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VÖGEL/549: Überwinternde Störche erfrieren nicht (NABU NI)


NABU Landesverband Niedersachsen - Leiferde, Hannover, 22. Dezember 2009
Artenschutz / Klima / Weißstorch

Weißstorch im Schnee?

Bärbel Rogoschik: "Überwinternde Störche erfrieren nicht"


Der Winter kommt und einige Störche sind noch da! ... Obwohl die meisten Weißstörche inzwischen in ihren Überwinterungsgebieten in Afrika angekommen sind, fallen immer wieder einzelne Tiere auf, die hier geblieben sind. Diese Tiere sorgen oft für Aufregung: Können Störche in Niedersachsen überhaupt überwintern? Hier kann weitgehend Entwarnung gegeben werden. In milden Wintern mit wenig Schnee bzw. mäßigem Frost finden die Störche noch genügend Nahrung und können so auch die kalte Jahreszeit bei uns gut überstehen.

Bärbel Rogoschik, Leiterin NABU Artenschutzzentrum Leiferde, erklärte: "Dass es so genannte Überwinterer gibt, kann verschiedene Ursachen haben. Zum einen kann sich ein Storch im Spätsommer erheblich verletzt haben, zum Beispiel durch einen Stromleitungsanflug oder durch die Kollision mit einem Fahrzeug. Die daraus entstandene Verletzung ist zum Abflug nicht ausgeheilt, was den Storch zwangsläufig hier überwintern lässt. Der zu beobachtende Storch kann auch ein Gefangenschaftsflüchtling sein, das heißt er kommt ursprünglich aus einem Tierpark oder Zoo. Weiter kann es sich um einen von Hand aufgezogenen Weißstorch handeln, der durch falsche Aufzucht fehlgeprägt wurde und die Nähe des Menschen sucht bzw. an eine Zufütterung gewöhnt ist."

Die Befürchtungen besorgter Bürger, dass diese Vögel hier erfrieren müssen, sind jedoch zum Glück unbegründet. Der Weißstorch kommt durchaus mit den hier üblichen Wintertemperaturen zurecht, schützt ihn doch sein Federkleid vor einem zu starken Wärmeverlust. Solange allerdings keine geschlossene Schneedecke liegt oder strenger Frost herrscht, findet der Storch auch in unseren Breiten noch genügend Nahrung, vor allem Mäuse, Regenwürmer, kleine Schnecken, Egel, Fische etc. Bärbel Rogoschik weiter: "Problematisch können eine geschlossene Schneedecke, die über einen längeren Zeitraum vorhanden ist, bzw. lange starke Frostperioden werden, die dann zu Nahrungsknappheit führen können. Ist der Storch flugfähig, so kann er ungünstigen Wetterbedingungen ausweichen und den Standort großräumig wechseln."

Auch die Folgen des Klimawandels könnten eine Erklärung für die Beobachtung sein. "Da eine wachsende Zahl von Weißstörchen in Spanien überwintert, ist es möglich, dass die dort überwinternden Tiere später von hier abfliegen und früher wieder bei uns landen. Oder ein verzögerter Abflug nach Frankreich oder Spanien erfolgt erst, wenn sich die Nahrungssuche hier nicht mehr lohnt", betonte Bärbel Rogoschik.

Um zu verhindern, dass Störche zu stark von menschlicher Hilfe abhängig werden, sollten alle unnötigen Aktionen unterbleiben. Wohlgemeinte Einfangversuche zehren auch erheblich an den Energiereserven des Tieres. "Beobachtung ist hier die einzig mögliche Methode", betonte Bärbel Rogoschik. Ist der Storch eingeschränkt beweglich oder schwach sollte man sich mit dem zuständigen Storchenbetreuer, der Unteren Naturschutzbehörde, dem NABU oder einer Storchenpflege- und Betreuungsstation in Verbindung setzten, um dort Rat einzuholen. Trägt der Weißstorch einen Ring (Metall oder Plastik, Alufarben oder Schwarz) so ist die Ringnummer unbedingt der Vogelwarte Helgoland, Telefon: 04421 / 96 89 -0, einem regionalen Storchenbetreuer oder dem NABU zu melden.

Weitere Ratschläge gibt auch gerne das Team im NABU Artenschutzzentrum Leiferde unter Telefon: 05373 / 66 77.


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Quelle:
Pressemitteilung, 22. Dezember 2009
Naturschutz aktuell - NABU Pressedienst
Herausgeber: NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover
Redaktion: Ulrich Thüre (ViSdP), NABU Pressesprecher
Telefon: 05 11 / 9 11 05 - 27, Fax: 05 11 / 9 11 05 - 40
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Internet: www.NABU-Niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2009