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VÖGEL/1021: Im Jahr 2015 weniger Storchenpaare in Schleswig-Holstein (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 8. Oktober 2015

Weniger Storchenpaare in Schleswig-Holstein

Neue Gefahr: Drohnen stören bei der Aufzucht der Jungen


Bergenhusen / Neumünster - 8. Oktober 2015: Am 27. September 2015 trafen sich in Anwesenheit des Landesvorsitzenden des NABU Schleswig-Holstein, Hermann Schultz, die Storchenbeauftragten und Storchenexperten der Arbeitsgemeinschaft Storchenschutz des NABU zur jährlichen Fachtagung im "Michael-Otto-Institut" in Bergenhusen.

Gebietsbetreuer Jörg Heyna legte die neuesten Bestandszahlen für Schleswig-Holstein vor: Demnach gab es beim Weißstorch einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen, da weniger "Ostzieher", d.h. Vögel die über den Bosporus nach Afrika ziehen, wieder im Brutgebiet ankamen. 2015 betrug der Gesamtbestand in Schleswig-Holstein 269 Paare (2014: 293 Paare, 2010: 207 Paare). Davon hatten 207 Storchenpaare Junge (217, 173), Horstpaare ohne Junge gab es 62 (76, 34) und die Gesamtzahl der flüggen Jungstörche beträgt im in diesem Jahr 502 (520, 440). Die Brutbilanz 2015 der Hamburger Weißstörche fällt ebenfalls weniger erfolgreich aus als 2014: Der NABU zählte 29 Elternpaare mit etwa 50 Jungtieren. Im Vorjahr gab es in Hamburg 29 Storchenpaare mit insgesamt 73 Jungstörchen. Die fütterungsabhängigen Storchenpaare aus den Tier - und Wildparks (Eekholt, Hitzhusen, Wyk/Föhr, St. Peter Ording und Krüzen) haben einen Bestand von 68 Paaren und 151 Jungstörchen erreicht. Der Bestand an den sehr scheuen Schwarzstörchen wird auf 7 bis 10 Paare geschätzt.

Der Storchenreferent des NABU, Uwe Peterson, bedankte sich bei Teilnehmern für ihr großes ehrenamtliches Engagement rund um die Betreuung der Störche - von der Nestpflege über Neubau von Nestern, Beringung und Datenerhebungen. Er gab bekannt, dass die Zahl der Ringablesungen in Schleswig-Holstein zugenommen hat - von 269 im Jahr 2012 auf 449 im Jahr 2014. Die Markierung und Ablesung von Störchen dient der wissenschaftlichen Erforschung der Störche. Ein Ergebnis: Störche aus Belgien, Polen, Schweden und Sachsen-Anhalt brüten im Land zwischen den Meeren. Dieser Gen-Austausch ist für die Population wichtig. Sein Dank ging auch an die Experten, die sich um die verletzten Störche kümmerten.

Unterschiede gibt bei der Bestandsentwicklung. Die Zahl der Ostzieher ist rückläufig und die der Westzieher und Überwinterer in Südspanien nimmt zu. So erreichte im Jahr 2015 die Zahl der Brutpaare im Kreis Rendsburg-Eckernförde nur 78% des Bestandes des Vorjahrs. Die gesamte Marsch ist mit wenigen Ausnahmen storchenfrei. In Ostholstein und Lauenburg gehen die Zahlen deutlich zurück, was auf die schrumpfende Zahl der Ostzieher zurückgeführt wird. Diese sind rd. 60 Tage, Westzieher dagegen nur 7 bis 14 Tage unterwegs von ihren Winterquartieren bis in die Brutgebiete. Jörg Heyna berichtete zudem von zunehmenden Störungen an den Brutnestern. Die Zahl der Drohnen, die Flugmanöver auch über Brutnester durchführen, habe zugenommen. "Dies sind Störungen bei der Brut, die zu Brutausfällen führen. Wir appellieren an die Drohnenbesitzer die Brutnester und die Aufzucht der Störche mit ihren Fluggeräten nicht zu stören".

Auch die 'Altersstruktur' der Störche verändert sich. Das Durchschnittsalter beträgt derzeit 6,5 Jahre. Einige wenige Tiere sind zwischen 25 und 30 Jahren. Der Anteil der 2-jährigen Brutvögel liegt bei elf Prozent. Die Westzieher haben nach den Ringablesungen weniger Verluste bei der Überwinterung als die Ostzieher, die über die Türkei in die Winterquartiere im Tschad und Sudan ziehen. Letztere haben deshalb im Schnitt zwei Jahre länger Zeit, Junge aufzuziehen.

Sieben Störche aus Schleswig-Holstein sind mit Sendern ausgerüstet und übermitteln Daten über ihren Aufenthaltsort, die in Bergenhusen im Michael-Otto-Institut im NABU ausgewertet werden. Zusätzlich sind dieses Jahr weitere drei Jungstörche (zwei aus Satrup, einer aus Tetenhusen) mit ca. 40 Gramm schweren "Loggern" ausgerüstet worden. Sie sammeln und übertragen Position, Flughöhe, Geschwindigkeit und die Umgebungstemperatur der Störche. Die Vögel können im Internet verfolgt werden [1] (http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/weissstorchbesenderung/reisetagebuecher/). Leider musste Jörg Heyna mitteilen, dass diese drei Jungstörche auf ihren Flügen ins Winterquartier in Bulgarien und Rumänien ums Leben gekommen sind.

Storchenexperte Hans Skov aus Dänemark gab eine Bericht über die Geschichte des Weißstorches in Dänemark. 1850 gab es dort noch 10.000 Störche, um 1900 war der Bestand auf 1.000 Störche geschrumpft und heute sind nur noch zwei Storchenpaare in Dänemark, die auch noch zugefüttert werden müssen. "Wir bemühen uns, die Population zu vermehren. Leider mit wenig Erfolg. Es gibt keinen Platz mehr für die Störche in der landwirtschaftlich intensivierten Landschaft Dänemarks".



Weitere Informationen:
http://stoercheimnorden.jimdo.com
http://www.nabu.de/

[1] http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/weissstorchbesenderung/reisetagebuecher/

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Quelle:
Presseinformation, 08.10.2015
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Oktober 2015

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