Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → ARTENSCHUTZ

VÖGEL/882: Hamburg - Bestandsrückgang bei der Bekassine von bis zu 25 Prozent (NABU HH)


NABU Landesverband Hamburg - 20. März 2013

Wiesenvögel auf dem absteigenden Ast

Pflege von Feuchtwiesen wie in Bergedorf notwendig / Naturschutz in Hamburg unterfinanziert



Die Bekassine, Vogel des Jahres 2013, ist bundesweit vom Aussterben bedroht. Wie alle Wiesenvogelarten verzeichnet sie seit Jahren alarmierende Bestandsverluste, da ihr Lebensraum, das Grünland und die Moore, dramatisch zurückgeht.

Über die Gefährdung von Wiesenvögeln und mögliche Schutzmaßnahmen berieten am vergangenen Wochenende mehr als einhundert Experten aus Naturschutzverbänden sowie des behördlichen und wissenschaftlichen Naturschutzes in Niedersachsen. "Nur wenn Naturschutz und Landwirtschaftspolitik in Deutschland besser Hand in Hand gehen, können wir die Bekassine und andere Wiesenvögel retten. Hierzu müssen wir Landes- und EU-Mittel noch gezielter einsetzen", forderte NABU-Vizepräsident Helmut Opitz bei einem Artenschutzsymposium in Niedersachsen.

Einen der Hauptgründe für die Bestandsrückgänge der Wiesenvögel sehen die Naturschützer in der jahrzehntelangen Entwässerung von Mooren für den Torfabbau und ihre Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen. Auch der explosionsartig angestiegene Maisanbau für die Biomasse-Produktion habe zu einem massiven Rückgang der Wiesenbrüter geführt. Feuchtgrünland wurde auf ehemaligen Moorstandorten großflächig in Acker umgewandelt und damit als Lebensraum zerstört. Auf den verbliebenen Grünlandflächen ist die Bewirtschaftung deutlich intensiver als früher, vor allem die starke Entwässerung und Düngung führen dazu, dass sich die Flächen für Wiesenvögel nicht mehr zum Brüten und Rasten eignen. Auch für den Klimaschutz ist die massive Bewirtschaftung von Moorböden schädlich, da hierdurch große Mengen CO2 freigesetzt werden.

In Hamburg gibt es aktuell noch 140 Reviere (Brutvogelatlas 2012). Ende der 1960er Jahre konnte noch ein Bestand von 180-200 Revieren ermittelt werden. Der Bestand ist demnach in den letzten 40 Jahren um etwa 20-25 Prozent zurückgegangen. Der Grund hierfür liegt vor allem in dem Rückgang geeigneter Lebensräume. Für die Bekassine in Hamburg betrug dieser Verlust zwischen den Erhebungszeiträumen 1960-1990 und 2000 rund 50%. Die Bekassine sowie andere Wiesenvögel sind auf freie Gebietskulissen, d.h. Flächen ohne lineare Gehölze und Baumgruppen angewiesen. Diese müssen eine Mindestgröße von etwa 100 ha aufweisen, um als geeigneter Lebensraum dienen zu können.

Dem Abwärtstrend kann nur entgegengewirkt werden, wenn auch außerhalb der Naturschutzgebiete geeignete Lebensräume erhalten bleiben und Feuchtgrünland nicht in Ackerflächen umgewandelt wird. In den Naturschutzgebieten, wie z.B. in den Kirchwerder Wiesen in Hamburg-Bergedorf, müssen nach Ansicht des NABU Hamburg die bereits bestehenden Maßnahmen zum Erhalt der freien Gebietskulissen fortgeführt und intensiviert werden. Dr. Christian Gerbich, Referent für Naturschutz beim NABU Hamburg: "Das von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt initiierte Grabenräumprogramm ist ein erster positiver Ansatz, Kernzonen des Wiesenvogelschutzes in den Kirchwerder Wiesen zu erhalten." Bei der momentanen finanziellen Ausstattung des Programms können jährlich etwa 20 km Grabenstrecke in Stand gehalten und von Gehölzaufwuchs befreit werden. Um der Bekassine und anderen Wiesenvögel aber optimal helfen zu können, wäre jedoch die doppelte bis dreifache Grabenstrecke notwendig. Der NABU betont, da ss in Hamburg grundsätzlich die Pflege und Entwicklung der Naturschutzgebiete rundweg unterfinanziert ist. "Um ein Mindestmaß an Pflege der Schutzgebiete gewährleisten und somit einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten zu können, muss zukünftig die Hansestadt für den Naturschutz fünf Euro pro Einwohner und Jahr investieren", fordert daher Alexander Porschke, Vorsitzender des NABU Hamburg.

*

Quelle:
Pressemitteilung, 20.03.2013
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Hamburg
Osterstraße 58, 20259 Hamburg
Tel.: Tel. 040/69 70 89-12, Fax 040/69 70 89-19
E-Mail: NABU@NABU-Hamburg.de
Internet: www.NABU-Hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. März 2013