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SÄUGETIERE/297: Fledermäuse leiden in Rheinland-Pfalz unter der extremen Witterung (NABU RP)


NABU Landesverband Rheinland-Pfalz - 23. Juli 2010

Naturbeobachtung / Artenschutz / Fledermäuse

Fledermäuse leiden in Rheinland-Pfalz unter der extremen Witterung


Das Jahr 2010 begann für Fledermäuse bereits schlecht. Der lange, harte Winter hat viele Fledermäuse in ihrem Winterschlaf an die Grenzen ihrer Fettreserven gebracht. Einige, die bereits im letzten Herbst unter schlechten Konditionen die Winterquartiere gezogen hatten, haben diesen extremen Winter nicht überlebt. 'Bei unseren Kontrollen der Winterquartiere haben wir noch nie so viele tote, ausgezehrte Fledermäuse gefunden wie in diesem Jahr' berichtet der Projektleiter Dr. Andreas Kiefer des NABU-Naturschutzgroßprojektes 'Mayener Grubenfeld' des NABU Rheinland-Pfalz, bei dem es um den Schutz der bedeutendsten Winterquartiere für Fledermäuse in Deutschland geht.

Doch auch im Frühjahr konnten die Fledermäuse durch die kalte und nasse Witterung bis Mitte Mai dieses Defizit kaum ausgleichen. Die kalte Witterung und der häufige nächtliche Regen boten den Tieren meist nicht genügend Nahrung, die sie in dieser Zeit besonders nötig hatten. Denn Insekten, die Nahrung der heimischen Fledermäuse, entwickeln sich bei kalten Temperaturen langsamer und sind bei regnerischem Wetter seltener unterwegs.

Besonders im Frühjahr und Frühsommer sind Fledermäuse auf ausreichend Nahrung angewiesen. Denn nach dem Winterschlaf beziehen die Weibchen die Sommerquartiere, die sogenannten Wochenstuben, in denen sie meist Mitte Juni ihre Jungen zur Welt bringen. Während ihrer Trächtigkeit benötigen die Tiere ausreichend Nahrung, damit sich das Ungeborene gut entwickeln kann. 'In diesem Frühjahr kam es allerdings durch die schlechte Witterung in einigen Wochenstuben häufig zu Fehl- und Totgeburten, da die Tiere durch den Nahrungsmangel Energie einsparen mussten'. Diese Beobachtung machte Dr. Andreas Kiefer bei seinen Wochenstubenkontrollen Mitte Mai. Diese Vorzeichen ließen für den diesjährigen Reproduktionserfolg nichts Gutes erahnen. Doch anders als erwartet hat nun der warme, trockene Sommer die schlechten Witterungsverhältnisse von Anfang des Jahres wieder wettgemacht. Die Jungtiere, die bei den meisten heimischen Fledermausarten Mitte Juni geboren werden, sind in guter Kondition und entwickeln sich schnell.

Die Wochenstuben, die die Fledermäuse im Sommer bilden, bestehen ausschließlich aus den Weibchen und können je nach Art sehr unterschiedliche Dimensionen annehmen. Von wenigen weiblichen Tieren in Baumhöhlen oder Nistkästen bis hin zu mehreren Tausend Mausohren in Kirchendachböden ist bei den verschiedenen Fledermausarten alles möglich. Wochenstuben an Privathäusern umfassen jedoch meist nicht mehr als 50 bis 100 Tiere, bei denen es sich meistens um Zwergfledermäuse handelt. Sie verstecken sich in kleinen Ritzen in Fassadenverkleidungen oder zwischen dem Firstbalken des Dachs und der Hauswand und richten somit auch in der Regel keinen Schaden am Gebäude an. Sobald die Jungtiere im Alter von 6 bis 8 Wochen flugfähig sind, gehen sie bereits selbst auf Erkundungstouren und auf nächtliche Insektenjagd. Dann lösen sich auch langsam Ende Juli bis Mitte August die Sommerquartiere der Fledermäuse auf.

Während dieser Zeit lassen sich Fledermäuse besonders gut beobachten. Dann finden auch zahlreiche Fledermausveranstaltungen statt. Im Rahmen der 14. Europäischen Fledermausnacht, die traditionell am letzten Wochenende im August stattfindet, kann man auch in diesem Jahr wieder die Gelegenheit nutzen, etwas über Fledermäuse bei zahlreichen Veranstaltungen zu erfahren. Informationsveranstaltungen, Vorträge, Fledermausfeste oder Exkursionen laden in vielen Städten auch in diesem Sommer wieder Besucher von nah und fern ein, diese spannenden, nachtaktiven Flugkünstler zu erleben.

Informationen zu den Veranstaltungen finden Sie unter: http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/batnight/termine/

Wer sich über die 'Flugkünstler der Nacht' jetzt schon informieren möchte, kann die gleichnamige farbige Broschüre (Din A 5, 24 Seiten) - auch mit Bauanleitung für einen Fledermaus-Nistkasten - gegen Einsendung von 5 Briefmarken á 55 Cent bestellen beim NABU Rheinland-Pfalz, Postfach 1647, 55006 Mainz


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Quelle:
Pressemitteilung, 23.07.2010
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V.
NABU Rheinland-Pfalz - Pressestelle
Frauenlobstraße 15-19, 55118 Mainz
Tel.: 06131/1 40 39-0, Fax: 06131/1 40 39-28
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Internet: www.NABU-RLP.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juli 2010