gewässerschutz geht es derzeit ums Ganze: Umweltschützer*innen befürchten, dass die bestehenden Gesetze auf der EU-Wasserkonferenz am 20./21. September in Wien auf den Prüfstand gestellt und auf Drängen der Agrarlobby und Industrie stark verwässert werden könnten. "Die Landesregierung muss sich auf Bundesebene dafür einsetzen, dass die Wasserrahmenrichtlinie als entscheidendes Instrument zum Schutz unserer Gewässer unverändert erhalten bleibt. Die Umsetzung muss gleichzeitig deutlich ambitionierter vorangetrieben werden als bisher", sagte BUND-Landesgeschäftsführerin Susanne Gerstner. Diese sei Pflichtaufgabe des Landes, der ursprüngliche Zeitplan mit Ziel 2015 bereits deutlich verfehlt. Mit einer Fristverlängerung bis 2027 seien nun alle Grenzen ausgereizt.

Mit kranken Wassertropfen wiesen die BUND-Aktivist*innen auf den schlechten Zustand des Grundwassers, aber auch vieler Bäche und Flüsse hin. Vor allem nicht sichtbare Bedrohungen trüben die Wasseridylle, viele Gewässer leiden unter zu viel Nitrat und Pestiziden aus der industriellen Landwirtschaft. In 86% der Messstellen an Fließgewässern wird der Zielwert für Stickstoff überschritten, 41% der Grundwasserkörper in Niedersachsen überschreiten den Nitratgrenzwert. "Wir fordern die Landesregierung auf, Maßnahmen zur Reduzierung von Nährstoffeinträgen und zur Kontrolle von Nährstoffströmen dringend umzusetzen. Die Dünge-Verordnung muss konsequent angewendet werden", so Gerstner.

Unbedingt erforderlich ist die Einführung von verbindlichen Gewässerrandstreifen von mindestens zehn Metern Breite, auf denen Nutzungsauflagen u.a. das Ausbringen von Dünger und Pestiziden verbieten. Gerstner betont: "Um unsere Gewässer nachhaltig zu schützen, muss die Landesregierung dringend das Niedersächsische Wassergesetz novellieren und darin an allen Gewässern ausreichend breite Gewässerrandstreifen festschreiben."

Viele Bäche und Flüsse wurden in der Vergangenheit ausgebaut und in ein künstliches Korsett gezwängt. Durch gesetzlich verankerte Entwicklungskorridore sollen sich diese Gewässer wieder frei entwickeln können. Nur so können sie ihre vielfältigen Funktionen als natürliche Rückhalteräume für Hochwasser, als wichtige Achsen eines Biotopverbundes und als Erholungsgebiete wiedergewinnen. Eine wesentliche Ursache für die mangelhafte Umsetzung der WRRL sieht der BUND darin, dass ausschließlich auf Freiwilligkeit gesetzt wird. "Wir fordern von der Landesregierung konkrete und verbindliche Maßnahmen- und Zeitpläne, hinterlegt mit ausreichend Personal- und Finanzressourcen, damit die dringend notwendigen Fortschritte erzielt werden", fordert Gerstner.

Eine grundlegende Verbesserung des Zustandes unserer Gewässer gibt es nicht zum Nulltarif. Wird das Verursacherprinzip jedoch konsequent angewendet und einberechnet, welche teuren Schäden vermieden werden, wenn wir unsere Gewässer schützen, dann fällt die Bilanz eindeutig positiv aus: Wir vermeiden enorme Hochwasserschäden und gewinnen sauberes Trinkwasser und eine natürliche Artenvielfalt.

Informationen zu Projekten in Niedersachsen finden Sie im Netz unter
www.bund-niedersachsen.de

BUND Landesverband Niedersachsen
Landesgeschäftsstelle
Goebenstr. 3a, 30161 Hannover
Tel.: 0511/965 69-0, Fax: 0511/662 536
E-Mail: presse.nds@bund.net
Internet: www.bund-niedersachsen.de



Hintergrund:

Das Ergebnisprotokoll zur 90. Umweltministerkonferenz (UMK) vom 8. Juni 2018 zur WRRL:
https://www.umweltministerkonferenz.de/documents/umk-protokoll-90_1530105845.pdf

Weitere Informationen zur BUND-Wasserkampagne finden Sie unter:
www.rette-unser-wasser.de

Weitere Informationen zum Zustand unserer Gewässer:

Den BUND-Gewässerreport unter:
www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/bund-gewaesserreport-2018/

BUND-Chronik zu Blaualgen: Hintergrundtext und Chronik mit dokumentierten Blaualgenvorfällen im Zeitraum 23. Juli bis 23. August 2018, mit Grafik und Audio:
https://www.bund.net/service/presse/pressemitteilungen/detail/news/bund-recherche-rekord-sommer-verursacht-flaechendeckend-badeverbote-wegen-blaualgen/

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Quelle:
Pressedienst, 13.09.2018
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
Bundesverband und Landesverbände
Geschäftsstelle Bundesverband:
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
E-Mail: presse@bund.net
Internet: www.bund.net


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. September 2018

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