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NUTZTIERE/024: Die "Gefährdete Nutztierrasse des Jahres 2017 - Eindrucksvolle Entenrassen" (GEH)


Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) - Pressemitteilung, Witzenhausen, den 13. Dezember 2016

Die "Gefährdete Nutztierrasse des Jahres 2017 - Eindrucksvolle Entenrassen"

Die Deutsche Pekingente, die Orpingtonente und die Warzenente


Drei Entenrassen werden im Jahr 2017 von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) als "Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres" ernannt. Sie stehen im Mittelpunkt, machen aber auch auf die Situation gefährdeter Nutztiere allgemein aufmerksam. Enten sind sehr selbständige und vielseitige Haustiere und prägen schon seit alters her das Bild der bäuerlichen Tierhaltung. Auf jedem Dorfteich tummelten sich Enten- und Gänse der verschiedensten Rassen. Sie sind sehr gute Futtersucher, Resteverwerter. Sie weiden das Grünland ab und suchen nach Schnecken, Würmern und Insekten und sind daher im Obst- oder Gemüsebau willkommene Schädlingsvertilger. Sie bringen wertvolle Produkte hervor wie Eier, Fleisch und Daunen.

An die Haltung stellen sie, wie jedes Wassergeflügel, besondere Ansprüche an eine möglichst ständig zugängliche Wasserstelle zum Schwimmen, Baden, Fortpflanzung, Nahrungssuche und Gefiederpflege. Aktuell stehen in Deutschland 137 gefährdete Nutztierrassen auf der Roten Liste der GEH, acht davon sind gefährdete Entenrassen.

Die Deutsche Pekingente

Die Deutsche Pekingente ist eine vielseitige Nutz- und Wirtschaftsente, auffällig ist ihre aufrechte, pinguinartige Haltung. Sie geht zuchtgeschichtlich auf eine im Südosten Asiens beheimatete hoch aufgerichtete Ente im Pinguintyp zurück. Diese wurde 1873 in die USA und nach England importiert und kam später bis nach Deutschland. Durch ihre hervorragenden Nutzeigenschaften war fand die Pekingente schnell ihren Platz in der Landwirtschaft und verdrängte sogar, die Aylesburyente, die bis dahin als wirtschaftlichste Rasse galt. Die Zuchtziele der einzelnen Länder unterschieden sich, so dass ab 1910 der Vorsatz "Deutsche" Pekingente entstand, um die unterschiedlichen Zuchtrichtungen zu unterscheiden.

Die Deutsche Pekingente ist eine wetterharte, wirtschaftliche Ente mit vorzüglicher Fleischqualität, zudem liefert sie hochwertige Daunen, bei einer Legeleistung von 50-60 Eiern pro Ente und Jahr. Neben der aufrechten Haltung zeigt die Deutsche Pekingente einen rechteckigen, massiven Körper mit angezogenem Hinterteil. Wichtige Kopfattribute sind der waagerechte kurze Schnabel, die volle Stirn und die breiten Backen. Die Farbe ist weiß mit möglichst gleichmäßig gelbem Anflug. Das Obergefieder ist glatt, das Untergefieder mit reichem Daunenanteil. Die Qualität der Daunen reicht an die von Gänsen heran. Die früher vorhandene sogenannte gespaltene Brust, die mit einem hohen Brustfleischanteil einherging, gilt heute als nicht mehr erwünschtes Merkmal. Die schweren Enten können flatternd etwas vom Boden abheben, flugfähig sind sie jedoch nicht.

Körpergewicht: Erpel: 3,5 kg, Ente: 3 kg
Legeleistung: 50-60 Eier pro Ente und Jahr
Eigewicht: 70 g

Seit 1996 schwanken die Bestände der Deutschen Pekingente zwischen 400 bis 520 Tieren. Bei der Bestandserfassung im Jahr 2013 wurden 147 Erpel und 313 weibliche Tiere erfasst, damit wird die Rasse auf der Roten Liste der GEH und des BDRG als "gefährdet" eingestuft.

Die Orpingtonente

Die Orpingtonente ist eine einfarbig, ledergelbe Ente, die eine besonders hohe Legeleistung vorweist. Ende des 19. Jahrhunderts erzüchtete der Engländer William Cook die Orpingtonente. Wie bei dem Orpingtonhuhn benannte er die Rasse nach seinem Wohnsitz, dem Orpington-House bei St. Mary Cray (Kent). Er hütete das Geheimnis der Erzüchtung Zeit seines Lebens. Die Zusammenstellung der Ausgangsrassen wird sein Geheimnis bleiben, festzustehen scheint, dass Cook Landenten mit waagerechter Haltung und geräumigem Rumpf, mit der aus Südostasien stammenden, aufrechtstehenden Laufente und weiteren Rassen kreuzte. Alte Schriften aus den frühen 1920er Jahren weisen darauf hin, dass es neben den heute bekannten gelben Orpingtonenten auch welche in Blau mit Latz, sowie schokoladenfarbige mit kleinem Latz gegeben hat. Die Orpingtonente wird dank ihrer hohen Wirtschaftlichkeit sehr geschätzt. Die Zweinutzungsente verbindet einen guten, reichlichen Fleischansatz mit geringem Fettgehalt mit einer ansehnlichen Legeleistung. Nachdem Salmonellen in Enteneiern aufgetreten waren wurde 1936 die "Verordnung über Enteneier" erlassen. Durch die scharfen gesetzlichen Bestimmungen ging ein wichtiger Anreiz zur Haltung der Orpingtonente und anderer Lege-Enten verloren. Tatsächlich sind Enteneier häufiger von Erregern befallen, als Hühnereier, das ist darauf zurückzuführen, dass sich Enten mehr in feuchten Bereichen und im Wasser aufhalten, wo sich die Erreger besser halten können. Beim Kochen oder Backen werden mögliche Erreger abgetötet. Enteneier haben einen höheren Dotteranteil und schmecken intensiver.

Die wetterharte, raschwüchsige Ente besitzt ein ledergelbes Gefieder mit hellem Untergefieder. Die männlichen Tiere unterscheiden sich von den weiblichen durch einen dunkelbraun gefärbten Kopf. Charakteristisch ist die halb aufgerichtete Körperhaltung der Orpingtonente, die auf die Verwandtschaft mit der Laufente. Die beweglichen Tiere lassen sich gut in größeren Herden halten. Große Ausläufe werden futtermäßig gut ausgenutzt.

Körpergewicht: Erpel: 3 kg, Ente: 2,5 kg.
Legeleistung: ca. 80 Eier pro Ente und Jahr
Eigewicht: 70 g

Seit dem Jahr 2000 schwankt der Bestand zwischen 350 und 590 Tieren. Im Jahr 2013 wurden 249 weibliche und 110 männliche Tiere erfasst. Die Orpington Ente steht auf der Roten Liste der GEH und des BDRG in Kategorie II "gefährdet".

Die Warzenente

Die Warzenente ist äußerst flugfähig und stellt ein Bindeglied zwischen Enten und Gänsen dar. Es handelt sich bei der Warzenente um die domestizierte Form der Moschusente aus Südamerika. Sie sind also nicht mit unseren Hausenten verwandt und bilden eine eigene Art. Sie wurde von den amerikanischen Ureinwohnern seit Jahrhunderten gehalten. Im Jahre 1514 brachten spanische Schiffe diese Entenart das erste Mal nach Europa. Von da aus erfolgte eine rasche Verbreitung nach Afrika, Madagaskar und dem tropischen Asien. Tiere dieser Rasse kamen erstmals im 18. Jahrhundert nach Deutschland, erst in den 1940er Jahren wurde aber ein einheitlicher Rassestandard für Warzenenten festgelegt. Die Rasse erreichte in der DDR einen Zuchtstand auf höchstem Niveau, dort wurde sie staatlich gefördert und wissenschaftlich bestens betreut. Nach der Wende wurde die Warzenentenzucht großflächig aufgegeben, nur noch Liebhaben hielten an der Rasse fest. Die Warzenente wird mitunter auch als auch als Stumm-, Flug-, Türken-, Moschus-, Bisam- oder Barbarie-Ente (von franz. Canard de Barbarie) bezeichnet. Geflügelhändler und auch der Handel spricht immer noch von der "Flugente", da sich mit diesem Namen bessere Gewinne erzielen lassen.

Sie ist widerstandsfähig, schnellwüchsig und liefert besonders mageres Fleisch. Im Gegensatz zu den Hausenten können Warzenenten nicht quaken, daher die Bezeichnung "Stummente". Obwohl diese Tiere ein beachtliches Gewicht erreichen, sind sie durch ihre muskulösen und großen Flügel flugfähig. Auch die Daunen dieser Tiere werden häufig genutzt. Typischerweise ist der Erpel erheblich größer als die Ente und besitzt keine Schwanzlocke. Warzenenten haben einen breiten und langgestreckten Körper, einen S-förmigen Hals mit großem Kopf und flacher Stirn. Der Name bezieht sich auf die mit flachen Warzen bedeckten Gesichtshaut und die Stirnwarze. Die ursprünglichen Farbschläge, die vor 1930 schon gezüchtet wurden sind blau, blau-gescheckt, blau-wildfarbig, braun-gescheckt, braun-wildfarbig, schwarz-gescheckt, weiß, wildfarbig, wildfarbig mit Latz. Die frohwüchsigen, brutfreudigen, sehr fruchtbaren Warzenenten haben zudem gute Muttereigenschaften, Enten führen ihre Küken gut und sicher. Das Fleisch ergibt einen schmackhaften Braten.

Körpergewicht: Erpel: 4 - 5 kg, Ente: 3 kg
Legeleistung: ca. 40 Eier pro Ente und Jahr
Eigewicht: 80 g

Seit dem Jahr 2000 hat der Bestand der Warzenenten in Deutschland von 5418 auf 3612 Tiere abgenommen. Er setzte sich 2013 aus 2545 weiblichen und 1067 männlichen Tieren zusammen.

Auf der Roten Liste der GEH und des BDRG findet sich die Warzenente in der Kategorie IV "Vorwarnstufe".


Ansprechpartner zu gefährdeten Entenrassen und weiteren Rassen der Roten Liste:

Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V.
(GEH) Walburger Str. 2, 37213 Witzenhausen, Tel.: 05542-1864, Mail: info[at]g-e-h.de, www.g-e-h.de

Sonderverein der Entenzüchter Deutschlands von 1895 e.V. zur Erhaltung und Förderung der Entenrassen
Paul-Erwin Oswald, Am Kreuz 18 67578 Gimbsheim, Tel. 06249-6217, Mail: entenoswald01[at]aol.com, www.enten-sv.de

Deutsche Pekingente und Orpingtonente
GEH-Geschäftsstelle

Warzenente
GEH-Rassebetreuer Marcus Koch, Mühlenweg 3, 34388 Trendelburg, Mail: Marcus.koch1977[at]web.de

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Quelle:
Pressemitteilung, 20.12.2016
Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V.
GEH-Geschäftstelle: Walburger Str. 2, 37213 Witzenhausen
Tel.: 05542/1864, Fax: 05542/72560
E-Mail: info@g-e-h.de
Internet: www.g-e-h.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Dezember 2016

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