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VÖGEL/621: Durch Wiederansiedlung zurück im Frankenwald - das Haselhuhn (DUH)


Deutsche Umwelthilfe e.V. - 13. August 2010

Zurück im Frankenwald: das Haselhuhn

Start des Wiederansiedlungsprojekts für den scheuen Vogel
Gemeinsames Projekt mit Deutscher Umwelthilfe und Telekom


Rodacherbrunn, 13. August 2010: Die Prinz Reuss'sche Forstverwaltung Wurzbach hat heute sechs Haselhühner aus naturnaher Aufzucht im Frankenwald ausgewildert. Die Aktion erfolgt im Rahmen eines gemeinsamen Projekts mit der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und der Telekom Deutschland GmbH, das von Haselhuhnexperten fachlich begleitet wird. Um das lokale Aussterben der Art zu verhindern, will die Prinz Reuss'sche Forstverwaltung Wurzbach das Haselhuhn nun aktiv in das Gebiet zurückholen. Dies geschieht durch Optimierung des Haselhuhnlebensraumes und durch Auswilderung von Zuchttieren, bzw. Umsiedlung wild lebender Tiere aus Österreich, wo heute noch größere Vorkommen zu finden sind.

Ziel des Wiederansiedlungsprojekts ist es, eine vitale, sich selbst reproduzierende und sich ausdehnende Population zu schaffen. Die heute frei gelassenen Vögel sind im kommenden Frühjahr geschlechtsreif, so dass die Wahrscheinlichkeit ihrer Fortpflanzung relativ hoch ist. Um die Vögel nach der Freilassung zuordnen zu können, werden diese im Vorfeld mit Ringen der Vogelwarte Hiddensee beringt.

Das Haselhuhn war eine Charakterart des Frankenwaldes. Im vergangenen Jahrhundert ist die dort lebende Population jedoch so zurückgegangen, dass der Fortbestand der Art in dem Gebiet gefährdet ist. Das Haselhuhn ist vor allem durch Eingriffe in seinen Naturraum so selten geworden. Die ausgesprochen schutzbedürftige Art benötigt bunt gemischte und mehrstufige Wälder, die Deckung und Nahrung bieten. Obwohl das Haselhuhn größere Frei-flächen meidet, liebt es aber lückige, durchsonnte Waldteile für die Kükenaufzucht. Solche speziellen Bedingungen werden jedoch immer seltener. Aus diesem Grund realisiert die Prinz Reuss'sche Forstverwaltung Wurzbach auf einer Fläche von 2.500 Hektar bereits seit Jahren Naturschutzmaßnahmen im Rahmen ihrer naturnahen Forstwirtschaft. Daher wurde das Revier auch in das Europäische Vogelschutzgebiet Nr. 37 "Frankenwald-Schieferbrüche um Lehesten" aufgenommen. Vorteilhaft ist auch die Eingliederung des Grünen Bandes in das Projektgebiet, auf dem die ehemalige deutsch-deutsche Grenze verlief, wodurch ein Biotopverbund entsteht, der für das Projekt ausgezeichnete Bedingungen schafft.

Unterstützung bekommen die engagierten Wald- und Haselhuhnexperten derzeit von Jugendlichen aus aller Welt. Diese arbeiten im Rahmen eines Jugendcamps mit, um für die seltene Vogelart geeignete Strukturen im Wald zu schaffen. So entstehen durch Entfernung von Fichten und Anpflanzung von Laubhölzern (Erlen, Ebereschen, Buchen) gemischte Waldbestände mit Blößen im Wald, die kleinräumig für Licht sorgen und dem Haselhuhn gleichzeitig ausreichend Schutz bieten.

Das Projekt der Forstverwaltung wird finanziell unterstützt durch den im Jahr 2009 von Telekom Deutschland GmbH und der DUH gegründeten Naturschutzfonds Lebendige Wälder. Mit diesem Fonds werden zurzeit fünf vorbildliche Naturschutzprojekte in Deutschland gefördert, die für den Erhalt naturnaher Wälder und den darin lebenden Tieren und Pflanzen sorgen und hierdurch zum Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt beitragen.

"Gerade naturnahe Wälder, wie sie hier im Frankenwald wieder geschaffen werden, haben einen enormen Stellenwert für die Umsetzung der von der Bundesregierung beschlossenen Strategie zur Biologischen Vielfalt", erklärte Ulrich Stöcker, Leiter des Bereichs Naturschutz der DUH. Nur wenn es gelinge, alle gesellschaftlichen Gruppen in die Umsetzung dieser Strategie einzubeziehen, bestehe langfristig die Chance auf Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen. "Das Engagement von Telekom Deutschland für den Schutz naturnaher Wälder ist ein Vorbild für gelebte Verantwortung eines Unternehmens auch für den Naturschutz", so Stöcker.

"Der mit der DUH gegründete Naturschutzfonds Lebendige Wälder mit seinen fünf Projekten in ganz Deutschland ist ein wichtiger Teil unseres gesellschaftlichen Engagements und nicht zuletzt durch sein gegenseitiges voneinander Lernen beispielhaft für sinnvolle Kooperationen zwischen Umweltverbänden und der Wirtschaft", sagte Georg von Wagner von der Deutschen Telekom AG. "Nur bei Erhaltung der Biologischen Vielfalt ist die von uns allen gewünschte nachhaltige Entwicklung unseres Landes realistisch machbar", so von Wagner.


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Quelle:
DUH-Pressemitteilung, 13.08.2010
Deutsche Umwelthilfe e.V.
Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell
Tel.: 0 77 32/99 95-0, Fax: 0 77 32/99 95-77
E-Mail: info@duh.de
Internet: www.duh.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. August 2010