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VÖGEL/632: Vogel des Jahres 2011, der Gartenrotschwanz - Situation in Schleswig-Holstein (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 8. Oktober 2010

Vogel des Jahres 2011: Der Gartenrotschwanz

Bedroht durch Monotonie in Garten und Flur / In Schleswig-Holstein gehen alte Bäume als Lebensraum verloren


8. Oktober 2010: Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat heute in Berlin den Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) zum "Vogel des Jahres 2011" gekürt. Der früher weit verbreitete und recht häufige Singvogel mit dem Namen gebenden, ziegelroten Schwanz ist heute in vielen Regionen selten geworden. Besonders im Westen Deutschlands ist er aus zahlreichen Dörfern und Kleinstädten verschwunden. Immer weniger Gärten genügen heute noch seinen Ansprüchen. Im Jahr des Gartenrotschwanzes will der NABU auf die Gefährdung dieses farbenprächtigen Vogels aufmerksam machen und zeigen, dass oftmals schon mit einfachen Mitteln neue Lebensräume wie Streuobstwiesen geschaffen werden können. Gartenrotschwänze brauchen Nisthöhlen, wie sie vor allem in alten Obstbäumen und Knickeichen zu finden sind. Streuobstwiesen, Waldränder und Knicks zählen daher zu den typischen Lebensräumen. Alte Überhälter, die ein hohes Alter erreichen können, bieten sowohl geeignete Brutplätze als auch die notwendigen Sitzwarten, von denen die Vögel nach Insekten jagen. Die Bestände des Gartenrotschwanzes sind im selben Maße zurückgegangen, wie die Streuobstgürtel um unsere Ortschaften Neubaugebieten und Obstplantagen weichen mussten.


Knicks, Waldränder, Alleen, Parks

Neben Knicks und Waldrändern sind strukturreiche Kleingartenanlagen mit altem Baumbestand zunehmend von Bedeutung. Hier findet der Gartenrotschwanz oftmals letzte Rückzugsräume. Zum Schutz des schlanken, etwa 14 Zentimeter großen Singvogels, fordert der NABU auch ein Umdenken bei der Gestaltung von Gärten und Parks, denn der Gartenrotschwanz braucht abwechslungsreiche Landschaften. Auf sterile Rasenflächen, fremdländische Gehölze und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln müsse zugunsten von natürlicher Vielfalt verzichtet werden. In passender Umgebung kann dem Gartenrotschwanz auch mit speziellen Nistkästen geholfen werden.


Bundesweit starker Bestandsrückgang

Der Bestand des Gartenrotschwanzes in Deutschland wird auf 110.000 bis 160.000 Brutpaare geschätzt. Noch vor 30 Jahren war er etwa drei- bis viermal so hoch. Als Insektenfresser lebt der Gartenrotschwanz nur im Sommerhalbjahr bei uns. Den Winter verbringt er in den afrikanischen Savannen südlich der Sahara. Auch dort und entlang seiner Zugwege ist er etlichen Gefahren ausgesetzt. Großflächige Monokulturen verdrängen mehr und mehr die natürliche Baumsavanne und nicht wenige der Vögel werden Opfer der in manchen Ländern noch üblichen Singvogeljagd. Langfristig könnten allerdings die Folgen des Klimawandels schwerwiegender sein. Dürreperioden im Mittelmeerraum und in der Sahelzone nehmen zu, die von den Vögeln zu überwindenden Wüsten dehnen sich von Jahr zu Jahr weiter aus.


In Schleswig-Holstein Bestand stabil - Schutz alter Bäume notwendig

In Schleswig-Holstein sind rd. 10.000 Brutpaare heimisch. Der Bestand hat seit 1900 teils deutlich abgenommen, hervorgerufen vor allem durch den Verlust alter Bäume und die Verstädterung der Dörfer. Seit 20 Jahren ist der Bestand im Land aber weitgehend stabil. Der Gartenrotschwanz kommt insbesondere dort vor, wo Gruppen alter Bäume zu finden sind, also in Alleen, Gutsparks und in Knicks. Die sinkende Qualität der Knicks und der Verlust alter Einzelbäume mit ihren Bruthöhlen kann zu einer Bedrohung des Bestands in diesem Lebensraum werden. Bedingt durch den nun üblichen, intensiven Beschnitt treiben dessen Gehölze vielfach keine Blüte mehr aus, so dass auch Insekten als Nahrung des Gartenrotschwanzes immer weniger überleben. Für den Erhalt der Knicks eigentlich notwendige breitere Schutzstreifen mit ihren blühenden Kräutern könnten dagegen auch dem Gartenrotschwanz das Überleben in der Kulturlandschaft erleichtern. Um den Gartenrotschwanz zu schützen, ist zudem die Sicherung alter Parkanlagen, Alleen und Überhälter elementar wichtig, ebenso ein Schutz vor dem Einschlag für starke, randständige Eichen an Waldrändern, die heute gerne für die Brennholzgewinnung gefällt werden.


Verwandt: Der Hausrotschwanz

Weitaus bekannter und häufiger als der Gartenrotschwanz ist sein naher Verwandter, der schlichter gefärbte Hausrotschwanz. Dieser stammt ursprünglich aus felsigen Bergregionen. Als Kulturfolger hat er sich unsere Städte als "Ersatzfelsen" erobert. Garten- und Hausrotschwanz werden daher leicht miteinander verwechselt.

Weitere Infos unter www.NABU-SH.de


Der Kormoran braucht Freunde! - www.Kormoranfreunde.de

NABU-Aktion "Stunde der Gartenvögel" - www.gartenvoegel-sh.de


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Quelle:
Presseinformation, 8. Oktober 2010
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Oktober 2010