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REPTILIEN/026: NABU & VARAN - Keine Doppelzungen zum Fest (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 12. Dezember 2011

Keine Doppelzungen zum Fest

lebende Tiere sind als Geschenk ungeeignet / anspruchsvolle Haltung von Reptilien braucht Fachwissen
Waran- und Schlangenleder aus ungewissen Populationen / Häutung bei lebendigem Leibe


(Bremen, den 12/12/11) Exotische Reptilien sind uns näher, als wir oft denken. Ein kleines Uhrenarmband hier, eine Ledertasche dort. Natur- und Reptilienschützer warnen vor Schlangenleder aus Asien. Zu unübersichtlich sind die Populationszahlen, der Jagddruck ist immens und oft werden die Tiere lebendig gehäutet. Auch Terrarien und ihre Bewohner sollten nicht zu Weihnachten verschenkt werden fordern die beiden Vereine.

"Lebende Tiere sind unter dem Weihnachtsbaum absolut tabu", erklärt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann, "das wird den Mitgeschöpfen einfach nicht gerecht und bei dem überbordenden Geschenkeangebot erschöpft sich die Freude und Aufmerksamkeit für das überantwortete Tier schnell." Dabei bezieht sich der NABU nicht nur auf Hund, Katze und Vogel.

Gemeinsam mit dem "Verein für Artenschutz der Reptilien- und Amphibienhalter Norddeutschlands" (VARAN) warnen die Naturschützer, vermeintlich pflegeleichte Tiere zu verschenken. "Schlangen, Schildkröten oder Frösche zu halten ist anspruchsvoll und erfordert einiges an Fachwissen", betont Jörg Cordes von VARAN, "mit einem simplen Terrarium und Futter ist es nicht getan."

Die Mindestausstattung selbst für mediterrane Tiere, die wenigstens im Sommer bei uns ins Freiland können, erreicht schon über 200 Euro. Bei großen Exoten aus dem Tropenklima kostet der künstliche Lebensraum schnell einen vierstelligen Betrag. "So schön unser Hobby auch ist, Kinder sind mit der Haltung der hochsensiblen und teilweise sehr spezialisierten Terrarientiere überfordert", stellt der zweite Vorsitzende von VARAN fest.

Netzpython, halb aufgerichtet in kunstvoller Verschlingung - Foto: © NABU Bremen

Netzpython
Foto: © NABU Bremen

Besonders die Ausbildung der Zooverkäufer und eine ehrliche Beratung liegt VARAN am Herzen: "Das würde viele Spontankäufe und viel Tierleid verhindern." So beobachten die Reptilienfreunde, dass gerade bei Zoogeschäft-Ketten die Tendenz zu Massenverkauf ohne vernünftige Beratung gehe. "Die Verkäufer werden oft nach Umsatz bezahlt, da leidet die Beratungsqualität natürlich enorm."

Aber nicht nur lebende Reptilien finden ihren Platz unter dem Christbaum. "Gerade trendige Modelabels entdecken verstärkt Schlangenleder als edlen Werkstoff", beklagt Sönke Hofmann vom NABU, "als Folge der hemmungslosen Jagd auf Pythons in Südostasien geraten ganze Ökosysteme in Schieflage. " So gebe es bereits vielerorts Rattenplagen in den Reisfeldern, weil die Netzpythons zu Hunderttausenden weggefangen werden.

Welche Auswirkungen die ständige Bejagung auf die verbliebenen natürlichen Ökosysteme hat, an deren Ende der Nahrungskette die Riesenschlangen stehen, sei noch gar nicht geklärt, so der NABU. Ebenfalls negativ bewerten die Naturschützer die Jagd auf Warane in Asien. "Bindenwarane sind die Gesundheitspolizei in Asien. Sie vertilgen Aas und verhindern so Krankheiten und Seuchen."

Neben den ungeklärten Populationsstärken der beiden Lederlieferanten spricht vor allem der zumeist grausame Tod der Tiere gegen eine Nutzung. "Schlangen werden oft bei lebendigem Leibe prall mit Wasser vollgepumpt und dann gehäutet", berichtet Jörg Cordes von VARAN, "Warane werden nach tagelangem Transport bestenfalls mit Knüppeln erschlagen oder ebenfalls lebendig gehäutet."

NABU und VARAN appellieren deshalb an alle Weihnachsteinkäufer, keine Uhrenarmbänder, Schuhe oder Taschen aus Reptilienleder zu kaufen und keine lebenden Tiere zu verschenken. Oder frei nach Bernhard Grzimek: "Der einzige, der das Pythonleder wirklich braucht, ist der Python."

Netzpython, zusammengerollt - Foto: © NABU Bremen

Netzpython
Foto: © NABU Bremen

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Quelle:
Pressemitteilung, 12.12.2011
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Contrescarpe 8, 28203 Bremen
Tel. 0421/3 39 87 72, Fax 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Dezember 2011